--- Liam POV ---
Mit gemischten Gefühlen beobachtete ich Lacy und Harry. Dass die beiden sich mochten, war wohl für niemanden hier zu übersehen. Lacy war nun schon mehrere Monate hier und seit sie ihrer Freundin Stella einen Brief hatte schreiben dürfen, in dem sie ihr erklärt hatte, dass es ihr gut ging, war die ganze Atmosphäre besser und lockerer geworden. Oberflächlich gesehen war also alles soweit gut, doch wie so oft, wenn man eine Situation näher betrachtete, gab es ein Problem.
Der Grund aus dem das überhaupt passiert war. Das Geld.
Seit wir für sechs Personen einkaufen mussten, war das Geld noch knapper geworden. Ich tat bereits alles, um an noch mehr Geld zu kommen, aber natürlich war das nicht so einfach. Wäre es das, wäre Lacy ja nicht hier.
Wir alle hatten einige kleine Nebenjobs, doch von meinen Showkämpfen sprang mit Abstand am meisten raus. Auch heute hatte ich wieder einen Kampf zu dem mich die anderen begleiten wollten. Ich hatte mich dieses Mal besonders gut vorbereitet. Mein Gegner war mindestens so gut, wie ich. Vermutlich sogar noch besser. Aber er hatte sicher nicht mehr trainiert, als sonst. Er würde mich unterschätzen und das würde mein Vorteil sein. Außerdem fühlte ich mich besser, wenn mich meine Freunde begleiteten und das taten sie. Also alle außer Louis. Er hatte es nicht mehr geschafft, aber es war in Ordnung. Ich wusste, dass Louis sowieso kein Freund von Gewalt war und ich wollte ihn nicht dazu zwingen, mitzukommen.
Auch Lacy war selbstverständlich nicht dabei. Es war immer wieder ein merkwürdiges Gefühl, sie alleine in der Wohnung zu lassen. Es lenkte mich unheimlich ab, das Gefühl, dass sie da alleine war und vielleicht irgendetwas passieren konnte. Meinen Freunden ging es mit Sicherheit nicht anders und das war ja wohl vollkommen verständlich.
Zum einen konnte ihr irgendetwas passieren und sie wäre alleine Zuhause. War es nun, dass sie ausrutschte, sich den Kopf anschlug und bewusstlos wurde oder, dass es brannte und sie nicht raus kam. Vielleicht sogar, dass sie einen Weg nach draußen fand und abhaute. Aber das war wirklich unwahrscheinlich. Vor allem, weil wir alle wussten, dass sie sich wirklich wohl bei uns fühlte. Mit ihrer Mutter hatte sie sich ja sowieso nicht sonderlich gut verstanden. Die einzigen Dinge, die sie vermisste, war ihre beste Freundin und einfach draußen spazieren zu können. Diese Freiheiten, wie Einkaufen oder Spazieren, vor denen man sich davor noch gedrückt hatte und die man sich in einer Situation, wie dieser einfach nur sehnlichst herbei wünschte.
Ich glaube, dass ich sie wirklich verstehen konnte. Wir schränkten sie ein und uns war das bewusst. Trotzdem konnten wir nichts daran ändern. So sehr wir es auch wollten.
--- Stella's POV ---
Ich hatte vollkommen die Kontrolle über meine Gesichtsmuskeln verloren. Mein Mund stand sperrangelweit offen und auch Blinzeln konnte ich nicht. Ich starrte meinen Vater einfach nur an. Was hatte er da gerade gesagt? Er würde bezahlen? Ich wusste nicht, wie ich reagieren wollte. Natürlich war ich überglücklich, diesen Satz von ihm gehört zu haben, doch es kam so plötzlich.
„Ich werde das Lösegeld bezahlen."
Seine Worte schwebten einfach weiterhin in meinem Kopf herum. Sollte ich ihm jetzt vor Freunde in die Arme springen? Etwas in mir sträubte sich dagegen, dies zu tun. Ob es daran lag, dass er genau das schon längst hätte tun sollen? Vielleicht aber auch, weil es bei einem so ernsten Thema, wie dem Leben meiner besten Freundin, nicht unbedingt angebracht war, sich auf diese Art und Weise zu freuen. Schließlich entschied ich mich für das, was meine Reaktion sowieso aussagen sollte: „Danke."
Kurz war es still, dann nickte mein Vater schließlich: „Ich habe den Entführern eine Nachricht gesendet. Über die Nummer, über die wir auch die erste Forderung bekommen haben. Ich hoffe, dass das Ganze dann auch schnell erledigt ist."
„Was sagt Mutter dazu?", fragte ich vorsichtig., doch er zuckte nur mit den Schultern.
„Ist das denn wichtig?", stellte er mir die Frage, von der ich nicht einmal sicher war, wie ich auf sie antworten konnte. War es denn wichtig, was meine Erzeugerin dachte?
„Nein", antwortete ich schließlich.
Erneut nickte mein Vater und drehte sich dann um, um den Raum zu verlassen. Erleichtert ließ ich mich zurück in die Sofakissen sinken. Endlich geschah etwas. Nun musste ich nicht mehr darauf warten, dass das Telefon klingelte und die Person am anderen Ende mir eine erlösende Nachricht überbrachte. Ich hoffte wirklich, dass ich Lacy bald wieder sehen konnte.
--- Louis POV ---
Ich lief gerade durch eine dunkle Seitengasse, als mein Handy vibrierte und mir somit eine neue Nachricht anzeigte. Kurz überlegte ich, mir die Nachricht erst Zuhause anzusehen, doch es war noch ziemlich weit weg und es konnte schließlich wichtig sein.
Suchend kramte ich in meiner Jackentasche und zog mein Handy raus, doch es wurde mir nichts angezeigt. Keine Nachricht, kein Anruf und auch sonst nichts. Verwirrt runzelte ich die Stirn und steckte mein Handy wieder ein, als meine Hand an einen weiteren Gegenstand stieß, den ich schon längst vergessen hatte. Meine zweites Handy. Ein Weg-Werf-Handy. Schnell holte ich es hervor und blickte auf den kleinen Bildschirm. Eine neue Nachricht. Mit zittrigen Händen öffnete ich den kleinen Briefumschlag, der mir dort angezeigt wurde.
Ich werde bezahlen. Sagen Sie mir nur wie, wann und wo.
Mehr stand da nicht. Aber dennoch begann mein Herzschlag zu rasen. Mr Brown würde das Lösegeld bezahlen. Was sollten wir denn nun tun? Lacy hatte unsere Gesichter bereits gesehen und sie kannte unsere Namen. Außerdem wollte mit Sicherheit keiner von uns, dass sie wieder ging. Wir waren Freunde geworden. Ratlos ließ ich das Handy sinken und starrte auf die graue Wand vor mir. Wollte Lacy überhaupt gehen und hatte sie dies bezüglich überhaupt die Macht mitzureden? Mir war bewusst, dass wir das Geld brauchten, doch wir konnten Lacy nun nicht einfach wieder zurückschicken.
Meine Gedanken standen Kopf. Frustriert lief ich weiter. Auf dem ganzen Weg dachte ich über die Nachricht nach. Wir mussten sicherlich schnell antworten, doch wie sollten wir das tun, wenn die anderen vermutlich genauso ratlos sein würden, wie ich.
Zuhause in der Küche trank ich erst mal ein Glas Wasser, um mich etwas zu beruhigen. Lacy schien schon zu schlafen, denn der Fernseher war aus und es war vollkommen dunkel, weshalb ich darauf schließen konnte, dass keine Lichter mehr an waren. Ungeduldig wartete ich die ganze nächste Stunde darauf, dass meine Freunde endlich wieder kommen würden.
Die Leute hatten wirklich Recht, wenn sie sagten, dass die Zeit einfach langsamer verging, wenn man auf etwas wichtiges wartete, als wenn man etwas vor sich herschieben wollte, worauf man keine Lust hatte.
Nach knapp einer Stunde öffnete sich schließlich doch die Tür und Liam kam humpelnd auf Niall gestützt durch die Tür. Hinter ihnen Zayn und Harry, der die Tür danach wieder schloss. Obwohl Liam scheinbar ebenfalls etwas beim Kampf abbekommen hatte, lächelte er breit und wedelte grinsend mit dem Preisgeld, als er sich auf die Couch fallen ließ.
„Der Kerl war stark", meinte Liam „Aber ich war stärker."
„Stimmt. Er hat sich echt klasse geschlagen. Schade, dass du nicht da warst", Niall grinste fast noch breiter, als Liam.
Harry jedoch schien zu bemerken, dass ich nicht antwortete und stattdessen nur resigniert zu Boden starrte.
„Alles okay?", fragte er und setzte sich neben mich. Ich hielt ihm mein Handy mit der geöffneten Nachricht hin, die ich mir in der letzten Stunde immer wieder durchgelesen hatte.
„Was ist das?"; wollte er verwirrt wissen.
Ich stöhnte genervt auf: „Lies es!"
Er seufzte bevor er begann laut zu lesen: „Ich werde bezahlen. Sagen Sie mir nur wie, wann und wo." Er stutzte. „Was soll das sein?"
Fragend sah er mich an. Auch die anderen schienen aus ihrer Euphorie über den Gewinn von Liam herausgerissen zu sein.
„Mr Brown wird das Lösegeld bezahlen", erklärte ich.
„Was?!", wollte Harry zerstreut wissen. „Das geht nicht. Ich meine.. nein!"
Stille herrschte im Wohnzimmer. Keiner traute sich wirklich etwas zu sagen.
„Was sollen wir nun tun?", fragte Niall zögerlich und sah fragend in hoffnungslose Gesichter.

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Vertauscht
FanficEigentlich wollte Lacy nur einen schönen Abend mit ihrer besten Freundin verbringen. Doch anstatt am nächsten Morgen auch in Stella's Zimmer aufzuwachen, befindet sie sich an einem Ort, von dem sie nicht weiß, wo er ist, ist gefesselt und vollkommen...