Kapitel 18

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--- Lacy POV, drei Monate später ---

Es war ein merkwürdiges Gefühl, wieder zurück zu sein. Meine Mutter war sehr viel rücksichtsvoller geworden und ich hatte Harry's Rat beherzigt, mich mit ihr auszusprechen. Das hieß nicht, dass wir jetzt die aller besten Freundinnen geworden waren, doch wir konnten zusammen an einem Tisch sitzen und uns miteinander unterhalten, ohne uns anzukeifen.

Auch Stella war glücklich, mich nun endlich wieder bei sich zu haben und so sehr ich sie auch lieb hatte, ich vermisste die Jungs trotzdem. Seit Wochen fragte ich mich immer häufiger, wo sie gerade waren oder was sie taten. Ob sie mich auch vermissten? Hoffentlich hatte ihnen wenigstens das Geld geholfen.

Die Wut, die ich in den Tagen gehabt hatte, bevor ich wieder nach Hause kam, hatte sich bereits gelegt. Ich wollte meine Energie nicht damit verschwenden, sauer zu sein. Ich wollte nur einfach Harry wieder zu sehen. Bestimmt hatte er schon längst wieder ein neues Mädchen kennengelernt. Mit seinem Aussehen war es bestimmt kein Problem, eine neue Freundin zu finden, was mich zu der Frage brachte: Waren er und ich überhaupt ein Paar gewesen?

Es sah schon so aus, auch wenn ihr nie darüber gesprochen habt.

Da hatte meine innere Stimme recht. Aber wie gesagt: Wir hatten niemals darüber gesprochen. Ich konnte also nicht davon ausgehen, dass wir ein richtiges Paar gewesen waren. Außerdem hatten die anderen gesagt, dass wir uns nicht wieder sehen würden. Aber es fiel mir schwer, das zu akzeptieren.

„Lacy", riss mich meine Mutter aus den Gedanken und reichte mir etwas flaches, schwarzes. „Du wolltest doch wissen, ob wir noch Mappen für Bewerbungsunterlagen haben."
Ich nickte ihr dankend zu. Ich brauchte die Mappe. Ich hatte morgen ein Vorstellungsgespräch bei einer sehr angesehenen Kanzlei. Ich hoffte, dass ich die Ausbildungsstelle dort bekam. Das würde mich sicher ablenken können.

Seufzend stand ich auf und schnappte mir die Blätter vom Schreibtisch, die ich mir ausgedruckt hatte. Lebenslauf, Anschreiben und noch mehr. Ich konnte Bewerbungen nicht leiden. Sowohl das Schicken einer Bewerbung bis zu den Vorstellungsgesprächen. Ich hatte mich zwar noch nicht so häufig dieser Aufgabe unterzogen, aber bei meinen Praktika, die ich in der Jugend gehabt hatte, hatte ich ein Vorstellungsgespräch gehabt. Ich war nervös und hibbelig. Ich hatte ein unglaublich schlimmes Lampenfieber, doch die Frau hatte mich scheinbar gemocht, denn sonst hätte ich den Platz sicher nicht bekommen. Hoffentlich hatte ich Glück und dieses Mal war wieder jemand da, der der freundlich war.

--- vier Jahre später ---

Frustriert legte ich meine letzten Unterlagen in ein kleines Fach auf meinem Schreibtisch und ließ meinen Kopf in den Nacken fallen. Endlich Feierabend. Ich rollte meine Schultern vor und zurück, um mich zu entspannen. So sehr ich meine Arbeit auch liebte, es war wirklich anstrengend und Überstunden waren die Hölle, aber in unserer Kanzlei gab es momentan einen wirklich wichtigen Fall und die Unterlagen mussten bis morgen fertig sein. Ich war nur froh, dass ich nun fertig war.

Vorsichtig stand ich auf und streckte mich ausgiebig. Dann nahm ich mir meine Handtasche, die Jacke und die Unterlagen und ging zu dem Büro meines Chefs. Dort legte ich ihm meine Notizen auf den Schreibtisch und schloss alle Türen noch einmal ab, bevor ich das Gebäude verließ. Obwohl es bereits Sommer war, waren die Abende doch wirklich ziemlich kühl. Mein Magen knurrte unangenehm und augenblicklich wurde mir klar, dass ich seit heute Mittag nichts mehr gegessen hatte. Kurzzeitig beschloss ich, noch zu Nando's zu gehen. Da gab es wirklich gutes Essen. Alleine bei dem Gedanken daran lief mir das Wasser im Mund zusammen.

Eilig lief ich zu dem Laden zwei Ecken weiter und betrat ihn. An der Theke blieb ich stehen und wartete darauf, dass ich dran kam. Abwartend blickte ich auf mein Handy. Eine Nachricht von Stella. Wir wollten uns morgen treffen. Sie, ich und ihr Verlobter, Tim. Er war wirklich ganz nett und die beiden verstanden sich wunderbar miteinander. Aber so sollte es ja auch sein, wenn man heiraten wollte.

Ich schrieb ihr kurz, dass unser Treffen noch stand. Sie ging immer sicher, denn wegen meiner vielen Arbeit hatte ich häufig Termine, die ich kurzzeitig dazwischen schieben musste. Aber morgen sollte wohl nichts dazwischen kommen.

„Hey. Willkommen bei Nando's. Was möchten Sie bestellen", fragte eine fröhliche Stimme. Das war wohl jemand, der seinen Job mochte. Normalerweise waren Leute, die in Restaurants arbeiteten nicht sonderlich fröhlich. Jedenfalls nicht abends.
„Ich hätte gerne...", begann ich, stoppte dann aber abrupt, als ich in das Gesicht mir gegenüber sah. „Niall?"
Ungläubig sah ich ihn an und auch er sah mich verwirrt an. Dann begann er zu lächeln: „Lacy."
„Was machst du hier ich dachte ihr wolltet wegziehen."
Ich stammelte die Worte eher, als dass ich sie flüssig herausbrachte, was ihn noch mehr zum grinsen brachte.
„Das sind wir auch, aber uns hat diese Stadt einfach zu sehr gefehlt, als dass wir auf längere Zeit hätten weg bleiben können. Harry hat es niemals gefallen, hier überhaupt wegzuziehen und Louis und Liam haben hier Jobangebote bekommen. Mir war es eigentlich egal, wo wir sind, Hauptsache ich konnte bei Nando's arbeiten. Ich liebe diesen Laden einfach."
Er seufzte selig und starrte zur Decke. Ich musste leicht lächeln. Er sah total verträumt aus. Als würde in den glücklichsten Gedanken überhaupt stecken.

„Und was ist mit Zayn?", erkundigte ich mich.
„Oh. Nein. Er ist nicht mit zurück gekommen. Er hat eine Freundin, die er nicht zurücklassen wollte. Ihr Name ist Perrie. Sie ist ganz nett."
Er lächelte mich nicht sehr überzeugend an und blickte wehmütig zurück. Er war wohl nicht sehr begeistert von ihr.
„Und hast du einen Freund?", wollte er von mir wissen.
Ich seufzte: „Nein. Ich habe keinen Freund."
Kurz warf mir Niall einen prüfenden Blick zu: „Du könntest uns ja mal besuchen. Wir wohnen zwar nicht mehr alle zusammen, aber meistens hängen wir bei Liam ab."
Ich nickte zögerlich. Ja.. ich wollte mich gerne mit ihnen treffen. Ich wollte sie endlich wieder sehen. Wie Harry wohl reagieren würde?

„Ich würde gerne kommen. Aber kann ich jetzt zuerst bestellen? Ich habe einen unglaublich harten Tag hinter mir und wirklich Hunger", ich grinste und Niall erwiderte auch das nur zu gerne.





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