Kapitel 7

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>>ANGELICA?! DAS IST DOCH WOHL NICHT DEIN ERNST!<< schrie ich Jack entgegen. Ich hoffte, dass ich niemanden geweckt hatte, denn es war schon mitten in der Nacht. Und trotzdem, warum regte es mich so auf? Bei einer anderen Frau wäre ich nicht so wütend, warum dann ausgerechnet bei Angelica. War es, weil ich Jack doch etwas mehr mochte, als ich mir selber eingestand? War es, weil ich weiß, dass Jack sich zu Angelica hingezogen fühlt? Ich gab es nur ungern zu, aber so war es.  Toll, Elli! Erst ein paar Tage hier und schon verliebt. Ist ja mal wieder so typisch du!

>>Hey, reg dich nicht so auf, Liebes. Ich kann doch auch nichts dafür.<< versuchte Jack mich zu beruhigen, erreichte damit aber das Gegenteil. Er nannte mich immer nur Liebes, ich hatte auch einen Namen! Sonst regte es mich eigentlich nicht auf, aber in dieser Situation war das einfach zu viel. Ich schmiss Jacks Pistole auf den Boden, nahm den Bogen und den Köcher und stapfte an Jack vorbei. Als ich schon an der Treppe stand, die unter Deck führte sagte ich noch mit kontrolliert ruhiger Stimme: >>Ich schlafe bei der Crew.<< Ich nahm schon die erste Treppe als Jack zu mir kam und meinte: >>Ach komm schon Liebes. Eine frau sollte doch nicht bei der Crew schlafen.<< Da war schon wieder dieses >Liebes<!

Ich drehte mich betont langsam um und sagte dann mit einem zuckersüßem Lächeln und eiskalter Stimme: >>Gute Nacht, Captain.<< Jack zuckte bei dem Wort >Captain< merklich zusammen. Anscheinend hatte es ihn verletzt. Gut so. Ohne ein weiteres Wort ging ich unter Deck zu der Crew und spürte wie Jack mir nachstarrte.

Die ganzen Piraten schliefen schon und soweit ich erkennen konnte, war auch keine Hängematte mehr frei. War ja klar. Ich überlegte. Auf dem Boden konnte ich nicht schlafen und bei Jack wollte ich  nicht schlafen. Da blieb ja nur noch eine Möglichkeit: Das Krähennest.

Kurz darauf saß ich dann also im Krähennest, Bogen und Köcher auf dem Schoß und starrte auf das Meer hinaus, dass sich wie dunkelblaue Tinte über die Welt ergoss. Ich war kein bisschen müde, ich meine ich hab ja schon die halbe Nacht geschlafen und dann auch noch der Streit mit Jack. Naja, man konnte da ja nicht wirklich Streit nennen.

Die Tränen kamen plötzlich. So plötzlich, dass ich nichts gegen sie unternehmen konnte. Ich ließ ihnen einfach freien Lauf und so saß ich da, bis sich der feuerrote Ball Stück für Stück aus der Tinte rauskämpfte. Heute würde es wieder heiß werden, dass merkte man jetzt schon.

So plötzlich wie die Tränen kamen, kam auch das Schuldgefühl. Jack konnte wirklich nichts dafür, dass wir ausgerechnet Angelica mit ins Team nehmen mussten. Okay, ich habe es schon geahnt, da ja irgendwie alle schon mal in den Filmen aufgetaucht sind. Aber über so eine Anna-Maria hätte ich mich echt mehr gefreut. Dieses Gefühl nagte so lange an mir, bis ich den Entschluss gefasst hatte, mich bei Jack zu entschuldigen.

Schnell stieg ich das Krähennest runter, ging zu der Kajüte und klopfte behutsam an die Tür. >>Jack? Jack, bist du wach?<<

Keine Antwort.

Vorsichtig öffnete ich die Tür und lugte hinein. Alles leer, bis auf das Bett, dort lag ein friedlich schlafender Jack. Na toll, ich hatte mich die Nacht ausgeheult und er hatte schön geschlummert. So leise es ging trat ich in die Kajüte, legte den Bogen und den Köcher ab und trat an das Bett. Jack lag auf dem Rücken, den Oberkörper frei und seine Beine zugedeckt. Das ah schon verdammt sexy aus!

Diesen Effekt zerstörte jedoch die Rumflasche, die in Jack rechter Hand war und in der nur noch der Boden bedeckt war. Jetzt roch ich auch die extreme Alkoholfahne. Er muss echt viel getrunken haben. Ein kleines Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus. Das war wegen mir, da war ich mir ganz sicher. Es ging also doch nicht so einfach an ihm vorbei.

Fluch der Karibik - Liebliche GefahrenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt