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Entschlossen machte ich mich auf den Weg zur Polizei. Nein, er hatte einfach nein gesagt. Er hätte damals nichts falsch gemacht, meine Mutter hätte es nicht anders verdient und er könne sich nicht stellen. Ich war wütend, unfassbar wütend. Wie konnte dieser Mistkerl das Leben seines Sohnes aufs Spiel setzen?

Ich bog um eine Ecke und erblickte die Polizeistation, doch kurz bevor ich die Tür öffnete, dachte ich nach. Was würde mein Onkel tun wenn er erfährt, dass ich ihn gemeldet habe? Wenn er merkt, dass Kyungsoos Vater sich nicht freiwillig stellen würde. Wenn Do Kyungwon verhaftet wird, gibt es nur noch Kyungsoo und mich, die er hasst. Wenn Kyungsoo zu dem Zeitpunkt in seiner Gewalt ist dann-

Sofort drehe ich um. Ich muss vorsichtig sein, ich darf Kyungi nicht in unnötige Gefahr bringen.

Als ich zu Hause ankam, suchte ich meinen Onkel, der logischerweise nicht da war. Ich durchsuchte jeden Winkel des Hauses nach versteckten Kellern oder anderen Räumen die ich nicht kannte, und in denen er Kyungsoo versteckt haben könnte. Aber wie erwartet gab es keine Spur von ihm.

Erschöpft setze ich mich hin und kramte mein Handy aus der Tasche. Nachdem ich Kyungsoos Namen als Passwort eingetippt hatte, öffnete sich der Homescreen und das Bild, welches ich gemacht hatte als Kyungi in meinen Armen eingeschlafen war, schaute mir entgegen.

Normalerweise breitete sich in mir ein warmes Glücksgefühl aus wenn ich ihn sah, aber diesmal nicht.

Alles was ich fühlte war ein unfassbar großer Schmerz, eine Angst die mich erschütterte. Mein Magen krampfte sich zusammen und in meinem Kopf tauchten Bilder von einem halbtoten Kyungsoo auf, der irgendwo im Wald lag. Ich spürte den Schmerz von jedem Schlag, jeden Tritt den mein Onkel mir je verpasst hatte. Ich stellte mir vor wie Kyungi nun all das erleiden musste, wie er all das abbekam. Ich wusste wie sehr mein Onkel ihn hasste, und ich wusste was er mit Menschen die er hasst macht.

Ich fing an zu zittern und zu schreien. Ich schlag meine Arme um meinen Bauch und schrie einfach nur.  Ich schrie alle Angst raus, all meinen Schmerz.

In meinen Augen bildeten sich Tränen und ich ließ mein Handy fallen. Ich musste ihn finden, ich musste wissen wie es ihm ging, ich brauchte ihn.

Mit zitternden Fingern hob ich mein Handy wieder auf und wählte die Nummer von Kyungsoos Vater.

"Ja?"
"Bi-bitte" flüsterte ich.
"S-sie müssen ihn retten. Bitte"
"Wir haben bereits darübet gesprochen"
Dann legte er auf. Einfach so. Er gab einen Scheiß auf das Leben seines Sohnes.
Aber ich würde ihn finden. Finden und retten. Und dann würden wir gemeinsam verschwinden, weg von allem. Zusammen, für immer.

"Keine Angst, ich finde dich. Ich liebe dich"


Lie II KaisooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt