Meine Augen waren schwer, wie Blei. In meinem Kopf rauschte es, was mich mächtig nervte. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ich lag nicht bei mir Zuhause im Bett. Meine zweite Vermutung war die Matratze, auf der ich immer schlief, wenn ich bei meiner besten Freundin war. Aber mal abgesehen davon, dass sich weder die eine, noch die andere Matratze so anfühlte, war hier etwas falsch. Es fühlte sich anders an, es roch anders. Nicht blumig, wie bei Stella, oder nach dem üblichen Raumerfrischer von meiner Mutter. Außerdem war es unüblich, dass ich morgens meine Augen nicht auf bekam. Auch meinen Mund konnte ich nicht bewegen. Ebenso, wie meine Arme und Beine. Meinen Oberkörper aber konnte ich hin und her bewegen. Das fiel mir erst jetzt auf, wenn ich es versuchte. Träumte ich noch? War ich etwa noch gar nicht aufgewacht? Nein! Das konnte nicht sein. Auch wenn sich mein Körper vollkommen dumpf anfühlte, wusste ich, dass ich nicht schlief.
Nackte Panik machte sich in mir breit und ich versuchte Worte aus meinem Mund zu bekommen. Aber es kamen nur unverständliche Geräusche.
Deine Hände! Du musst sie bewegen! Steh auf! Mach was! Irgendetwas!
Ich versuchte es. Wirklich. Aber irgendetwas blockierte meine Handgelenke. Auch meine Beine ließen sich nicht bewegen.
Fesseln!
Natürlich! Fesseln. Jetzt spürte ich sie auch und das hemmende Gefühl verschwand langsam aber sicher. Ich bemerkte sie Fesseln, die in meine Handgelenke, Knöchel und auch Oberschenkel einschnitten und sie zusammen hielten. Die mich vollkommen bewegungsunfähig machten. Ich rüttelte kräftig daran, aber nichts änderte sich. Die Fesseln pressten mich weiter zusammen. Ich wollte meine Arme anheben, doch ich wurde wieder zurück gerissen. Ich war irgendwo fest gemacht worden.
Über meinen Augen konnte ich ein Tuch fühlen, das eng und straff um meinen Kopf gebunden war. In meinem Mund spürte ich ebenfalls Stoff und darüber war, wenn ich es richtig erkannte, Paketband.
Hastig versuchte ich meinen Mund zu bewegen und die Muskeln einzusetzen, um es zu lockern, doch es funktionierte nicht. Stattdessen rutschte das Stoffstück, dass mich knebelte nur noch weiter in meinen Mund. Ich begann zu Würgen und mein Herzschlag beschleunigte sich. Was zum Teufel passierte hier? Ich hatte keine Erinnerungen mehr und war kurz davor zu sterben. Ich war vollkommen alleine.
Nicht unbedingt...
Was? Doch! Wenn jemand bei mir wäre, hätte er mir doch ganz sicher geholfen. Oder etwa nicht? Doch! Wieso sollte mich jemand ersticken lassen?
Ich hatte das Gefühl, erbrechen zu müssen, doch Gott sei Dank schaffte ich es das Tuch aus meinem Rachen zu bekommen. Ich keuchte, was sich durch den Knebel aber nicht mal richtig zu hören war. Tränen brannten hinter meinen geschlossenen Augen und kämpften sich unter meinen Lidern hervor, um dann von dem Stoff über meinen Augen aufgefangen zu werden.
Wo war ich? Was war passiert? Angestrengt versuchte ich mich zu erinnern. Der Streit mit meiner Mutter. Das wusste ich noch. Also musste ich danach zu Stella gegangen sein. Nicht wahr? War das hier ein dummer Scherz? Wenn ja, war es nicht lustig. Es war gefährlich und ich hatte Angst. Mein Herz schlug fest gegen meine Brust und ich konnte das Pochen bis in meine Ohren fühlen.
Das würde Stella niemals tun!
Stella würde es nicht tun. Stimmt. Sie war wagemutig, aufgedreht und ab und zu etwas verrückt. Sie lässt sich oft auf dumme Dinge an, doch so etwas würde sie niemals tun. Nicht mal, wenn sie sturzbesoffen wäre. Sie wusste, dass ich nicht der Typ für so was war und würde mir das nicht antun. Das wusste ich.
Ich versuchte meinen Herzschlag, der rasant in die Höhe geschossen war, wieder zu beruhigen, um das Pochen und Rauschen aus meinen Ohren zu bekommen. Als es einigermaßen verschwunden war, versuchte ich zu hören, ob jemand in meiner Nähe war. Aber Nein. Vollkommene Stille. Nichts.
Doch! Da! Hör doch hin!
Ich atmete schnaubend aus meiner Nase aus und versuchte, nicht zu hyperventilieren, als ich ein Knacksen aus der Richtung hörte, wo sich mein Kopf befand. Und dann fiel es mir wieder ein.
Ich war bei Stella. In der Küche und habe etwas getrunken. Dann waren da die Männer. Das Chloroform! Ich wurde betäubt! Scheiße! Was zum Teufel lief hier? Was wollten diese Männer von mir?
Du wurdest entführt!

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Vertauscht
FanfictionEigentlich wollte Lacy nur einen schönen Abend mit ihrer besten Freundin verbringen. Doch anstatt am nächsten Morgen auch in Stella's Zimmer aufzuwachen, befindet sie sich an einem Ort, von dem sie nicht weiß, wo er ist, ist gefesselt und vollkommen...