Kapitel 16

59 4 2
                                    

Lucy P.O.V

 Scheisse. Der Raum sah wirklich genau so aus wie im Traum. Ich stand auf und ging zur Tür, in der Hoffnung, dass sie aufgehen würde. Doch -wie erwartet- war sie verschlossen. Ich war eingesperrt. All das kam mir so bekannt vor. Was, wenn der Traum eine Vision war? Was, wenn genau dieses Szenario eintreffen wird? Ich muss hier raus! Wild geworden vor Angst trat ich in die Tür, schlug so laut wie möglich mit meinen Fäusten darauf. Ich schrie nach Hilfe. Ich schrie nach Blake. Doch NICHTS passierte. Keine einzige Reaktion. Nicht einmal die Tür gab nach. Was konnte ich noch machen? Alles führte zu nichts! Der Adrenalinkick wurde schwächer und somit auch mein Kampfgeist. Mein Körper sank zu Boden, doch die Tränen stiegen hoch in meine Augen. Ich war verloren! Ich wusste nicht wo ich war, wie lange ich schon hier war, wer alles hier war… aber das Schlimmste war, dass ich nicht wusste wann ich Jake wiedersehen würde. Wie konnte Blake mir das antun? Wie konnte er das meiner Familie und meinen Freunden antun? Tat er das alles nur um sich an Jake zu rächen? Oder wollte er das weiterführen, was er vor dem Club angefangen hat? Wenn er mich „nur“ vergewaltigen will, warum entführt er mich dann und sperrt mich in einen Raum ohne Licht? Will er, dass ich sterbe? Wieso wählt er dann einen so langen und grausamen Tod? Was habe ich ihm getan, dass er mich so sehr hasst? Den einzigen Fehler habe ich wahrscheinlich begangen indem ich Jake liebe. Aber was ist sein Problem damit?

Fragen über Fragen.. aber keine Antworten. Tiefe Leere breitet sich in mir aus. Alle meine Gefühle existieren nicht mehr, alle meine Sinne existieren nicht mehr. Alles Adrenalin und Cortisol, was etwas in mir auslösen könnte, war wie aus meinem Körper gesogen. Ich fühlte mich wie gelähmt. Nicht nur körperlich, sondern auch geistig. So lag ich da, schloss meine Augen. Die Hände auf meinem Herz und dachte (ein letztes Mal) an Jake.

Ich erinnerte mich an alle schönen Erlebnisse in meinem Leben. Wie ich meine ersten Schritte ging. Zum ersten Mal selber essen konnte. Meinen ersten Schultag. Alle die Nachmittage, die ich lachend und frei von Sorgen im Wald spielte. Als meine Freunde und ich unsere Waldhütte fertig gebaut hatten. Meine Geburtstage. Mein erstes Volleyballtraining.  Mein erster Tag am Gymnasium. Dann der Umzug.. obwohl es am Anfang nicht schön war. Als ich Jake zum ersten Mal sah. Unser erster Kuss. Der Abend mit ihm im Club. In Gedanken spielte sich mein Leben noch einmal durch, so quasi als Abschluss. Nun war ich bereit zum Sterben, denn schlimmer als jetzt konnte es nicht mehr werden.

Es wurde hell vor meinen Augenlidern. War ich jetzt im Himmel? Ich öffnete meine Augen und sah eine Person vor mir. War das ein Engel? Diese Person brachte mir etwas zu Essen und zu Trinken. Es schmeckte echt gut und ich fühlte, wie mein Körper wieder stärker wurde. Meine Lebensgeister wurden wieder geweckt und ich fühlte mich befreit von allen Sorgen und Problemen. Ich sah ein goldenes Tor. Dahinter sah man eine riesige Paradieswelt. Es hatte eine wunderschöne Landschaft und lachende Menschen. Aussenrum war wie ein Magnetfeld, das rein- und rausgehen verhinderte. Der einzige Ein- und Ausgang war dieses goldene Tor. Davor stand dieselbe Person, die mir vorher Essen und Trinken gebracht hatte. Nun sprach diese Person mit einer Engelsstimme auf mich ein, bis ich wieder einschlief.

Plötzlich spürte ich, wie mir etwas in den Rücken knallte. Jemand öffnete mit Gewalt die Tür und da ich gerade dahinter lag, stiess mir diese gerade in den Rücken. „Aaaahhh“ schrie ich, es tat höllisch weh. „Sei nicht so ein Weichei, du Miststück!“ rief eine bösartige, männliche Stimme. „John, ich habe gesagt du sollst nett zu ihr sein“ sagte eine andere männliche Stimme. Ich glaube, das war Blake. „Steh auf und komm mit in die Küche, du musst etwas essen.“ sagte er. Nun sah ich ihn auch. Er kam auf mich zu und reichte mir seine Hand zum Aufstehen. Wieso war er plötzlich so nett zu mir? „Du fragst dich jetzt bestimmt wieso ich so nett zu dir bin..“ Scheisse kann der Gedanken lesen?! „Weisst du, es war nie meine Absicht, böse zu dir zu sein. Es geht mir nur darum, dass Jake leidet, so wie ich gelitten habe. Ich will aber nicht, dass du stirbst, das wäre viel zu schade um so eine Schönheit. Solange du bei mir bist, wird es dir gut gehen. Mach einfach das, was ich dir sage und du hast keine Probleme.“

All or nothing!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt