12 - drunk in love

1.1K 83 3
                                    

"Always do sober what you said you'd do drunk. That will teach you to keep your mouth shut." — Ernest Hemingway


Grayson

Ich griff nach meinem inzwischen sechsten Glas Whiskey und ließ die braune Flüssigkeit meinen Hals hinunter laufen. Den Geschmack war ich gewöhnt, weshalb ich das Stechen im Rachen eher als Befriedigung betrachtete. Scott verzog angewidert das Gesicht, nachdem er sich auch den letzten Schluck seines Drinks herunter gekippt hatte, brüllte daraufhin aber fröhlich und hob die Arme. Es dauerte auch nicht allzu lange, bis sich weibliche Gäste an unseren Tisch setzten.

Scott hatte gute Kontakte zu den Clubbesitzern, sodass wir immer einen Platz im VIP - Bereich bekamen. Von hier aus hatte man einen offen Blick über die tanzende Menge unter uns. Der DJ spielte gute Musik und den Leuten gefiel es. Frauen schmiegten ihre Körper um die Pole - Stangen, Männer warfen ihnen Geld zu. Es wurde auf der Tanzfläche rumgemacht und in einigen dunklen Ecken sogar gevögelt. Das war das Nachtleben, dass Scott und ich uns jedes Wochenende gaben.

Ich liebte den Moment, in dem ich meinen sechsten Whiskey ausgetrunken und federleicht im Sessel saß. Ich war voll bei Sinnen und dennoch genau richtig betrunken, um entspannt auf die Menge hinunterzublicken. Ich war ausgeglichen und lachte hin und wieder. Öfters kreuzten sich dabei meine Blicke mit der ein oder anderen Frau, die dann einige Minuten für mich tanzte. Ihren Körper langsam und erotisch zur Musik bewegte.

Ich war der Beobachter, das war ich definitiv. Ich ließ mir den Alkohol bringen und ließ sie alle für mich tanzen. Viele Augen der Frauen waren den ganzen Abend auf mich gerichtet. Sie wussten, wer ich war. Aber sie wussten auch, dass ich sie nicht so wollte, wie sie mich wollten. Viele von ihnen wollen mich näher kennenlernen, mehr als meinen Namen und meine Geschichte wissen. Sie führten sich wie Schlampen auf und erwarteten dann eine romantische Nacht. Darüber kann man eigentlich nur lachen.

Ich schlafe jedes Wochenende mit Frauen. Ich gebe ihnen den Spaß, nach dem sie sich sehnen. Ich zwinge sie nicht, ich dränge niemanden zu Sex. Es passiert einfach und ich habe auch nichts dagegen einzuwenden. Eigentlich liebte ich es. Umso fraglicher war es, dass ich den Kontakt zu seiner hübschen Blondine auf der Tanzfläche seit über 5 Minuten hielt und keinerlei Drang dazu verspürte, sie auszuziehen. Dieses Gefühl überkam mich schon seit über einer Woche und es gefiel mir ganz und gar nicht.

"Noch einen Drink, Sir?",riss mich ein Mitarbeiter des Clubs aus dem Blickkontakt mit der Blondine. Ein zufriedenes Lächeln lag auf seinen Lippen, während er sich zu mir hinunterbeugte. Ich schaute zu Scott hinüber, der sich bereits eine Brünette zur Beute gemacht hatte und winkte ab.

"Nein, danke. Das war's heute für mich",antwortete ich und stand auf. Scott gab ich ein kurzes Handzeichen, dass der Abend für mich vorbei wäre, was er nur mit einem schnellen Nicken erwiderte. Ich ging die Treppe hinunter und erntete neidische Blicke der Männer, sowie gierige Blicke der Frauen. Ich konnte nicht anders, als schelmisch schmunzeln - ich war eben angetrunken und in guter Laune.

"Hallo, mein Hübscher",fasste eine zierliche Hand an meinen Oberarm und flüsterte mir mit weicher Stimme ins Ohr. Ihre Lippen strichen über meine Haut und verzogen sich dann zu einem kleinen Lächeln. Ich wandte meinen Kopf zu ihr um, und sollte mit meiner Vermutung Recht behalten - es war die tanzende Blondine. "Gehst du etwa schon?",fragte sie gespielt traurig.

Wenn ich betrunken war, sprach ich nicht viel, weshalb 95 % der Frauen mein Schweigen als ein Ja in jeder erdenklichen Situation betrachteten. Wirklich wehren tat ich mich auch nie, denn immer hin hatte ich bis jetzt auch immer großes Interesse daran gehabt, mit ihnen zu schlafen.

"Komm, lass uns tanzen",raunte sie, ehe sie mich auf die Tanzfläche zog. Die bunten Lichter blendeten meine Augen, sodass ich sie schmerzerfüllt zusammenzog. In nächster Minute lag ihr Hinterteil in meinem Schritt und bewegte sich rhythmisch zur Musik. Sie presste ihren Rücken gegen meine Brust und umfasste meinen Nacken mit ihrer Hand. Ich leckte mir genüsslich über die Unterlippe und ließ zu, dass sie mit mir spielte. Sie erwartete, dass ich sie ebenfalls berührte, doch meine Hände ruhten heute nur auf ihren Hüften. Dass ihr das nicht gefiel, zeigte sie mir Sekunden später.

Riley's wish *ON HOLD*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt