Diesen Abend war ein besonderes Essen geplant. Einer der Patienten hatte Geburtstag. Ich kannte ihn nicht, aber das gemeinsame Essen war so wie so Pflicht.
Stiles begleitete mich in den Saal. Zum ersten Mal sahen die anderen mal einigermaßen Glücklich aus, so etwas sah man hier ja leider nur selten.
Eine der Krankenschwestern brachte, nachdem alle Patienten an ihrem Platz saßen, einen Kuchen an der Tisch, an dem das Mädchen saß, dass Geburtstag hatte.
Ich sah zu ihr, sie sah sehr traurig aus, dafür, dass es ihr Geburtstag war.
Dann erkannte ich sie doch.
Es war das Mädchen das damals in meinem Zimmer ausgerastet war und mich verschlagen hatte.
Als ich bemerkte, dass sie auch zu mir sah, schaute ich beschämt wieder auf den Boden.
Das Essen verlief trotzdem wie immer. Alles war Still und Langweilig. Mehr, als noch ein kleines Geschenk für Sie, war dann auch nicht drinnen.
Nach dem Abendessen gingen ich und Stiles wieder zusammen auf unser Zimmer. Doch auf halbem Wege im Flur musste Stiles auf Toilette.
"Ernsthaft, als ob du die paar Meter nicht noch durchhältst..!"
"Nein, ich muss jetzt", protestierte er und verschwand auf der Toilette im Flur.
Ich wartete auf Stiles im Flur und lies mich mit dem Rücken entlang der Wand runterrutschen. Ich saß also mit dem Rücken zur Wand auf dem Boden.
Doch es dauerte ewig, bis Stiles kam.
Plötzlich konnte ich Schritte auf dem Flur vernehmen.
Sie kamen näher, als ich zwei Beine vor mir stehen sah, blickte ich nach oben und erkannte das Mädchen.
Verängstigt versuchte ich nach hinten auszuweichen, doch hinter mir war ja schon die Wand. Ich presste mich also gegen die Wand.
"Hast du Angst?", fragte sie und steckte mir ihre Hand hin.
"Das musst du nicht, komm steh auf!"
Ich nahm endlich ihre Hand und sie half mir auf.
"Was willst du?"
"Mich für letztens entschuldigen, tut es noch weh?"
"Nein"
"Und dein Bein?"
"Mein Bein?"
"Ist es nicht gebrochen?"
"Achso, ja. Die Ärzte sagen zwar ich soll es schonen, aber es tut überhaupt nicht weh und ich kann auch rennen und..."
Sie unterbrach, "du solltest auf die Ärzte hören, sie wissen schon, was sie tun."
Ich schaute sie einen Moment still und fragend an.
"..ich meine nicht nur was dein Bein angeht!", mit diesen Worten verabschiedete sie sich und ging.
"Was meint sie..."
"Hey, sorry, hat etwas länger gedauert", entschuldigte sich Stiles verlegen, als er endlich mal aus der Toilette kam.
Ich wollte gar nicht wissen, was er zu verbergen hatte, als ich plötzlich spürte das mein Fuß nass wurde. Ich schaute zu Boden und aus dem Bad floss Wasser.
"Die Toilette war verstopft und.."
Ich schaute ihn angewidert an und hielt ihm die Hand vor den Mund,
"so genau will ich es nicht wissen"
"Naja, du sahst aber zuerst auch ganz überfordert aus, als ob etwas passiert wäre während ich weg war"
"Ja, dieses Mädchen war hier und sie hat irgendwas komisches gesagt...",
weiter kam ich nicht, da kam eine der Putzfrauen um die Ecke und blieb wie angewurzelt stehen.
Im nächsten Moment konnten ich und Stiles uns schon mit Lappen, auf dem Boden kniend, den Flur wischend sehen.
So kam es.
Es dauerte Stunden, bis fast mitten in die Nacht. Bis dahin hatte Stille geherrscht, doch Stiles war viel zu neugierig.
"Was hat sie eigentlich genau gesagt?"
"Sowas, wie, dass ich mein Bein nicht belasten soll, weil die Ärzte schon wissen was sie tun. Und dann meinte sie noch: nicht nur was mein Bein angehe"
"Die Ärzte wissen was sie tun, nicht nur was dein Bein angeht..? Was haben die denn noch getan?"
"Naja, sie halten mich hier fest..."
"Stimmt"
"...und ich darf Mike nicht sehen!"
"Oh nein!", Stiles schaute ganz erschrocken.
"Was ist denn?"
"Das wird es wohl sein was sie meinte!"
"Das ist totaler Blödsinn, ich brauche Mike. Die Ärzte haben doch gar keine Ahnung!"
Stiles stand auf und nahm mir den Lappen aus der Hand.
"Ich mach das hier fertig und du durchsuchst deine Akten!"
"Spinnst du ?!", mein Herz raste, aber irgendwie wollte ich das doch schon tun.
"Na gut, ich kanns ja tun.."
"Nein!", entgegnete ich ihm.
"Ich mach das schon selber!"
Ich stand auf und ging zum Büro.
Vor der Tür, die ein milchiges Glas besaß, versuchte ich durch das milchige Glas zu erkennen ob sich jemand darin befindet. Keine Chance.
"Durch dieses Milchglas erkennt man aber auch gar nichts", flüsterte ich mir selbst zu.
Ich öffnete die Tür also langsam einen Spalt um herein sehen zu können.
Niemand da. Ich betrat das Büro und wühlte vorsichtig in den Regalen und Schubladen herum. Als ich meine Akte fand hörte ich Schritte, die auf das Büro zukamen.
Ich versuchte mich zu verstecken, doch es gab einfach kein Versteck. Plötzlich stand der Oberarzt in der Tür.
"Junger Herr..?", gab er nur von sich.
Ich erschrak und zuckte kurz zusammen.
"..was wird das?!!", wollte der Oberarzt wissen.
Ich wusste nicht was ich tun sollte.
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16.353 Wörter
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Mike & Milian | (abg.)
Romansa• Abgeschlossen! Milian erzählt von seiner Vergangenheit, tastet sich langsam an die Gegenwart ran. Doch was passiert dann? Milian erzählt von seiner Vergangenheit. Wie er mit Mike zusammen kam und sie sich bei ihren Eltern outeten. Doch seine Verg...