Kapitel 2-Emily

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"Emily Preston wohnt gemeinsam mit..."

Mister Cumberland öffnete das gezogene Kästchen, griff nach dem perfekt gefalteten Zettel und öffnete ihn langsam, um die Spannung zu steigern.
Konnte der Sack nicht einfach den Zettel wie ein normaler Mensch öffnen und ihn vorlesen?
"...Brittany Steward!"

Entsetzt schoss mein Kopf zu dem Mädchen mit den hellblonden Wellen, das sich genervt umsah. Unsere Blicke trafen aufeinander und ich wusste sofort, dass auch meine neue Zimmernachbarn sich nicht über die Einteilung freute.
Brittany Steward. Eine eingebildete Tusse , die sich nur um Nägel und ihre Haare kümmerte. Die blöde Kuh , die mir in meinem ersten Jahren an der SPPBS die Schule vermieste, indem sie jeden Tag einen abfälligen Spruch über mich abließ.
Das war zwar typisch für Miss Perfect , doch in meinem Fall wusste irgenwann die ganze Schule darüber Bescheid und ich bekam die zwei schönen Spitznamen 'Streber' und 'Fatily', da ich wegen des Stipendiums viel lernen musste-muss ich leider immer noch - und ich damals noch nicht meinen 'Babyspeck' verloren hatte.
Doch deswegen habe ich viel mehr Sport gemacht und heute, mit süßen sechzehn Jahren, lasse ich mich nicht mehr so leicht unterkriegen und werde nicht mal mehr Fatily genannt.

Doch nun wieder zurück in die Gegenwart: Brittany und ich waren Zimmernachbarn.
Das schrie doch förmlich nach Katastrophe...

Nach den Losungen sollten wir unsere Uniformen abholen, die bei den Mädchen aus einem karierten Rock, schwarzen Kniestrümpfen, und je nach Jahreszeit aus einer weißen Bluse mit Krawatte und schwarzem Jakett oder einem dunklen Pulli mit weißem Schal bestand.
Anschließend sollten wir in unsere Zimmer, um diese einzurichten, aber pünktlich um halb eins zum Lunch in den uns zugeteilten Mensen antreten, natürlich in unseren Uniformen.
Da heute der erste Tag war, fand sowohl kein Unterricht als auch keine Clubs statt.
Gesagt, getan.
Brittany und ich schlossen schweigend unsere Zimmer ganz am Ende des Ganges im vierten Stock des dritten Hauses auf.
Jeder hatte ein eigenes Zimmer, jedoch mussten wir uns ein Bad teilen, das unsere Zimmer miteinander verband.
Mein Zimmer war wie alle anderen in einem beigen Ton gehalten und durch ein Fenster mit hauchdünnen Vorhängen, die das Licht sicherlich niemals abfangen würden, scheinte sanft die Sonne. Neben der Tür zum Bad prangte ein brauner, mit Schiebetüren und Schubladen ausgestatteter Schrank und davor entdeckte ich auch meine zwei großen Koffer.
Vor dem Fenster wurde ein Schreibtisch mit einem Stuhl passend dazu plaziert, auch wenn dort niemand arbeitete; dafür waren die Lernräume da.
Ein Bett stand neben dem Fenster und die schneeweiße Bettdecke zierte das ungewöhnliche Logo der Schule: Ying und Yang.
Deswegen lautete auch das Motto 'Diese Schule wird dein Leben verändern'.
Eigentlich ziemlich eingebildet, doch dieser Spruch zog jedes Jahr haufenweise neue Schüler an.
Auf dem Schreibtisch lagen einige Papiere, darunter waren Anmeldeformulare für die Clubs, von denen man in den letzten zwei Jahren mindestens drei beitreten musste. Die meisten Clubs bot die Schule an, doch wenige wurden von Schülern selbst gegründet.
Sofort zog ich motiviert den Stuhl zu mir heran, nahm einen Kugelschreiber aus meinem Mäppchen und las mir die Clubs durch, damit ich alles bereits heute nach dem Abendessen abgeben konnte, denn wie das deutsche Sprichwort, das in einer Dokumentation erwähnt wurde, sagt: "Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!"
Die erste Seite war gänzlich mit der Anmeldung zum Schülerrat besetzt, welche ich sofort ausfüllte, da der Schülerrat sich besonders gut in einem Lebenslauf las und ich mich in diesem Jahr generell mehr an der Schule beteiligen wollte.
Ansonsten trug ich mich noch im Tanzteam, Fechtclub, Sprachenclub und Chemieclub ein, da ich bei den Cheerleadern nichts beantragen musste, weil ich seit drei Jahren dabei war. Zwar lebten wir in England, doch Mister Griffin, der Direktor der SPPBS, dachte, dass es eine gute Idee wäre, andere Kulturen auf uns einwirken zu lassen, weshalb American Football mitsamt Cheerleadern eingeführt wurde.
Danach wurden die selbstgegründeten Clubs aufgelistet: Drei Fanclubs, darunter einer für Brittany, ein Girlsworldclub, ein "Wie finde ich Freunde?"-Club und ein "Forever single"-Club. Der letzte Club, nämlich der Sonntagsclub, erregte meine Aufmerksamkeit, denn er war von Dave, einem alten Klassenkameraden, gegründet worden. Wahrscheinlich war er der einzige Grund, weshalb ich entschlossen ein kleines Kreuzchen hinter den Club setzte und anschließend wie ein Idiot grinsend umblätterte.
Unter dem ganzen Papierkram war noch mein Stundenplan, die Karte des gesamten Schulgeländes und noch weitere Informationen wie die Essens- und Schlafenszeiten.
Sorgfältig steckte ich alles in meinen Rucksack und fing an den ersten Koffer auszupacken.
Pünktlich zum Lunch erschien ich in dem weichen Pullover samt Schal und entdeckte in der Menge direkt Kloës blonden Haarschopf, der wie immer zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammengefasst war.
Schnell quetschte ich mir durch die Menge, was mit unter 1,60m nicht gerade einfach war, und stellte mich neben Maddy, die schon mit sehnsüchtigem Blick auf das Buffet starrte.
"Habt ihr schon Plätze reserviert?", fragte ich schelmisch grinsend, da ich wusste, wie vergesslich die beiden waren, wenn es um Essen ging.
Doch Kloë nickte und erklärte seufzend: "Wir drei sitzen mit Dave, Aron, zwei Mädchen und dem Opfer an einem Tisch."
"William ist kein Opfer!", verteidigte ich William schwach, da er mir einmal sehr mit dem Vorbereiten einer wichtige Präsentation in Philosophie geholfen hatte.
Doch meine eine beste Freundin verdrehte ihre Augen und widersprach spöttisch: "Komm schon, Emily, wir wissen alle, dass er ein totales Opfer ist!"
Daraufhin wusste ich nichts mehr zu erwidern und schwieg verlegen.
Dementsprechend lief das Mittagessen etwas komisch ab, da Dave wie immer so flache Witze riss, dass sie schon wieder witzig waren, Aron Kloë verliebt anstarrte, Kloë mit den Mädchen William heimlich auslachte, William mir hilflose Blicke zuwarf, Maddy sich nur auf ihr geliebtes Essen konzentrierte und ich wie ein unschuldiges Lamm in der Gegend herumsah.
Deswegen war ich mehr als nur froh, als wir endlich Freizeit bekamen und ich mich verkrümeln konnte.
Als ich mein Zimmer mit der Karte aufschließen wollte, fiel mir neben Brittanys Tür ein Klavier auf, welches einfach so im Gang herumstand.
Zögernd blickte ich den Flur hinunter, doch als ich niemanden sah, setzte ich mich auf den schwarzen Hocker und fing an, ein sanftes Lied zu spielen. Schon lange hatte ich kein Klavier mehr angefasst, das letzte Mal lag sicher schon einige Jahre zurück; wahrscheinlich zu der Zeit, in der ich noch kostenlosen Klavierunterricht bekam.
Ich setzte zu einem tiefgründigeren Lied an und die Musik erfüllte mich so sehr, dass ich gar nicht bemerkte, wie sich jemand hinter mich stellte und mir zuhörte. Deshalb schrak ich zusammen, als ein Junge in mein Sichtfeld trat und anfing laut zu klatschen.
"Das war ein schönes Lied, wirklich nicht schlecht", meinte er und ich bedankte mich strahlend.
"Ich bin übrigens Raphael, ich wohne dir glaube ich gegenüber", stellte er sich vor und ich grinste: "Ich bin Emily, schön dich kennenzulernen."

Es war ungewöhnlich, aber ja: Mädchen und Jungs in einem Wohnhaus, solange sie nicht in einer Verbindung wohnten.

Ich warf einen kurzen Blick auf meine Armbanduhr und bemerkte mit Schrecken, dass es schon drei Uhr war und ich noch mit dem Auspacken fortfahren und duschen musste!
"Tut mir leid, ich muss gehen!", brabbelte ich panisch und er nickte freundlich, bevor ich schnell mein Zimmer betrat und den zweiten Koffer öffnete.
Drei Stunden später hatte ich mein Zimmer perfekt eingerichtet und eine lange Dusche genossen, weshalb ich mich mit neu gewonnener, positiver Energie auf mein Bett plumpsen ließ und den Roman 'Stolz und Vorurteil' von Jane Austen aus meinem dunkelblauen Rucksack kramte.

Ich hatte erst drei Kapitel geschafft, als Brittany hereinplatzte und blökte: "Deine kleine Schminksammlung im Bad nimmt den Platz für meine weg!"
Augenverdrehend stand ich auf und stapelte einige Sachen aufeinander.
"Zufrieden , Miss Perfect?", murmelte ich genervt.
"Was?"
"Nichts, was dich angehen könnte."

Ich kehrte zurück in mein Zimmer und Brittany wollte das Gleiche tun, doch in diesem Moment klingelte es an meiner Tür und sie packte wohl die Neugier, da sie aus der Badtür herauslinste.
Ich öffnete die Tür und sah einen großen, schlanken Jungen mit dunklem, zerstrubbeltem Haar und genauso dunklen Augen.
Verlegen fuhr er sich durch die Haare und fragte leise: "Ist Brittany da?"
Ich realisierte die Frage erst ein paar Sekunden später, da ich zu sehr mit Starren bschäftigt war, und stotterte mit roten Wangen: "Ehm...ja, sie ist da. Brittany?"
Hilflos drehte ich mich zu ihr um und sie trat an die Tür, direkt neben mich.
"Hey Isaac!"
Sie warf ihm ein wahnsinnig hinreißendes Lächeln zu und wieder einmal bemerkte ich die Unterschiede zwischen uns beiden.
Sie könnte glatt als Model durchgehen und sah aus wie ein moderner Enge, während ich neben ihr wie ein Zwerg mit Apfelbäckchen wirkte.
Dann fiel mein Blick wieder auf Isaac. Das ist also der tolle Footballspieler, der einen Fanclub von Brittany persönlich gegründet besitzt. Sie war im Fanclub Präsidentin!
"Ich soll dir von deiner Mum sagen, dass du in den Ferien nicht zu meiner Familie kannst, weil ihr dieses Jahr überraschend Urlaub auf dem Philippinen macht", erzählte er mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck und Brittanys Mundwinkel sanken sofort.
"Was? Warum denn jetzt so plötzlich? Ich habe doch die letzten fünf Jahre die Herbstferien bei euch verbracht!", jammerte sie und sah ihm tief in die Augen.
Doch Isaac blieb völlig gelassen und zuckte gleichgültig mit den Schultern.
"Ich weiß auch nicht, Britt, aber ich geh' auch mal wieder. Bis nachher beim Abendessen!"
Dann fiel die Tür ins Schloss und bevor ich darüber nachdenken konnte, entwich meinem Mund eine Frage: "Woher kennen Isaac und du euch?"
"Familienbeziehungen. Eifersüchtig?"
Ich lachte laut auf.
"Eifersüchtig? Niemals, ich bin nur neugierig."
Sie guckte auf mich herab und zischte: "Ist auch gut so, lass deine Finger von ihm! "
"Warum sollte ich?", provozierte ich sie und sie warf ihre Haare elegant zurück, bevor sie stolz verkündete:

"Weil ich Isaac als meinen festen Freund will und dafür werde ich sicher sorgen."

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Hallo!
Dieses Kapitel stammt von MissionLove789!
Leider ist sie gerade nicht bei mir und deswegen muss ich in ihrem Namen schreiben.
Also: Danke an die Leser und ihre 'einzigartigen'. Ihr glaubt nicht, wie ich gelacht hab oder auch MissionLove789.

See you next time!

L im Namen von MissionLove789

McFlurry-Sweeter than ice creamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt