Die Schritte kamen auf mich zu und ich konnte genau hören, dass da mindestens drei Leute waren. Vielleicht sogar noch mehr. Ich versuchte mein Wimmern zu unterdrücken, aber es klappte nicht. Ich konnte nur hoffen, dass meine Laute durch den Knebel gedämpft wurden.
Beweg dich nicht! Sei ganz still! OH GOTT! Die werden dich töten!
Mein Heulen wurde lauter und verzweifelt zuckte ich. Ich rieb meine Hände aneinander und versuchte mich aus den Fesseln zu befreien. Das Tuch über meinen Augen war völlig durchnässt von meinen Tränen. Ich wollte nicht sterben! Ich wollte leben!
Was hatte ich denn falsches getan? Wieso war ich hier? Ich versuchte mein Schluchzen zurückzuhalten, aber es funktionierte nicht. Ich bewegte mich nicht und hoffte, dass sie mich in Ruhe ließen, aber die Personen kamen direkt zu mir und stellten sich rechts neben mich.
„Du musst gar nicht erst so tun, als würdest du schlafen, Kleine", durchbrach eine raue Männerstimme die Stille und bei mir stellten sich sofort die Nackenhaare auf. Nein! Bitte nicht! Geht weg!
Ein Krächzen kam aus meinem Knebel. Nicht die Worte, die ich ihnen sagen wollte. Es war vermutlich auch besser so. Ich konnte diese Menschen nicht einschätzen.
Einer der Personen setzte sich vor mich und als er anfing zu sprechen, konnte ich den Geruch von Aftershave vernehmen: „Hast du Angst? Wenn du ganz brav bist, dann werden wir auch keine Probleme miteinander haben. Hast du verstanden, kleine Stella?"
Stella? Du bist nicht Stella!
Stimmt! Ich bin nicht Stella. Oh nein. Die wollten sie! Ich habe in der Nacht bei ihr geschlafen. Und ich konnte nicht mal sagen, dass sie schlechte Entführer waren, weil sie uns nicht auseinanderhalten konnten oder so. Das konnten viele nicht. Auch wenn wir nicht miteinander verwandt waren, sahen wir uns wirklich verdammt ähnlich. Lange braune Haare, die unten gelockt waren, gleiche Nase, ziemlich ähnliche Lippen und auch die gleiche Statur. Die einzigen Unterschiede waren die Augen, die Größe und der Charakter.
Stella hatte schokoladenbraune Augen und war etwa 1,78 m groß. Ich hingegen hatte leuchtend grüne Augen und und war gerade mal mickrige 1,64 m. Es war kein Wunder, dass sie uns verwechselt haben.
Ich konnte nicht sagen, dass ich mir wünschte, sie hätten es nicht getan, denn ich wünschte das Stella nicht. Ich wollte nur hier raus. Aber niemals mit ihr tauschen.
Hallo?! Sie denken, du bist Stella! Was werden sie machen, wenn sie herausfinden, dass du es nicht bist?
Sie lassen mich frei! Ich hab doch noch gar nichts gesehen! Sie können mich doch frei lassen! Ich muss mich nur bemerkbar machen.
Ich begann mich in meinen Fesseln zu winden und stieß dabei mit meinem Kopf an irgendetwas metallisches. Ich sog schmerzvoll die Luft ein. Scheiße, tat das weh! Trotzdem ich versuchte durch meinen Knebel laut zu rufen und mich bemerkbar zu machen. Sie mussten mir zuhören! Sie mussten mich hier raus lassen.
Ihr Kopf wurde mit einem Ruck herumgerissen und ich spürte, wie meine Wange anfing zu pochen und dann langsam taub wurde. Einer von denen hatte mich geschlagen! Es tat weh! Wie konnte er es wagen?! Ich begann zu protestieren, aber es kam nur ein Schnauben aus meinem Mund. Ich wollte etwas sagen! Das war so frustrierend.
„Du sollst brav sein! Das heißt, dass du die Klappe hältst, hörst du? Wenn deine Eltern genauso brav sind, bist du in weniger, als 48 Stunden wieder frei. Verstehst du?", die Stimme war direkt vor mir. Scheinbar hatte er sich vor mich gekniet und war mit mir mehr oder weniger auf Augenhöhe. Mit Ausnahme dessen, dass ich eben nichts sah.
Nein, du verstehst nicht!
Meine innere Stimme zickte den Mann vor mir an und ich musste ihr Recht geben. Dieser Mann oder eher diese Männer verstanden nicht. Ich war nicht Stella. Scheinbar wollten sie Geld von den beiden und im Prinzip konnten sie es sich leisten. Aber für mich? Meine Entführer würden keinen müden Penny sehen. Ich fragte mich, wie lange es dauern würde, bis sie das verstanden.
„Wie ich sehe, hast du verstanden. Wie schön, dass wir uns jetzt so gut verstehen. Und jetzt bist du still!"
Die Männer gingen wieder und ich blieb wimmernd am Boden zurück. Meine Wange schmerzte. Ich spürte es über mein ganzes Gesicht und der Schmerz trieb mir Tränen in die Augen. Obwohl sie schon geschlossen waren, kniff ich sie noch fester zusammen. Ich träumte nur. Mehr nicht. Bald würde ich aufwachen. Das ist nichts, als ein böser Traum! Oh Gott! Nichts, als ein böser Traum.
Rede es dir nur weiter ein...
Ich redete es mir weiter ein. Wie ein Mantra wiederholte ich diesen Satz. Vielleicht wurde es dann wahr.

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Vertauscht
Fiksi PenggemarEigentlich wollte Lacy nur einen schönen Abend mit ihrer besten Freundin verbringen. Doch anstatt am nächsten Morgen auch in Stella's Zimmer aufzuwachen, befindet sie sich an einem Ort, von dem sie nicht weiß, wo er ist, ist gefesselt und vollkommen...