Manuels Vater

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PoV: Manuel

Ich blickte wütend in Patricks braune Augen. Sie waren voller Scham.
"Manuel es tut mir so leid" sagte er. Gerade wollte ich wieder losschreien. Ich war stinksauer.
"Was hast du dir dabei gedacht du...!" ich stoppte. Ich sah, wie eine Träne über Patricks Wange rollen. Ein leichter Lichtschimmer spiegelte sich darin. Auf einmal konnte ich nicht mehr schreien. Die komplette Wut entwich aus meinem Körper und das einzige, was ich in diesem Moment tun wollte war, ihn umarmen. Ich weiß nicht woran es genau lag. War es, dass er mich so schnell aufgenommen hat, als ich kein Heim hatte oder war es die Tatsache, dass er sich für mich interessierte, da er meine Bilder genommen hatte oder war es tatsächlich diese Träne auf seiner Wange, die seine Verletzlichkeit zeigte?
Sturr ging ich an ihm vorbei und verschwand wieder in meinem Zimmer. Noch immer konnte ich kleine einzelne Scherben am Boden sehen. Dieses zerbrochene Stück, war das einzige, was mir von meinem Vater geblieben war und jetzt ist diese auch weg. Ich weiß nicht, warum ich sie behalten habe. Er war ein grausamer Mensch. Meine Mutter hat er geschlagen, mich hat er geschlagen und sein einziger Lebensinhalt lag darin, sich zu betrinken. An meinem 11 Geburtstag verschwand er. Meine Mutter konnte mir nicht sagen warum er fort gegangen war und wohin. In unserer Nachbarschaft häuften sich die Gerüchte über ihn. Manche sagen, er wäre, als er betrunken war, in einen Bus gestiegen und nun weiß er nicht, wo er ist. Dies war eines der harmlosen Gerüchte, doch es gab auch Leute, die dachten, wir hätten meinen Vater umgebracht, in in kleine Stücke zerschnitten und überall im Garten vergraben... Da wir keinen Beweis für das Gegenteil hatten, wurde unser Leben sehr grau...
Manchmal denke ich, dass es gut ist, dass er gegangen war. Also warum trauerte ich so um dieses Stück Keramik? Warum trauerte ich um jemanden, von dem ich nicht mal weiß, ob er jemals etwas nettes zu mir gesagt hat?
Währenddessen ich darüber nachdachte, holte ich schnell Schaufel und Besen und räumte den letzten Dreck vom Boden weg.
Ein lautes Klopfen riss mich aus meinen Gedanken.
"Manuel, es tut mir wirklich leid" hörte ich Patricks Stimme. Langsam öffnete ich die Tür meines Zimmers und schaute schon in Patricks braune traurige Augen. Ich versuchte zu lächeln,damit er wusste, dass ich ihn verzeihe, doch dies war schwerer als gedacht. Ich weiß nicht, wann ich das letzte mal richtig gelächelt habe...

Wer bist du? } Kürbistumor {Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt