Die Kopfhörer habe ich wieder aufgesetzt bekommen. Laute, dröhnende Musik war daraus zu hören. Ich glaube, es war die Band Metallica, aber sicher war ich mir nicht.Am liebsten wollte ich schlafen, doch diese Lieder hielten mich wach. Mein Zeitgefühl war vollkommen kaputt, aber ich war müde.
Nach einer Weile, die Müdigkeit hatte mich übermannt und ich hatte es geschafft, wenigstens vor mich hin zu dösen, wurden mir die Kopfhörer abgenommen. Unbewusst murrte ich leise und drehte meinen Kopf leicht. Leise Schritte von mehreren Personen entfernten sich von mir. Dann schien jemand eine Treppe hoch zu laufen und schließlich war es vollkommen still. Es war wirklich angenehm, mal keine laute Musik auf den Ohren zu haben. Ebenso spürte ich, wie sich meine Anspannung langsam löste, jetzt wo die Jungs den Raum verlassen hatten.
Ich hatte es im Bad wirklich versucht. Ich hatte versucht, es meinem Entführer zu sagen. Anstatt mich ausreden zu lassen, hatte er mich geschlagen. Ich fragte mich, wie alt er war. Mitte bis Ende 20 vielleicht. Ich wusste es nicht. Er hatte eine raue, kratzige Stimme, die aber auch davon herführen konnte, dass er heiser war. Es war aber ja wohl auch ziemlich egal. Ich wollte hier eigentlich nur raus.
Und wie du das willst! Konzentrier dich darauf!
Ich versuchte es ja. Tief atmete ich ein. Ich wusste zwar nicht, wie viel Uhr es war, aber wenn die Jungs nun schlafen gingen, war es wohl sehr spät. Ich konnte mir jetzt wirklich keine Gedanken mehr darüber machen. Mein Gehirn war einfach zu benebelt von der Müdigkeit. Ich spürte, wie mein Körper schlaff wurde und ich langsam einschlief.
--- Harry POV ---
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich mich, wie gerädert. Wir waren wirklich sehr spät erst ins Bett gegangen. Murrend drehte ich mich auf dem Rücken und sah an die Decke. Laut gähnte ich. Es war einfach noch viel zu früh. Trotzdem musste ich jetzt aufstehen, denn wenn ich es nicht tat, würde ich noch den ganzen Tag im Bett liegen und wenn ich das wiederum jeden Tag tun würde, dann würde ich ja nie wieder auch nur einen Finger rühren.
Widerwillig schlug ich die Decke weg und stand auf. Ich ging schnell duschen und zog mich an, bevor ich die Treppe runter latschte. In der Küche war noch niemand, also schliefen die andere wahrscheinlich noch. Über der Theke konnte ich die Uhrzeit sehen. 9:30 Uhr. War ja noch gar nicht sooo spät. Schnell machte ich mir ein Brot und setzte mich an den Tisch. Von dort aus konnte ich Stella ganz genau beobachten. Sie schien noch zu schlafen. Zwar in einer sehr merkwürdigen Stellung, aber ihr Körper war so schlaff, wie er in der Anwesenheit von uns Jungs noch nie gewesen war. Wenn ich sie ansah, konnte ich kaum glauben, dass sie schon 18 sein sollte. Sie wirkte so jung.
Als ich fertig war, setzte ich mich eine Weile vor den Fernseher und sah mir irgendeine Serie an, von der ich nicht wusste, wie sie hieß. Gelangweilt lag ich nach einer Weile auf dem Sofa. Ab und zu sah ich über die Lehne. Stella schlief immer noch. Es war unglaublich, wie lange die schlafen konnte. Na gut. Sie hatte gestern nicht geschlafen und war wohl auch recht erschöpft, aber trotzdem.
„Wieso siehst du dir Vampire Diaries an?", ertönte eine verschlafene Stimme hinter mir und ich drehte mich wieder um. Ich wusste auch so, dass es Louis war.
„Keine Ahnung", murmelte ich, als ich sah, dass mittlerweile eine neue Serie angefangen hatte. Ich schaltete um. Nachrichten. Das war doch mal was vernünftiges.
Auch Liam, Niall und Zayn, der gestern noch spät nach Hause gekommen war, gesellten sich nun zu uns.
„Glaubt ihr, dass was über die Entführung kommt?", wollte Niall angespannt wissen. Bevor wir aber antworten konnten, beantwortete es ihm schon die Nachrichtensprecherin.
„... wurde vor zwei Tagen in das Haus der Familie Brown eingebrochen", wir alle hörten nun auf, zu reden und hörten zu. „...ein Mädchen entführt. Ihr Name ist Lacy Winter. Sie ist 17 Jahre alt und war in der Nacht lediglich bei ihrer Freundin Stella Brown eingeladen, um dort zu übernachten. Das letzte Mal wurde sie gesehen, als sie auf dem Weg in die Küche war. Danach war sie verschwunden. Durch die Überwachungskameras, die außerhalb des Hauses angebracht sind, konnten wir ausmachen, dass das Mädchen von mindestens drei Männern entführt worden ist. Die Polizei ist auf Suche. Für Hinweise rufen Sie bitte unter folgender Nummer ein."
Eine lange Nummer wurde eingeblendet, doch keiner von uns konnte sich auf weiteres konzentrieren. Was war hier los? Lacy Winter? Das konnte doch gar nicht sein! Nein..nein...nein, nein, nein!
„Was?!", krächzte Louis und sah uns alle entsetzt an. Ich konnte mich darauf nicht konzentrieren. War es das, was mir diese Kleine gestern und auch schon die ganze Zeit erzählen wollte?
„Wir haben die Falsche!", keuchte Zayn und vergrub seinen Kopf in den Händen. „Was machen wir denn jetzt?"
Ich antwortete auf den Boden starrend: „Haben die Eltern geantwortet?"
Niall holte mit zitternden Händen das Weg-Werf-Händy hervor und nickte dann.
„Ja", meinte er und las sich die Nachricht durch. „Sie zahlen nicht. Scheinbar ist die Kleine ihnen egal. Sie geben ihr Geld nicht für 'diese kleine unnütze Schnorrerin raus, die ihr kleines Mädchen zu irgendetwas vollkommen dummen bringt und sie in Gefahr bringt'. Also naja... was machen wir mit ihr?"
„Reden!", damit stand ich auf und lief zu dem Mädchen, das scheinbar doch nicht Stella, sondern Lacy hieß.
--- Harry POV Ende ---
Ich wurde durch einen pochenden Schmerz auf meiner Wange wach. Mein Kopf wurde mit einem Knall herumgerissen und schlug leicht an die Wand, die sich hinter mir befand. Das würde eine Beule geben. Da war ich mir sicher.
Die Beule? Ist das das einzige, was du denkst? Du wurdest gerade geschlagen! Faust in dein Gesicht! Kapiert?!
Stimmt! Einer von denen hatte mich geschlagen! Was hatte ich denn getan, außer zu schlafen? Ich hatte doch bestimmt nichts falsches gemacht. Wie auch? Ich konnte mich kaum bewegen, ebenso wenig, wie reden oder lauschen. Das war doch kacke!
Das nächste, was ich spürte war, wie mir das Klebeband vom Mund gerissen wurde und ein brennender Schmerz genau an dieser Stelle zurück blieb. Scheiße! Das tat weh! Dann wurde mir der Knebel aus dem Mund genommen.
Vielleicht war jemand hier, der mir half. Rettete man mich doch?
Wieso sollte dich jemand, der dich retten will, schlagen?
Eine Hand legte sich unter mein Kinn und drückte mit den Fingern schmerzhaft auf meine Wangen.
„Du sagst uns die Wahrheit! Und wehe du lügst! Dann passiert noch schlimmeres, als dieser mickrige Schlag!", drohte die Stimme und ich nickte leicht in der Hand, die mein Gesicht krampfhaft festhielt. „Ist dein Name Stella Brown?"
Sie hatten es endlich herausgefunden! Vielleicht durfte ich jetzt endlich nach Hause?
Ich schüttelte leicht den Kopf und presste meine Lippen hart aufeinander, als ich daraufhin einen weiteren Schlag ins Gesicht kassierte. Das tat so weh! Tränen schwammen hinter meinen Augen.
„Aua", wimmerte ich und quetschte mich an die Wand hinter mir, als sich die Hand von mir löste.
„Scheiße!", schimpfte einer lautstark. Seine Stimme kannte ich noch nicht. Wer war das? „Was machen wir jetzt? Hm?!"
Sofort fingen viele Stimmen an durcheinander zu reden. Es waren vier Leute, die sich gegenseitig Vorschläge machten. Es wurde über verschiedene Optionen diskutiert, bis sich schließlich eine weitere Stimme, die direkt vor mir war, einmischte. Fünf Leute also mindestens. Alles Männer.
„Wir können sie nicht gehen lassen. Nicht so!", widersprach er jemanden.
Kurz war Stille und ich blieb ganz leise. Ich durfte keines der Worte verpassen. Sie redeten gerade über mein Leben. Das alles entschied, wie es mit mir weiterging.
„Meinst du, wir sollten sie beseitigen?", tönte eine emotionslose Stimme auf.
Sie wollen dich töten! Tu doch was!
„Bitte nicht!", keuchte ich und schluchzte. „Ich habe doch nichts gesehen. Ich werde schweigen. Ich schwöre es. Bitte! Lasst mich wieder nach Hause!"
„Sie hat Recht. Wir sind keine Mörder! Ich bitte euch. Sie hat doch nichts mitbekommen. Lassen wir sie einfach frei", die Stimme klang flehend und ich konnte hören, wie mehrere Leute schluckten.
„Wir können sie nicht töten. Aber frei lassen können wir sie auch nicht."
Die Person vor mir schien wieder die Aufmerksamkeit aller zu bekommen. Ich wusste nicht, was sie damit meinten. Was wollten sie denn sonst machen? Ich hörte, wie sich jemand vor mir bewegte und schon wurden mir wieder die Kopfhörer aufgesetzt. Die Musik wurde aber auch nicht besser.
Jetzt weißt du nicht mal, was mit dir passiert!
Ja. Ich war vollkommen hilflos! Einfach nur auf die Gnade dieser Männer angewiesen. Würde ich das überleben?

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Vertauscht
FanfictionEigentlich wollte Lacy nur einen schönen Abend mit ihrer besten Freundin verbringen. Doch anstatt am nächsten Morgen auch in Stella's Zimmer aufzuwachen, befindet sie sich an einem Ort, von dem sie nicht weiß, wo er ist, ist gefesselt und vollkommen...