Kritik 1: Four Parts (larection): Konzept, Schreibstil

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Konzept:

Ich mag das Konzept. Antimilitaristisch, möglichst gegen Gewalt, Glorifizierung von Revolten, Aufstand gegen das grausame Regime, contra Todesstrafe, das ist alles sehr gut und das sind definitiv Themen, die angesprochen werden sollten.

Und das im Rahmen eines dystopischen Sci-Fi-Romans aus der Sicht eines jungen Mädchens mit einer jungen Liebschaft, nachdem die Welt sich nach einem brutalen Krieg aufgesplittert hat - hey das ist gut. Wirklich.

Das Problem ist: Gibts schon. Ich glaube nicht an Zufälle und von daher kann ich ruhigen Gewissens behaupten, dass du dich teils EXTREM von "Tribute von Panem" hast inspirieren lassen.

Schon bei der Hinrichtung ihrer jüngeren Schwester gab es Parallelen und da hab ich auch erstmals darüber nachgedacht... und dann passte alles - die Aufteilung der Welt (die 13 Distrikte), König Masons Arschlochwesen (Präsident Snow), das herzlose und selbstgerechte Fernsehen als Vermittler von Nachrichten (Kapitol TV), eine unscheinbare Heldin (Jennifer Lawre... äh Katniss Everdeen), die zum Symbol der Revolution aufsteigt, der zunächst unsympathische und nervige Typ, der später der Heldin ALLES bedeutet (Peeta) und diverse andere Parallelen (bspw. Technologie, Training, Schere zwischen Arm und Reich, Antimilitarismus, permanenter Hass auf das Regime, unnötige Todesstrafen usw.)

Inspiration - in Ordnung. Aber das ist zu viel. Vor Allem, wenn das Original ALLES um Längen besser macht. Im Vergleich dazu kratzt dieses Buch hier nur an der Oberfläche der Gesellschaftskritik.

Aber das war leider noch nicht Alles. Etwas, was mich extrem gestört hat, war die Besetzung. Direkt am Anfang konnte man einsehen, wer wer wird. Welcher Charakter ist welcher "Promi". Da hätten wir Jason Prentis als Harry Styles, Leila als Ariana Grande und die anderen beiden kenn ich nicht.

Ist ja kein Problem, man kann sich ja orientieren. Aber die Charaktere werden NIRGENDWO ausführlich beschrieben. Nach über 40 Kapiteln habe ich keine Ahnung, was für eine Haarfarbe Celia hat. Oder ihre Augenfarbe. Oder ob Jason eher muskulös oder schlaksig ist. Wie Luke aussieht. Weil du vorraussetzt, dass man die "Promis" kennt. Sieht man ja, wie toll es funktioniert hat. Ich weiß, wie Ariana Grande aussieht, als Nicht 1D-Fan und - keine Ahnung, wer zur Hölle die Darstellerin von Celia ist - hab ich aber keine Vorstellung von Jason und Konsorten.

Das Konzept an sich ist gut, die Plagiatssache und die Besetzung stören das Gesamtbild aber ENORM. Ich denke nicht, dass du das mit "Tribute von Panem" mit Absicht gemacht hast, dennoch fällt es zu sehr auf, als dass ich es ignorieren könnte. Das mit der Besetzung hingegen ist völlig unnötig und du machst es dir sehr einfach damit. In einer Fanfiction macht sowas Sinn, aber nicht in einer dystopischen Zukunftsvision. Macht für mich einfach viel Stimmung kaputt.

-0,5 Punkte

Dein Schreibstil. Fasse ich kurz, weil ich mich schon recht ausführlich schon dazu geäußert habe. Man merkt zwar, dass du dir deine Kapitel nicht noch einmal durchliest, aber insgesamt ist das sehr gut. Dialoge sind einigermaßen glaubwürdig, Gefühle und Gedanken werden ausführlich und regelmäßig beschrieben.

Es wird extrem viel Wert auf die Innenansicht von Charakteren angelegt. Ich muss aber sagen, dass Alles, was wirklich "passiert" eher hektisch und schnell beschrieben ist, als wolltest du das schnell hinter dich bringen und die Handlung voranzutreiben. Während die Liebe mit Jason ausführlich und sehr schön beschrieben ist, die Sache mit Celine sehr authentisch und emotional verfasst und Unverständnis über Ungerechtigkeit vernünftig aufgegriffen wird, sind Kampf- und Trainingsszenen sehr unübersichtlich und unglaubwürdig. Man merkt sehr genau, wo du dich in die Charaktere hineinversetzen konntest - und wo eben nicht.

Du vermeidest es aber sehr gut, Irrelevantes zu beschreiben, was positiv auffällt. Alles im Buch hat eine Daseinsberechtigung (ist bei vielen Bücher nicht so).

Insgesamt kann man deinen Stil als solide bezeichnen. Die angesprochenen Szenen sollten aber gründlich neugemacht werden, um mehr Authentizität einzubringen, die haben nämlich gar keinen Lesespaß gebracht.

-0,5 Punkte

Kritik ohne Gnade [GESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt