Kapitel 17

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Ich träumte.

Mal wieder.

Aber diesmal würde es anders werden. Ich würde die Kontrolle übernehmen. Ich würde in Piontros Traum eintauchen und dort Schaden anrichten. Ich würde diesmal die böse spielen.

Und das tat ich auch. Ich wusste zwar nicht, wie ich es angestellt hatte, aber ich war in Piontros Traum. Er saß einfach nur da, in genau der gleichen, vertrockneten Blumenwiese in der wir uns schon vorher begegnet sind und blickte starr nach vorne. Zuerst dachte ich, dass er nur ein Gebilde meines Traumes war, jedoch ging von ihm eine sehr reale und vor allem starke Präsenz aus, so dass ich mir eigentlich ziemlich schnell sicher war, dass er der echte Piontro war. Langsam schritt ich auf ihn zu und als ich direkt hinter ihm stand wollte ich ihm eigentlich von hinten an die Kehle packen und so feste zudrücken, bis ich meine eigenen Fingerkuppen wieder spürte.

Jedoch kam es nicht dazu.

Piontro blickte weiterhin nach vorne und ich stand irgendwie…zufrieden hinter ihm? Wie konnte ich zufrieden sein? Gerade jetzt?

„Elli, warum setzt du dich nicht neben mich? Du musst ziemlich geschafft sein.“ Vernahm ich auf einmal die wohltuende Stimme des Piraten. Ohne zu antworten tat ich was er verlangte und setzte mich dicht neben ihn. Eigentlich sollte ich mich – wenn ich mich schon zu ihm setze – einen gesunden Abstand halten, jedoch vertraute ich ihm in diesem Moment. Ich konnte es nicht erklären, es kam einfach aus  meinem tiefsten Inneren.

Ich blickte zu ihn und als er meinen Blick erwiderte und seine kühlen, blauen Augen meine trafen schien es so, als würde sich meine brodelnde Seele beruhigen und in einem Meer aus Sorglosigkeit dahingleiten. Warum passierte das gerade.

Piontro saß mit leicht angewinkelten Beinen dort und als er anscheinend merkte, dass sich meine Seele komplett beruhigt hatte, nickte er kurz auf seinen Schoß und bedeutete mir somit, dass ich mich dort hinsetzen sollte. Ohne zögern tat ich dies. Mein Körper handelte von alleine, es war aber nicht so, als würde ich mich dagegen wehren. Ich ließ es einfach geschehen.

Kurzerhand saß ich also breitbeinig auf Piontros Schoß und hatte meine Arme hinter seinem Nacken verschränkt. Trotzdem hielt ich noch so viel Abstand, dass ich ihn anschauen konnte. Er hatte seine Arme sanft um meinen Rücken gelegt und zog mich immer näher zu sich. Irgendwann ruhte mein Kopf auf seiner Brust, die sich regelmäßig auf und ab bewegte. Ich schloss meine Augen und lauschte seinem Herzschlag. Er war – ebenfalls wie Piontros Atmung – ruhig und gleichmäßig.

„Du darfst hassen, weißt du?“ durchbrach der Pirat die Stille und jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ohne aufzublicken erwiderte ich: „Warum sollte ich hassen, wenn ich selber für sein Verhalten verantwortlich bin?“ Ich wusste genau, dass Piontro auf Jack anspielen wollte. „Rechtfertigt das den seinen Betrug an dir?“fragte der Dämon weiter. „Ich bin es selbst Schuld. Angelica hat nur ihre Bedürfnisse gestillt. Ich kann es ihr nicht nachsehen. Ich hätte es wahrscheinlich auch getan.“ „Rechtfertigt das auch, dass Angelica vorhat Jack so lange zu verführen, bis er dich freiwillig an mich überreicht, damit sie ungestört mit ihm leben kann?“ Abrupt riss ich meine Augen auf und meine eben noch so ruhige und friedliche Seele schien vor Hass, Wut und Trauer zu explodieren.

Langsam richtete ich mich auf und blickte Piontro direkt in die Augen. Ich versuchte auch nur die Spur einer Lüge in ihnen zu erkennen, fand jedoch nichts. Der Satz hallte durch meinen Kopf und allmählich verfinsterten sich meine Gedanken. „Hasse sie. Hasse sie alle.“ flüsterte Piontro hypnotisch und näherte sich meinem Gesicht.

Um meine Gedanken legte sich ein Schleier aus Wut und Verachtung, meine Seele wurde immer sichtbarer und mein Verlangen immer größer.

Schließlich legte Piontro seine wirklich unglaublich weichen Lippen auf meine und ich erwiderte diesen Kuss mit voller Hingabe.

Fluch der Karibik - Liebliche GefahrenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt