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Ich trat vor die Tür und spürte den Regen auf meine Haut prasseln. Die einzelnen Tropfen verfingen sich in meinen Haaren und liefen mein Gesicht hinunter.

Nirgends waren Menschen zu sehen, alle hatten sich vor dem Unwetter in ihren Häusern versteckt. Der Himmel war komplett grau und wurde nur ab und zu von einem weißen Blitz durchzogen.

Der Regen war viel zu kalt, und da ich nur ein kurzes Shirt und eine Jeans trug, waren meine Klamotten sofort durchnässt. Wegen dem Regen konnte ich meine Augen kaum aufhalten und fast nichts sehen.

Aber das machte nichts, ich wusste wo ich hinwollte.
Ohne Rücksicht auf Wasserschäden zu nehmen, kramte ich mein Handy aus der Hosentasche und öffnete das Bild von Kyungi und mir.

Ich starrte es einige Zeit an, bis sich auf dem Display die Regentropfen mit meinen Tränen mischten. Ich fing an zu weinen. Anfangs nur einzelne Tränen, aber nach kurzer Zeit war ich nur noch ein heulendes und zitterndes Wrack.

Ich packte mein Handy in die Tasche und stolperte durch den Regen. Schreiend und fluchend fiel ich immer wieder auf den Gehweg. Ich hasste die Welt für ihre Ungerechtigkeit. Ich schnauzte die letzen Menschen die mir entgegen kamen an und weinte dann wieder und entschuldigte mich.

Ich konnte es nicht verstehen, die Tatsache, dass mir immer alles genommen wird. Meine Mutter, Kyungi, meine Überzeugung. Mein Seil an dem ich mich festgehalten hatte. Meine Hoffnung, meine einzige Motivation. Meine Mutter stand auf der Seite der Schwächeren, meine Mutter liebte jeden Menschen bedingungslos, meine Mutter kümmerte sich um alle die ihre Hilfe benötigten, meine Mutter stellte immer andere über sich selbst, meine Mutter würde nie jemandem weh tun.
Ich wollte so sein wie meine Mutter.

Doch jetzt wusste ich gar nicht mehr wer oder was ich sein wollte. Ich wusste nicht mal wer ich eigendlich war. Warum ich lebte. Wem die Tatsache das ich geboren wurde jemals irgendwas bringen würde. Bis jetzt hatte sie nur Schaden angerichtet.

Ohne das ich es bemerkt hatte war ich bei Kyungsoos Haus angekommen. Aber konnte ich dort einfach reingehen? Nachdem ich ihn so behandelt hatte? Kyungsoo hatte allen Grund mich zu hassen.

Erschöpft kauerte ich mich vor seiner Haustür zusammen. Hier war es wenigstens trocken.

Lie II KaisooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt