Der Tag an dem ich verwundert war

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Meine Eltern sehen sich ein letztes Mal an, bevor sie etwas antworten.

»Okay.«, sagt mein Vater.

Ein einfaches ›okay‹ habe ich jetzt nicht erwartet.

Daraufhin antwortet meine Mutter: »Also, das ist jetzt überraschend.«

Auch das habe ich nicht erwartet. Ich dachte sie würden mich anschreien oder mich eiskalt ignorieren oder alles andere, aber nicht, dass sie so gelassen reagieren. Bin ich im falschen Film? Träume ich und es ist alles gar nicht wahr? Wenn ja, dann sollte man mich an dieser Stelle aufwecken.

Meine Eltern, die sonst immer mega streng sind und alles perfekt haben wollen, sind jetzt total entspannt und rasten nicht vollkommen aus. Was ist los mit ihnen?

Ich kann das nicht verstehen und so muss ich auch aussehen, denn schließlich sagen sie etwas was mich noch mehr schockieren soll.

»Deinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, bist du doch... sagen wir verwirrt?«

»Ja! Ich meine, ich habe euch grade erzählt, dass ich schwanger bin und ihr... ihr sitzt hier und tut so als hätte ich gesagt, dass ich ab heute Lippenstift trage. Ihr tut so als wäre das das natürlichste der Welt, als würde ich das jeden Tag zu euch sagen. Ich habe damit gerechnet, dass ihr mich umbringt, wenn ich es euch beichte.«, gebe ich immer noch perplex von mir.

Ich sehe zu Milan, der den gleichen Gesichtsausdruck hat wie ich. Er kann es auch nicht fassen, wie meine Eltern reagieren. In dem Moment als ich grade wieder zu meinen Erziehungsberechtigten schauen will, kneift Milan die Augen zu Schlitzen zusammen und schaut meine Eltern misstrauisch an.

»Irgendwas stimmt hier nicht. Ihr zwei verheimlicht was oder was weiß ich, aber hier stinkt es ganz gewaltig.«, sagt er nachdem er sie sieben Minuten lang angesehen hat und ich in diesen sieben Minuten immer wieder zwischen den dreien hin und her geschaut habe.

Ich sehe nun zu meiner Mutter um abzuschätzen, was sie gleich sagen oder tun wird, doch ich kann ihren Gesichtsausdruck nicht richtig deuten und in ihren Augen ist etwas was ich auch nicht erkennen kann.

Ich bin aufgeregt, wie ein kleines Kind. Ich spüre das Adrenalin, welches sich seit bestimmt einer geschlagenen halben Stunde in meinem Körper breit macht.

Wie lange sitzen wir eigentlich schon hier? Ist es schon eine halbe Stunde? Ist es länger oder sogar kürzer? Ich weiß es nicht und dank dieser super Einrichtung kann ich auch nicht nachschauen. Meine Eltern fanden nämlich, dass eine Uhr im Wohnzimmer viel zu überflüssig ist. Das sah ich natürlich anders, was ich jetzt auch wieder festgestellten muss.

Mein Vater ist nun auch bereit etwas zu sagen.

»Da gibt es tatsächlich etwas, was du nicht weißt, Cara.«

»Was...?«

»Also, vor 20 Jahren...«, fängt meine Mutter an, muss aber sofort aufhören, da sie die Tränen nicht mehr zurück halten kann.

2 mit 16Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt