Der Tag danach- Teil 2

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»Ich möchte echt nicht sagen, dass meine Mutter keinen Geschmack hat, aber das Kleid, welches sie für mich rausgelegt hat, ist das Schlimmste was ich je gesehen habe.«, sage ich zu Milan, welcher das Kleid mit dem gleichen Blick wie ich anschaut.

»Ich möchte denjenigen der es erschaffen hat am liebsten umbringen. Das Kleid ist ja eine Zumutung!«,gibt er kopfschüttelnd von sich.

»Ich werde das definitiv nicht anziehen. Lieber bringe ICH mich um.«

Ich kann nicht definieren welche Farbe das Kleid hat, ich weiß noch nichtmal ob es überhaupt eine Bezeichnung dafür gibt. Der Schnitt mag ja noch gehen, doch auch über diese Fransen kann ich echt nur lachen.

»Zieh einfach was aus deinem Kleiderschrank an, da sind genug andere Sachen drin. Wenn du das Kleid da anziehst, muss ich mit dir Schluss machen.«

Milan grinst mich an und zeigt auf das Kleid, das vor mir auf dem Bett lag. Er hat recht. Ich habe noch andere Kleidung in meinem Schrank, also sollte es nicht so schwer sein etwas zum anziehen zu finden, aber was wird meine Mutter dazu sagen?

Zwanzig Minuten später stehe ich vor meinem großen Spiegel und schaue ein letztes Mal ob auch alles okay aussieht. Ich entschied mich für einen schwarzen Jumpsuit, der zwar elegant ist, in dem ich mich aber auch nicht eingeengt fühle. Schlicht aber classy.

Meine langen braunen Haare habe ich zu Locken gedreht und auf der einen Seite geflochten, so liegen sie nur noch auf der linken Schulter.

Beim schminken hab ich mich wie immer zurück gehalten. Ein bisschen Concealer, Puder, einen leichten Lidstrich und ein wenig Maskara. Ich mag es eher natürlicher.

»Wenn du nicht sofort raus kommst, verpasst du die ganze Party.«, schreit Valentina mir durch die Tür zu.

»Jaja, ich bin gleich da. Regt euch alle ab, ist ja nicht so, als würde die Welt untergehen, wenn ich nicht sofort da bin.«, murmle ich noch schnell, bevor ich in meine schwarzen Sandaletten schlüpfe.

Ich reiße meine Zimmertür auf. ››Ich bin ja schon da, wir...‹‹, stoppe ich auf einmal selber.
Oh mein Gott. Meine Mutter hat für alle das gleiche Kleid gekauft. Es sieht sogar an Valentina grauenvoll aus.

Warum muss unsere Mutter uns so quälen? Ich dachte sie liebt uns, aber diese Kleider beweisen das komplette Gegenteil.

»Ich gebe dir einen Tipp: Zieh dich um. Du siehst schrecklich aus.«, erkläre ich.

»Danke.«, entgegnet sie ironisch und geht in ihr Zimmer um sich etwas anderes anzuziehen.

Auf dem Weg nach unten treffe ich auf Lena und auch sie muss leiden.

»Gott, woher hat sie die bloß?‹‹, frage ich mich selber.
»Bitte sag mir, dass ich das nicht tragen brauch. Ich möchte in diesem Ding noch nichtmal begraben werden. Das ist ein Albtraum!«
»Zieh dir was anderes an. Ich kläre das nachher mit unserer Mutter. Verbrenn es am besten.«

Spencer rennt an mir vorbei und flüchtig kann ich sehen, was die Jungs tragen. Bloß gut haben sie was Ordentliches an.

Ich gehe runter in unseren riesigen Garten, der direkt an dieses viel zu große Haus anschließt. Draußen begegne ich schon einigen bekannten Gesichtern, doch nicht das wonach ich suche.

Nach fünf Minuten finde ich sie. Meine Mutter unterhält sich grade mit irgendeiner Tante.

»Entschuldigung, ich muss mal kurz unterbrechen. Mama, würdest du mal für einen kurzen Augenblick mitkommen? Ist sehr dringend.«

Sie schaut mich verdutzt an, kommt dann aber,nachdem sie sich bei ihrer Gesprächspartnerin entschuldigt hat, mit.

»Cara, was ist los? Warum trägst du nicht das Kleid, welches ich gekauft hatte?«
»Dieses Kleid ist eine Zumutung. Das wird keiner von uns tragen. Es ist grauenvoll«
»Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass es so schlimm für euch ist, aber wenn ihr es nicht tragen wollt ist das natürlich nicht schlimm. Ihr müsst euch ja wohl fühlen. Das was du an hast ist wunderschön. Du bist wunderschön!«, versichert mir meine Mutter und umarmt mich.

Danach geht sie wieder zu Tante wer-auch-immer und unterhält sich weiter mit ihr. Puh... Ein Glück ist diese Sache geregelt. Sie hat es besser aufgenommen als gedacht.

Ich will grade zurück zum Haus, da kommt mir Milan entgegen.
»Hey. Du siehst gut aus!«, meint er.
»Dankeschön. Du siehst auch nicht schlecht aus. Ich hab echt Glück mit dir.«
»Wer hier mit wem Glück hat können wir wann anders klären.«

Ich laufe auf ihn zu um ihn zu küssen. Er nimmt meine Hand und so laufen wir durch den Garten und begrüßen fast die Hälfte meiner Familie. Das dauert eine halbe Stunde. Warum zur Hölle haben wir so viele Verwandte? Das ist ja grauenvoll.

Der Abend zieht sich hin und um so später es wird um so weniger Leute sind noch da. Schließlich sitzen wir in einer kleineren Runde auf unserer großen Veranda. Meine Eltern erzählen Geschichten aus ihrer Jugend, welche man sich kaum anhören kann, so grässlich wie die sind.

Außerdem noch Geschichten von uns Kindern. Da ich mir die fünfte Pipi-Panne nicht auch noch anhören will, beschieße ich auf mein Zimmer zu gehen. Milan folgt mir. Natürlich, auch er kann meine Eltern nicht mehr reden hören. Wir nehmen Spencer mit auf sein Zimmer, er hätte schon vor Stunden im Bett sein sollen.
Als er schließlich da ist, wo er hingehört, gehen auch wir ins Bett und ich falle sofort in einen tiefen Schlaf.

2 mit 16Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt