Kapitel 4

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Die ganze Nacht über hatten Polizisten den Bunker, aus dem Mila geflohen war, observiert. Nichts regte sich. Paul und Robin überließen diese Arbeit ihren Kollegen. Sie selbst gingen nach Hause, um wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Die beiden teilen sich eine WG. Eins ihrer Zimmer stand leer, denn vor kurzem war erst ihr Mitbewohner und Kollege Arne Schneider ausgezogen. Er und seine Freundin haben jetzt eine gemeinsame Wohnung.

Pünktlich um 8:30 Uhr stoßen die beiden zu ihren Kollegen hinzu. Versteckt auf dem ganzen Gelände, hinter Büschen und Bäumen, sind Polizeibeamte und haben ihre Augen auf den Bunker gerichtet.

Wenn Milas Aussage stimmt, müssten die Entführerinnen jeden Augenblick auftauchen.

Man konnte die Anspannung aller Polizisten förmlich spüren. „Leute, es geht los" flüsterte Paul den umstehenden Kollegen zu.

Ein Auto fuhr langsam auf den Bunker zu. Vor dem Bunker macht das Auto halt. Die vier Türen öffnen sich. Das Bild, das sich den Polizisten dann bietet, lässt sie erst mal erstarren.

Vier Frauen in Lederoutfits verlassen den Wagen. Wie richtige Dominas denkt sich Paul noch. Dann ertönt der Funkspruch „An alle Kollegen, Zugriff! Sofort"

Mit gezückten Waffen strömen Polizisten von allen Seiten auf die Frauen zu. „Hände hoch! Polizei!" hallt es aus den Mündern mehrerer Beamter. Erschrocken bleiben die Frauen stehen und nehmen ihre Hände hoch.

„Sie sind alle vorläufig festgenommen. Sie haben das Recht zu schweigen. Sie müssen uns Angaben zu Ihrer Person machen. Ihnen wird vorgeworfen, Freiheitsberaubung begangen zu haben und ein Mädchen sexuell missbraucht zu haben. Haben Sie mich verstanden?" klärt Paul die verwirrten Frauen auf. Als er keine Antwort bekommt, fragt er erneut „Haben Sie mich verstanden?"

Dieses Mal bejahen alle Frauen. Sie werden mit Handschellen in vier verschiedenen Fahrzeugen abtransportiert.

„Man, bin ich froh, dass alles so glimpflich abgelaufen ist" stellt Paul fest.

„Ich auch, Paul. Aber jetzt lass uns mal in den Bunker gehen. Die Kripo sollte auch gleich da sein."

Robin, Paul und einige ihrer Kollegen suchten den Bunker nach weiteren Personen ab, doch er war leer. Es bot sich jedoch ein Bild der Verwüstung. Ein kleiner Käfig aus Metall stand in der Mitte des Raums. Hier werden sie Mila gefangen gehalten haben denkt sich Paul. Diverses Spielzeug hing an den Wänden verteilt. Der Anblick verschlug den Beamten die Sprache. „Lass uns rausgehen. Hier ist niemand mehr. Die Kripo kümmert sich später drum" Robin ging Richtung Ausgang, doch sein Kollege rührte sich kein bisschen. „Paul, alles okay?" Sein Freund war kreidebleich im Gesicht. Sanft zog er ihn Richtung Ausgang. „Lass uns zu Mila fahren und ihr die gute Nachricht überbringen, okay?" schlug Robin vor. Ihm war das komische Verhalten seines Freundes nicht entgangen.

Als die beiden im Auto saßen und Richtung Krankenhaus fuhren, begann Robin schließlich. „Paul, was ist denn los mit dir?"

„Hast du nicht gesehen, wie es da aussah? Ich will nicht wissen, wie lange Mila gefangen war. Was sie alles mit ihr angestellt haben" erwiderte Paul.

„Natürlich habe ich das gesehen, aber wir haben schon häufig schlimme Tatorte gesehen. Das ist dir doch sonst nicht so an die Nieren gegangen... Du magst sie, oder?"

„Ist es so offensichtlich?"

„Paul, ich bin dein bester Freund und Mitbewohner. Ich merke doch, wenn du jemanden magst."

„Nach Nadine dachte ich, dass alle Frauen auf dieser Welt böse sind. Aber Mila... Sie hat so viel durchgemacht, aber hast du gesehen, wie sie versucht, stark zu bleiben? Sie hat mit uns geredet, uns entscheidende Hinweise gegeben. Sie ist kein totales Wrack."

„Das mit Nadine hat dich damals schwer getroffen, oder?"

„Robin, sie hat mich mit meinem Bruder betrogen, wurde von ihm schwanger, hat es abtreiben lassen und hat behauptet, es wäre meins gewesen. Hätte mein Bruder mir nicht gestanden, dass das Kind von ihm war, wäre ich durchs Leben gegangen in dem Glauben, dass jemand mein Kind umgebracht hätte. Natürlich hat mich das getroffen!"

„Hey, sorry Paul. Komm, lass uns reingehen"

„Ist schon gut, Robin" seufzte Paul. Noch immer hatte er die Geschehnisse nicht verkraftet. Fünf Jahre war dies nun alles her. Mit seinem Bruder hatte er seit dem keinen Kontakt mehr. Auch das Verhältnis zu seinen Eltern war nicht das Beste.

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