--- Stella POV ---
Die Tränen, die mir die Wangen hinunterliefen, verursachten juckende Spuren auf meinem Gesicht. Meine Augen schmerzten und waren Blutunterlaufen. Wie lange war meine beste Freundin jetzt schon weg? Ich wusste es nicht mehr. Oh Gott! Wie hatte ich nur zulassen können, dass sie entführt wurde. Es war ja wohl klar, dass sie nicht Lacy, sondern mich wollten. Von Lacy's Familie konnten sie nichts holen, meine Familie hingegen hatte Geld wie Heu und keine Scheu, es auszugeben. Ich fühlte mich so unsagbar schuldig, weil Lacy statt meiner leiden musste. Das hatte sie wirklich nicht verdient. Ich konnte mich noch an die Minuten erinnern, in denen ich langsam verstanden hatte, dass meine beste Freundin nicht einfach nach Hause gegangen war.--- Flashback ---
Langsam taumelte ich die Treppe nach unten, wo ich Lacy vermutete. Sie war nicht in ihrem Bett gewesen, was ich etwas merkwürdig fand, weil sie eigentlich eher eine Langschläferin war. Aber vermutlich hatte sie einfach Hunger bekommen.
Durch das Haus strömte der leckere Geruch von Pfannkuchen. Das war Lacy's Lieblingsgericht.
„Lacy, du Vielfraß!", lachte ich laut und trampelte weiter die Stufen nach unten. „Wehe, wenn du mir nichts übrig lässt!"
Doch als ich unten ankam, war es nicht Lacy, die in der Küche stand, sondern Hélène, die in der Küche stand.
Hélène war unsere, aus Frankreich stammende, Köchin. Sie war Ende 40 und konnte unsere Sprache eher mäßig, weshalb sie immer wieder französische Wörter mit einfließen ließ.
„Oh! Wie schön Sie zu sehen. Comment ca va? Où est Lacy?", plapperte sie darauf los, als sie mich sah. Verwirrt blickte ich sie an. Ich war so irritiert, weil sie nicht, wie ich dachte, Lacy war, dass ich nicht einmal über ihre Art zu reden grinsen könnte. Ganz egal, wie unbeholfen sich ihr Akzent noch anhörte.
„Ich dachte eigentlich Lacy wäre hier unten", gestand ich und blickte mich fragend um.
„Oh, non! Ihre chausser sind noch im Flur", meinte sie und unterbrach sich nun bei ihrer Arbeit, den Turm mit Pfannkuchen, den sie wohl extra für Lacy und mich gemacht hatte, zu stapeln.
„Das kann doch gar nicht sein", widersprach ich. Aber sie hatte Recht. Ihre Schuhe und ihre Tasche waren noch da. Sie wäre ja wohl kaum ohne ihre Schuhe nach Hause gelaufen.
Mein Herzschlag beschleunigte sich und mein Atem ging stoßartiger. Hier stimmte etwas nicht und ich bekam langsam ein ganz beklemmendes Gefühl.
--- Flashback Ende ---
Bei der Erinnerung kamen erneut Tränen in mir auf und ich schnappte mir schnell ein Taschentuch von meinem Schreibtisch, mit dem ich mir über die Wangen fuhr. Lacy war verschwunden, unser Haus wimmelte nur so von Polizisten und meine Eltern waren von ihrer Reise wieder zurückgekehrt. Trotzdem schien sich rein gar nichts zu tun. Wie konnte das denn nur sein? Seit knapp 24 Stunden war Lacy vermisst und die Polizei hätte sicherlich nicht angefangen, sie zu suchen, wenn unsere Familie nicht so viel Einfluss gehabt hätte. Ich musste nur meinen Nachnamen erwähnen und sofort wussten die Polizisten, dass wir Einfluss hatten und sie es sich besser nicht verscherzten. Trotzdem, hätte uns unser Einfluss auch nichts mehr gebracht, wenn die Polizei die ganze Situation nicht auch verdächtig gefunden hätte. Immerhin ging Lacy nicht an ihr Handy, ihre Mutter hatte sie nicht gesehen und ihre Sachen waren immer noch in unserem Haus.
„Sind Sie sich eigentlich im Klaren darüber, was Sie angerichtet haben?!", schallte eine gedämpfte Stimme bis nach oben in mein Zimmer.
Was war das? Oh Gott, was war passiert? Leise stand ich auf, verließ mein Zimmer und schlich die Treppe nach unten. Dort waren einige Polizisten und meine Eltern, von denen mich aber niemand bemerkte.
„... doch egal, was mit dieser kleinen Schnorrerin passiert!", meinte meine Mutter gerade und hob ihren Kopf eingebildet nach oben.
„Durch Ihre verdammte Nachricht haben Sie vielleicht das Todesurteil dieses Mädchens unterzeichnet!", schnappte ein Polizist wütend und raufte sich die Haare.
„Seien Sie so laut! Stella muss dieses Gespräch hier nicht unbedingt hören", sagte mein Vater und versuchte seine ruhige Art wirken zu lassen, was den Polizisten trotzdem nicht besänftigte. Er schien recht jung zu sein, aber er wusste wohl, wovon er redete, auch wenn sein Partner, der neben ihm stand und scheinbar etwas älter war, von seinem Wutausbruch nicht begeistert zu sein schien.
„Ach?! Ich soll nicht laut sein? Haben Sie etwa Angst, dass Ihre Tochter erfährt, dass sie die Nachricht mit der Lösegeldforderung nicht einfach nur ignoriert haben, sondern den Entführern auch noch klar gemacht haben, dass es niemanden gibt, der für Sie zahlen wird? Ist es das, was Sie wollen?", schnappte der Mann zurück und ich hatte das Gefühl, als würde ich gleich ohnmächtig werden. Was hatten meine Eltern nur angerichtet? Lacy war meine beste Freundin und wenn ihre Entführer nun wussten, dass sie nicht ich war, dann würden sie sie bestimmt töten oder ihr sonst was antun. Wie hatten sie das nur tun können?
Wie benommen stolperte ich die Treppe nach unten: „Was habt ihr getan?"
Mein Stimme war nur ein Flüstern, aber sofort sahen alle zu mir.
„Stella", versuchte mich meine Mutter zu beruhigen. „Ich weiß, dass du Lacy sehr gerne magst, aber ich denke, dass es vielleicht an der Zeit ist, die eine Freundin zu suchen, die unserem Stand entspricht."
„Was?!", fragte ich und meine Stimme wurde immer härter.
„Ach komm schon, du weißt doch, dass diese Lacy niemals unserem Stand entsprechen könnte."
„Lacy ist meine beste Freundin. Man kann so eine Person nicht durch irgendeine andere ersetzen. Und der Stand, der interessiert mich nicht, denn der sagt nichts über einen Menschen aus! Was wollten die Entführer? Sagt es mir!", befahl ich und gab mir dabei große Mühe, meine Tränen im Zaum zu behalten.
„Sie wollten 10 Millionen", meinte mein Vater. „Und wir sind nicht bereit, dass zu bezahlen."
„Aber das ist fast gar nichts", meinte ich fassungslos. „Für mich würdet ihr das auch bezahlen und es wäre kaum der Rede wert!"
„Aber Lacy ist nicht du!"
Ich atmete heftig. Ich konnte es einfach nicht glauben. 10 Millionen. Ich konnte das nicht bezahlen. So viel hatte ich nicht auf meinem Konto, auf das meine Eltern monatlich einzahlten. Man würde es vielleicht meinen, aber ich hatte vielleicht höchstens 7 Millionen, von denen ich aber jeden Cent hergeben würde, nur um meine Freundin wiederzubekommen.
„Dann bezahlt die Hälfte und ich zahle den Rest. Mehr nicht", flehte ich, doch meine Mutter schüttelte nur den Kopf.
„Wenn sie stirbt, dann werde ich euch das niemals verzeihen!", meine Stimme war knallhart. Dann drehte ich mich um und verließ das Wohnzimmer.
--- Stella POV Ende ---
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Vertauscht
FanfictionEigentlich wollte Lacy nur einen schönen Abend mit ihrer besten Freundin verbringen. Doch anstatt am nächsten Morgen auch in Stella's Zimmer aufzuwachen, befindet sie sich an einem Ort, von dem sie nicht weiß, wo er ist, ist gefesselt und vollkommen...