Avery's P.O.V.
Wir sind in Joy's Bad, ich auf dem Klodeckel sitzend und sie am Waschbecken stehend.
Ich frage mich immer noch, weshalb Dylan nicht auf den Flur rausgekommen ist. Wahrscheinlich hat er gesehen, dass ich alles unter Kontrolle hatte und wollte nicht, dass Joy ihn sieht. Wir müssen es ihr wirklich sagen, diese Heimlichtuerei macht mich verrückt.
Das Brausen von Wasser bringt mich aus meinen Gedanken. Ich sehe zu Joy rüber, die sich kaltes Wasser ins Gesicht hält.
"Warum hast du geweint? Dieser widerliche Mistkerl verdient keine einzige Träne und schon gar nicht deine", sage ich, während sie ihr Gesicht mit einem Handtuch trocknet. Als sie meine Worte hört, schaut sie vor dem Handtuch in ihrer Hand zu mir und kneift die Augen zu Schlitzen.
"Ich hab nicht wegen ihm geweint, ich hab mir Sorgen um dich gemacht." Sie legt das Handtuch weg und schaut in den Spiegel, so als wollte sie mir nicht in die Augen schauen.
"Ich hab mir auch Sorgen um dich gemacht, als du ganze fünf Tage weg warst und auf keine meiner Nachrichten geantwortet hast", sie schaut mich an. "Und meine Anrufe wurden sofort auf deine Mailbox weitergeleitet", gebe ich leicht gereizt von mir, was sie dazu veranlasst sich wieder wegzudrehen.
"Wo warst du?" Ich versuche sie nicht anzuschreien, was zur Folge hat, dass die Worte knurrend aus meinem Mund kommen.
"Ich hab dir doch gesagt, dass ich für ein paar Tage nach Denver fliege", antwortet sie leise.
"Was wolltest du da?" Sie steht immer noch am Waschbecken und hält sich jetzt am Rand des Beckens fest. Zwar schaut sie nicht in meine Richtung, doch ich kann genau erkennen, wie sie sich resigniert auf die Lippe beißt.
"Ich war bei meiner Mutter." Die Worte kommen kaum und nur als hauchendes Flüstern aus ihrem Mund.
"Deine Mutter ist doch an Brustkrebs gestorben?" Diese in eine Frage formulierte Aussage kommt ohne dass ich eine Sekunde darüber nachdenken kann aus meinem Mund. Schuldbewusst schließe ich die Augen und würde am liebsten meine Worte unausgesprochen machen. Fuck! Wie dumm kann man nur sein. Joy scheint meine Dummheit auch aufgefallen zu sein, denn ich höre, wie sie auf mich zukommt und öffne die Augen. Sie steht mit einem kleinen Erste-Hilfe-Kasten vor mir.
"Es war ihr Todestag", erklärt sie und legt den Kasten auf meinen Schoß. Ich sehe zu ihr auf.
"Es tut mir Leid. Meine Worte sind mir unbewusst rausgerutscht, bevor ich es verhindern konnte."
Sie lächelt mich süß an. "Schon gut, du brauchst dich nicht zu entschuldigen", winkt sie ab und holt Desinfektionsmittel und Wattepads aus dem Kasten. Ich folge jede ihrer Bewegungen, die sie grazil vollendet.
"Es tut mir trotzdem Leid", ich lächle zu ihr hoch. "Wer war der Kerl überhaupt?" Sie senkt ihren Kopf, den ich mit einer kleinen Handbewegung wieder hebe, sodass sie mir in die Augen sehen kann.
"Du kannst es mir sagen, ich werde ihn schon nicht umbringen", versichere ich ihr mit einem Schmunzeln. Sie schüttet ein wenig vom Desinfektionsmittel auf ein Wattepad und fängt damit an, meine Gesicht abzutupfen, wobei ich scharf die Luft einziehe. Verdammt brennt das.
"Ich hab dir doch erzählt, dass ich in Denver drei Tage verschwunden war", beginnt sie zu erzählen und ich nicke leicht unter ihren Fingern. Ich ahne was jetzt kommen wird.
"Das war der Freund, bei dem ich gefunden worden bin."
"Und was hat er mit 'Ich will es wieder haben' gemeint?"
"Was?", fragt sie und ich erwähne, dass ich das gehört habe, bevor ich raus auf den Flur gegangen bin. Wieder senkt sie den Kopf und nimmt ein neues Pad, das sie mit der brennenden Flüssigkeit tränkt.
"Mein Vater hat alle Drogen, die seine Handlanger bei ihm gefunden haben, konfisziert. Er dachte, dass ich, weil ich ja seine Tochter bin, weiß wo er diese versteckt." Sie zuckt mit den Schultern und ihre Lippen ziert ein Lächeln "Ich glaube es hat ihm nicht gefallen, als ich ihm gesagt hab, dass sie in meinem Arsch sind."
Ich kann nicht über ihre Leichtigkeit, was dieses Thema angeht, lachen. Sanft greife ich nach ihrem Handgelenk, das dieser Wichser so fest im Griff hatte, dass es ganz sicher einen blauen Fleck hinterlassen wird. Ihre andere Hand hört abrupt auf mein Gesicht mit dem Pad ab zu tupfen.
"Das ist nicht witzig, Joy. Und der blaue Fleck, der entstehen wird, auch nicht", gebe ich gelassen von mir und küsse die Stelle an ihrem Handgelenk.
"Was tust du?", fragt sie überrascht. Mit meiner freien Hand lege ich den Erste-Hilfe-Kasten von meinem Schoß auf den Boden und ziehe Joy, mit beiden Händen an ihrer Taille, zwischen meine Beine.
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Joy
ChickLit"DYLAN mach die scheiß Musik leiser!" Ich hämmere mit der Faust gegen seine Tür. Dylan macht diese auf und lehnt sich lässig gegen den Türrahmen. "Du schreist wohl gern meinen Namen. Hast du an einem Freitagabend nichts besseres zu tun als mir hint...