Achtundsiebzig

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Avery's P.O.V.

Ich liebe sie.

Ich will, dass sie glücklich ist. Am liebsten würde ich dafür sorgen, dass sie es ist. Aber das Schicksal will es eben anders haben.

Ich hasse dieses Schicksal.

Joy liegt in meinen Armen und schläft, Dylan sitzt im Sessel neben dem Bett und schläft ebenfalls.

"Brauchst du etwas?" Naja bis eben hat er geschlafen. Stumm schüttle ich den Kopf und sehe auf die wunderschöne Frau in meinen Armen runter.

"Ich liebe sie so sehr, dass es wehtut", gestehe ich flüsternd meinem Bruder. "Ich weiß", antwortet er lächelnd und legt traurig seine Hand auf meine Schulter. "Ich weiß", wiederholt er.

"Dich liebe ich auch, Bruderherz." Er nickt mit Tränen in den Augen und antwortet. "Und ich liebe dich, Ave."

"Dylan?"

"Ja?"

"Tu mir einen Gefallen und steck das Ding ab." Ich zeige mit dem Finger auf die leise piepende Maschine, die meinen Herzschlag aufzeigt.

Kritisch schaut mich mein Zwilling an. "Weshalb?"

Wieder schaue ich auf Joy runter und sehe dann leicht lächelnd Dylan an. "Bitte... Mach's einfach."

Immer noch mit Bedenken gefüllten Augen sieht er mich an, bevor er den Stecker aus der Wand zieht und das nervige Piep-Geräusch ausgeht.

Erleichtert atme ich aus und bedanke mich. "Danke, das Geräusch hat mich in den Wahnsinn getrieben.

Dylan kommt wieder auf das Bett zu und will sich auf den Stuhl davor hinsetzen, doch ich halte ihn auf.

"Siehst du das?", spreche ich ruhig. "Wie friedlich sie schläft? Wie sorglos sie in diesem Moment ist?"

Er schaut Joy an und sofort erstrahlt ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen. Genau wie ich, liebt er sie auch.

Ich kann mich noch genau erinnern, als er mich gebeten- angefleht hat, es ihr zu sagen. Seit dem Moment wusste ich, dass er sich in sie verliebt hat. In dem Augenblick, hatte ich noch keinerlei Gefühle für sie. Und ich hab die Gefühle meines Bruder keineswegs respektiert.

Doch das hätte ich tun sollen. Denn hätte ich Dylan's Gefühle für Joy auch nur ein kleines bisschen geachtet, hätte sie sich in ihn verliebt und würde sein Kind in sich tragen. Dann könnte ich ohne schlechten Gewissens sterben.

"Du liebst sie", stelle ich fest.

Sein strahlendes Lächeln wird zu einem bedrückten, als er wieder mich ansieht. Er weiß, dass er nichts darauf erwidern muss. Das ist bei Zwillingen so. Wir wissen, was der andere denkt und wie er fühlt, ohne es aussprechen zu müssen.

Ich nehme seine Hand und lege sie auf Joy's Hand, die auf meiner Brust ruht. "Wenn sie soweit ist, dann sag ihr von mir, dass sie ihre Gefühle für dich nicht wegen mir zurückhalten soll." Perplex schaut er seine und Joy's Hand, die übereinander liegen, an. Und bevor er etwas erwidern kann, fahre ich fort.

"Mein Mädchen wird versorgt sein", sage ich und lächele sie an. Ohne sie aufwecken zu wollen, lege ich sanft meine Hand auf ihren Bauch. "Und mein kleines Mädchen wird Mutter und Vater haben", gebe ich verträumt von mir.

"Kümmere dich um Joy und Audrey. Du wirst bald Vater sein." Ich schmunzle ihn an und nicke ihm stumm zu.

Mit einem letzten Lächeln auf mein Mädchen, schließe ich die Augen und lege meinen Kopf auf das Kissen.

Bitte Schicksal, lass es ihnen gut gehen.

JoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt