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Als ich das Zimmer betrat saß das Mädchen angelehnt an der Wand,

ihr Arm blutete und sie weinte und schlug mit ihrem Hinterschädel gegen die Wand.

Stiles war gar nicht im Raum.

Als ich zu dem Mädchen ging und nach ihr sehen wollte, stand Stiles plötzlich hinter mir.

"Stiles..".

"Jetzt wird er auch mich verprügeln, warum steckt man mich auch mit jemandem, der so extreme Aggressionen hat in ein Zimmer?", dachte ich verängstigt.

"Keine Sorge, ich habe ihr nichts getan", sprach Stiles, als ob er meine Gedanken gelesen hätte.

"Sie hat sich selbst verletzt und ist total außer sich in dieses Zimmer gestürzt und dann zusammengeklappt. Sie ist zwar wieder zu sich gekommen, aber es geht ihr nicht gut."

Mit einem feuchten Lappen wischt er ihr das Blut von den Armen, er war also im Bad des Zimmers gewesen um einen Lappen zu holen.

Als er wieder ging um den Lappen wegzubringen griff das Mädchen nach meinem Arm und zog mich zu sich, mit voller Wucht gegen die Wand.

Dann stand sie auf und schaute mich mit Tränen in den Augen und einem psychotischen Blick an und fing an zu schreien,

"Ich kann dir doch genau ansehen, dass du das alles hier nicht nötig hast,

du denkst du hättest Probleme aber wahrscheinlich willst du nur Aufmerksamkeit, sieh mich an, dann weißt du wie jemand aussieht der Probleme hat".

Ich schaute das Mädchen verwirrt an und hielt mir mit einer Hand die Wunde an meinem Kopf, die entstanden ist als ich von ihr gegen die Wand gezogen wurde.

Ich blutete.

Im nächsten Moment, als das Mädchen ihren Satz beendet hatte, holte sie mit ihrem Bein aus und trat mir in den Bauch.

Ich spuckte Blut.

Sie trat noch einmal zu und noch einmal und gerade als sie mir noch ein letzten Mal mit voller Kraft in den Magen treten wollte kamen Ärzte in das Zimmer gestürmt und hielten sie zurück.

Sie zappelte und versuchte sich loszureißen, doch die Ärzte zogen sie nach draußen.

Ein anderer Arzt versuchte mir zu helfen.

"Jetzt fühlst du, wie ich mich jeden Tag fühlen muss, nur das mich niemand verprügeln muss, ich fühle den Schmerz weil man mich Jahre lang psychisch zerstört hat!",

kreischte sie noch und dann verschwanden die Ärzte mit ihr durch die Tür.

"Darf ich..?"

Der Arzt nickte und ging.

Und neben mich setzte sich Stiles.

"Hey, mach dir nichts draus, jeder hier hat seine Probleme, manche nicht so schlimme und andere etwas schlimmere, du darfst sie nicht ernst nehmen, sie hat es halt besonders schwer erwischt".

Ich stand ignorant auf und ging.

Ich schlenderte durch die Flure, bis ich schließlich in ein Gemeinschaftsbad ging und mir erhoffte dort kurz alleine zu sein, dass niemand rein kam.

Ich hatte Stiles Worte vorhin zwar schon mitbekommen, nur hatte ich andere Dinge im Kopf, als das ich noch Lust gehabt hätte, ihm irgendwie Aufmerksamkeit zu schenken.

Ich wusch mir mein Gesicht und das Blut floss zusammen mit dem Wasser in den Abguss.

Dann schaute ich in den Spiegel, betrachtete mich eine Zeit lang.

Meine Hände drückten den Rand des Waschbeckens, am liebsten hätte ich den Spiegel zerschlagen, doch ich beruhigte mich.

Ich zog mein Shirt nach oben um mir auch die Wunden an meinem Bauch anzusehen.

Ich hatte schon längst keinen Sixpack mehr, ich hatte viel zu sehr gemagert in der letzten Zeit.

Mein Bauch war zwar noch sportlich aber sehr dünn.

"Es gefällt mir nicht, aber ich verspüre keinen Hunger wenn ich an meine ganzen Probleme denken muss.."

Blaue Flecken bedeckten meinen kompletten Oberkörper.

"Dieses Mädchen ist echt krank", flüsterte ich mir leise zu.

Ich zog das Shirt wieder runter und sah mich wieder im Spiegel an.

"...du hast das nicht nötig ... wahrscheinlich hast du keine Probleme..."

Die Worte des Mädchens gingen mir durch den Kopf.

Ich fing an mir über ihre Worte doch Gedanken zu machen, obwohl Stiles mir gesagt hatte, ich solle das nicht tun.

Aber was, wenn das Mädchen Recht hat?

Am Abend konnte ich nicht schlafen und wälzte mich die ganze Zeit hin und her, Stiles bemerkte das, schlich sich aus seinem Bett rüber zu mir und legte sich zu mir.

"Ich glaube du brauchst jetzt jemanden an deiner Seite."

Ich nickte.

"Keine Sorge, ich bin ganz clever, ich hab schon bemerkt, dass du einen Freund hast, stimmts?"

Ich nickte wieder nur.

Stiles nahm mich in seinen Arm und ich wurde ruhig und konnte endlich einschlafen.

"Ich werd dir hier irgendwie raushelfen, du hast es nicht nötig hier zu sein, ganz im Gegenteil, hier ergeht es dir nur noch schlechter..", flüsterte Stiles, als ob er mit mir sprach. Doch er wusste, dass ich schon eingeschlafen war.

Dann schlief er auch ein.

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Mike & Milian | (abg.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt