Kapitel 20

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Die folgenden Kapitel werden alle etwas länger. Es wäre blöd, mittendrin einen Cut zu machen. Wir werden Mila jetzt begleiten wie sie ein letztes Mal in ihrer Heimat ist.

Viel Spaß!

*****

Sie dirigierte Paul letztendlich sicher zu ihrem Elternhaus. Ihr kleines Haus, in einer Sackgasse gelegen in einer sehr ruhigen Gegend. Jeder kannte jeden in der kleinen Straße, aber nicht alle Nachbarn mochten sich. Irgendwie war sie froh, hier wegzukommen.
Ihr Haus war nicht sonderlich groß, aber es genügte, um eine Familie mit zwei Kindern großzuziehen. Das Gras im Vorgarten müsste mal wieder gemäht werden und der Briefkasten quoll über. Es war offensichtlich, dass in dem Haus schon längere Zeit niemand mehr war. Zum Glück war die Kriminalitätsrate nicht sonderlich hoch in dem Ort, sonst wäre bestimmt schon eingebrochen worden.

Paul stellte den Transporter ab und wollte aussteigen, als er sah, dass Mila wie festgewachsen sitzen blieb. Sie machte keine Anstalten auszusteigen. Er betrachtete sie für einen Moment von der Seite. Ihre Hände zitterten und nervös biss sie sich auf die Lippe. Sie versuchte so gut es ging keine Miene zu verziehen, aber man sah deutlich die Traurigkeit auf ihrem Gesicht, ihre Angst vor dem, was nun kommen würde, kommen müsste.

Das ist es also... Mein altes Leben geht hier zu Ende. Ich werde dieses Haus nie wieder sehen. Eine Träne löste sich und lief langsam Milas Wange hinunter.

„Hey, ist alles in Ordnung?" fragte Paul schließlich. Mila erwachte aus ihrer Trance und schreckte hoch. „Ja... Es ist nur... Ich bin in diesem Haus aufgewachsen. Ich habe nie wo anders gewohnt. Jetzt werde ich dieses Haus zum letzten Mal betreten..." Mila schluckte schwer. Warum muss ein Neustart nur so unglaublich wehtun?

„Komm, lass uns aussteigen und reingehen. Wir haben eine Woche Zeit, um alles in Ruhe zu regeln." Mit sanfter Stimme sprach Paul auf sie ein in der Hoffnung es würde sie wenigstens etwas beruhigen. Aber was sagt man schon zu jemandem, dessen Leben ein Scherbenhaufen ist?

Langsam öffnete Mila ihre Tür und stieg aus. Mit unsicheren Schritten ging sie auf das Haus zu. Ihre Hand zitterte vor Nervosität, als sie den Schlüssel in das Schloss steckte und ihn umdrehte. Beruhigend legte der Polizist ihr eine Hand auf die Schulter. Sie war dankbar dafür, dankbar für seine Nähe. Sie konnte es ihm nicht sagen, aber das Gefühl und das Wissen nicht alleine zu sein, half ihr.

Dann stand sie da. Dieser altbekannte Flur vor ihr. Links ging die Treppe in den ersten Stock. Sie atmete den ihr so vertrauten Geruch ein.
Man sagt doch, jedes Haus hat seinen eigenen Geruch und es stimmte wirklich. Die Bewohner eines Hauses riechen es gar nicht mehr selbst und auch Mila glaubte diesen Geruch vergessen. Doch jetzt hier in diesem Moment fühlte sie sich für einen Moment wieder Zuhause. Sie fühlte sich in die Vergangenheit zurückversetzt, in eine Vergangenheit, in der sie ihre Familie noch nicht verloren hatte.

Dort stand vor einigen Jahren noch das Hundebett, bevor Luna verstarb. Unser süßer Labrador-Mischling... Sie hatte sich in den Hund damals in der ersten Sekunde verliebt. Sie war ein geretteter Hund aus Portugal. Um ihre Augen hatte sie schwarze Augenringe, war ansonsten aber komplett gold-braun. Sie hatte damals nur ein einziges Hundeleckerli dabei und das bekam Luna. Eigentlich hatten sie sich einen anderen Hund angesehen, aber Mila bestand auf Luna, diesen treuen Hund. Sie war ihr erstes Haustier gewesen. Und so tat der Tod der Hündin damals besonders weh und selbst Jahre später hatte sie noch die unerfüllbare Hoffnung, den Kopf des Tieres ein letztes Mal streicheln zu können.

In diesem Moment beschloss sie, dass sie unbedingt wieder einen Hund wollte. Die Tiere sind so unglaublich treu und loyal und würden ihr Herrchen immer beschützen. Fast so wie Paul... Bei diesem Gedanken musste Mila innerlich grinsen. Auch er beschützte sie ohne Fragen zu stellen. Er tat es einfach und sie wusste nicht warum.

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