32 - sleeping beauty

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"Du bist krank",sagte Scott, als wir im Aufzug standen.

"Bin ich nicht",antwortete ich.

"Du bist gestört",beleidigte er mich erneut.

"Nein, ich bin auch nicht gestört",konterte ich genervt.

"Okay, dann bist du eben alles, was mit 'gestört' und 'krank' zu tun hat",sagte er und zuckte mit den Schultern. Ich holte aus und boxte ihm in den Oberarm.

"Hör' auf so etwas zu sagen, verdammt!",verlor ich die Nerven und funkelte Scott böse an. Er rieb sich über die schmerzende Stelle, würdigte mich allerdings keinen Blickes.

"Ich bin fertig mit dir",murrte er unterm Atem. "Du bist krank",sagte er wieder. Ich kniff die Augen zusammen und musste mich davor zurückhalten, ihm nicht gleich noch eine zu verpassen.

"Schon gut, schon gut!",zischte ich und wandte mich zu ihm. "Ich hab's verstanden. Kannst du jetzt bitte die Klappe halten?",sagte ich nervös. Als die Fahrstuhltüren aufgingen sprintete ich als Erste hinaus. Schnurstracks ging ich an den Schwester vorbei und blickte kurze Zeit später auf...Enttäuschung.

"Verdammter, Mist!",fluchte ich und ließ meine geballten Fäuste gegen die Glaswand knallen. "Wie lange willst du eigentlich noch schlafen, du verdammter Mistkerl?".

"Ma'am, verlassen sie sofort die Station!",funkelte mich eine Schwester fassungslos an, die mich bei meinem kleinen Wutausbruch anscheinend gesehen hatte.  Ihre Augen drohten mir, sodass ich beinahe auf die Knie gegangen wäre. "Jetzt!"

"Komm mit!",fauchte Scott, packte mich am Arm und zog mich wieder hinaus. "Genial! Wirklich toll gemacht, Harper! Sag mal, spinnst du jetzt vollkommen?"

Ich setzte mich auf eine Bank und warf den Kopf in die Hände. Gott, ich musste schlafen. Ich musste endlich den Kopf frei kriegen und wieder richtig schlafen. Aber das konnte ich nicht, denn Grayson war immer noch nicht gesund.

"Ich fahre dich nach Hause",sagte er, sodass mein Kopf in die Höhe schnellte.

"Ich gehe nirgendwo hin, Scott",sagte ich und musterte ihn streng. Doch er hatte seine Entscheidung anscheinend schon gefällt. Er baute sich vor mir auf und blickte wütend zu mir hinab.

"Du, kleine Rose, wirst jetzt brav in mein Auto steigen und nach Hause fahren",sagte er mit einem dunklen Unterton. "Das Ganze hier setzt dir mehr zu als mir. Und bevor du noch komplett durchdrehst, verschwindest du von hier."

Ich schluckte schwer und sah in seine lodernden Augen. Vielleicht hatte er Recht. Aber auch nur vielleicht. Denn immerhin musste ich hierbleiben und Grayson's Hand halten, wenn er wieder erwachen würde.

"Heb' deinen kleinen Hintern. Wir gehen",warf er mir noch hinterher, ehe er vorging und die den Fahrstuhl rief. Ich rührte mich nicht vom Fleck und schaute ihn etwas flehend an. "Na los!",nickte er in den offenen Aufzug. Ich rappelte mich müde auf und rieb mir über die Stirn. Wie ein schmollendes Kind stellte ich mich zu ihm und setzte mich später in seinen Wagen. Auf dem Weg zu Grayson's Appartement sprachen wir allerdings kein Wort miteinander. Das kam mir ganz Recht, denn ich hatte Scott nicht wirklich etwas zu sagen. Und er anscheinend auch nicht.

Scott knipste die Lichter an und wir beide musterten den leeren Raum. Auf dem Sofa lag Grayson's getragenes T-Shirt und sein Laptop stand aufgeklappt auf dem Esstisch. Ich ballte die Hand zu einer Faust, um die Tränen zu unterdrücken. Ich hoffte, dass Grayson jede Sekunde lebendig aus seinem Zimmer trotten würde. Doch es geschah rein gar nichts...

"Kommst du klar?",schlich sich sein schlechtes Gewissen in Scott's Kopf. Ich schaute mich noch einmal um, ehe ich leicht nickte.

"Ich denke schon",sagte ich vollkommen kraftlos. Scott trat etwas ins Wohnzimmer und lugte in alle Räume. Wahrscheinlich kontrollierte er nur, ob alles beim Rechten war. Eine liebevolle Geste von ihm.

Riley's wish *ON HOLD*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt