Zeitgleich mit Kapitel Einundsechzig
Dylan's P.O.V.
In einer Hand halte ich den Apartmentschlüssel und die andere stützt Avery. Leise öffne ich die Tür und schließe sie wieder schnell hinter uns.
"Ich will sie sehen", nuschelt Ave mit hängendem Kopf. Seine Hand rutscht ein Stück von meiner Schulter, doch ich halte sie noch rechtzeitig bevor er fällt.
"Das ist keine gute Idee, Bruder", antworte ich ihm, obwohl ich weiß, dass er es wahrscheinlich gar nicht wahrnimmt.
Langsam arbeiten wir uns bis zu seinem Schlafzimmer vor. Dort angekommen lege ich ihn sachte auf sein Bett und decke ihn zu.
"Ich liebe sie", murmelt er ins Kissen.
"Ich weiß, kleiner Bruder." Avery ist zwar nur eine Minute und achtzehn Sekunden jünger, aber ich ziehe ihn gerne hin und wieder damit auf, was jetzt vollkommen unpassend ist, dass ist mir durchaus bewusst. Schon die ganze Zeit sagt er, dass er Joy liebt. Ich musste mir das ununterbrochen anhören. Während der Autofahrt, als wir im MD Anderson waren und bei der Autofahrt zurück. Das heißt natürlich wenn er mal wach war.
"Joy...", kommt es wieder leise von ihm. Ich kann mir nicht länger mitansehen, wie er sich quält.
"Ruh dich ein wenig aus, Ave. Und wenn du wieder aufwachst, werden wir zu Joy gehen."
"Versprochen?"
"Ja, versprochen", versichere ich ihm und er schießt die Augen um in einen tiefen Schlaf zu fallen.
Einmal tief eingeatmet und ich kann bei dem Anblick meines geliebten Bruders die Tränen nicht zurückhalten. Er muss sich nur ausruhen...
Ich gehe aus seinem Zimmer und schließe leise die Tür hinter mir.
Joy muss es wissen. Er braucht ihre Liebe und Unterstützung. Er liebt sie so sehr, dass es mir mein Herz zerbrechen würde, würde sie ihn wegen der Zwillingsache nicht mehr lieben oder akzeptieren können.
Ich muss es ihr sagen. Ich muss ihr sagen, dass Avery mein Zwilling ist und dass bevor Avery aufwacht.
Zuerst wird sie ausrasten, weil 'Dylan' so lange weg war und dann wird sie uns beide hassen, weil wir ihr nicht von Anfang an gesagt haben, dass wir Zwillinge sind. Und deswegen muss ich sie alleine sprechen um ihr Avery's Lage erklären zu können und ihr sagen, dass er sie jetzt braucht.
Gerade als ich ins Wohnzimmer laufen will um dann zu Joy zu gehen, höre ich lautes Geschrei, dass vom Flur kommt.
"DYLAN, DU VERDAMMTER MISTKERL!" Nein, nein. Hättest du nicht zwei Minuten warten können? Verdammt!!
Schnell öffne ich dir Tür, damit sie leise ist und Avery nicht aufweckt. Joy's wütender Gesichtsausdruck verschwindet sofort als sie mich sieht und sie schlingt die Arme um meinen Hals.
Perplex stehe ich da und starre an ihre geschlossene Apartmenttür. Ach ja, sie denkt ich wäre Avery. Langsam lege ich meine Hände auf ihren Rücken und lehne mich ein wenig an sie.
"Ich hab mir solche Sorgen gemacht", flüstert sie in meinen Hals.
Hmmm... ihr Duft ist so wunderbar. Was? Nein, so darf ich nicht denken. Mein Bruder liebt diese Frau über alles, ich kann ihm das auf keinen Fall antun. Ich lege meine Hände auf ihre Hüften und drücke sie leicht von mir weg um ihr zu signalisieren unsere Körper zu trennen.
"Was war denn los?" Ihr Stimme klingt besorgt. Ich will sie gerade auf den Flur schieben um ihr alles zu erzählen, doch sie unterbricht mein Vorhaben, indem sie ihre Hand auf meine Brust legt.
"Geht es dir besser? Du siehst besser aus", meint sie, doch ich starre nur ihre Hand, die sanft auf meiner Brust liegt, an und kriege kein Wort heraus.
Sie lacht wegen meiner Reaktion, nimmt ihre Hand wieder weg und sagt "Was ist los? Hat es dir die Sprache verschlagen?"
Verlegen kratze ich mich am Hinterkopf und antworte leise und steif "N-Nein... Ich meine Ja, es geht mir besser." Shit, ich will sie nicht anlügen. Es muss jetzt raus!
Ich öffne den Mund, doch plötzlich spüre ich wieder ihre Hand auf meiner Brust. Sie schaut mich an und meint "Dylan, ich muss dir unbedingt etwas sagen."
Joy schaut auf den Boden und lächelt mich dann an. Verdammt ich verdiene kein Lächeln von ihr. Unnatürlich gekünstelt lächle ich zurück und schaue in ihre strahlenden Augen.
"Ich muss dir auch was sagen."
"Ich zuerst! Ich muss das unbedingt los werden", sprudelt es aus ihr heraus.
Sie will gerade anfangen, als im Hintergrund, aus Avery's Zimmer, ein Husten kommt. Damn it! Geschockt schaue ich durch's Wohnzimmer zu Avery's Tür. Bitte lass ihn noch schlafen, sodass ich Joy alles erklären kann und um sie überzeugen zu können, Avery nicht zu hassen.
"Was war das?", höre ich ihre stutzig klingelnde Stimme und drehe mich wieder zu ihr.
"N-Nichts." Sie kneift die Augen zusammen und will in das Apartment, doch ich versperre den Zugang.
"Joy..." Ich atme tief durch und schaue sie an.
"Das ist kein passender Moment-" um nachzuschauen was das war, denn ich muss dir was sagen, will ich gerade sagen, doch sie unterbricht mich indem sie fragt, für was das kein passender Moment sei und ihr kommen die Tränen. Mitleidig schließe ich die Augen.
"Betrügst du mich?", höre ich sie hauchen.
"Was?", frage ich überrascht und reiße die Augen auf. So ist es ganz und gar nicht. Es geht in eine komplett andere Richtung.
"Sag mir nicht, dass da eine nackte Frau in deinem Bett liegt!" NEIN! So ist es nicht, will ich gerade schreien, aber sie drückt sich an mir vorbei und geht ins Apartment.
Für einen kurzen Moment stehe ich noch geschockt da, doch dann laufe ich auch auf Avery's Schlafzimmer zu und rufe ihr hinterher.
DU LIEST GERADE
Joy
ChickLit"DYLAN mach die scheiß Musik leiser!" Ich hämmere mit der Faust gegen seine Tür. Dylan macht diese auf und lehnt sich lässig gegen den Türrahmen. "Du schreist wohl gern meinen Namen. Hast du an einem Freitagabend nichts besseres zu tun als mir hint...