Kapitel 7-Brittany

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Ich liebte Isaac schon seit ich denken konnte.
Isaacs und meine Familie waren bereits vor unserer Geburt eng befreundet, weshalb beschlossen wurde, dass wir mit einundzwanzig Jahren heiraten sollten und somit den ultimativen Reichtum zu verkörpern.
Als ich mit drei Jahren Isaac zum ersten Mal sah, verliebte ich mich sofort in sein Aussehen und seine geduldige Art, mit der er alles und jeden behandelte.
Wir verbrachten unsere gesamte Kindheit zusammen und ich verknallte mich mit jedem Tag mehr und mehr in ihn, weshalb ich ihm sobald ich konnte in die SPPBS folgte.
Gestern auf der Eröffnungsfeier hatte ich mit ihm meinen ersten Kuss, was schon immer mein größter Wunsch war. Ich wollte so etwas besonderes für meinen Isaac aufheben, jedoch hat dieses Bedürfnis nicht mal mit vierzehn mehr gereicht, um Jungfrau zu bleiben...
Und jetzt kannte er auch noch Emily und redete mit ihr!
Emily war arm wie eine Kirchenmaus und ein großer Streber; ich konnte gar nicht verstehen, wie jemand so tolles wie Kloë mit ihr befreundet sein konnte...

Doch darüber konnte ich jetzt nicht nachdenken, denn irgendjemand hatte eine Kamera in die Umkleide gelegt!
Dieses glänzende Schwarz kannte ich doch irgendwoher...
Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Im Bruchteil einer Sekunde schnappte ich mir das Spannergerät und stolzierte an den geschockten Mädchen vorbei.
In der Sporthalle steuerte ich auf unseren Sportlehrer Mister Big zu. Er war ein etwa fünfunddreißig jähriger, kleiner Mann und galt als der perverseste Lehrer der Schule.
Hinter ihm räusperte ich mich hochnäsig und als er sich erwartungsvoll umdrehte, hielt ich die kleine Kamera in die Höhe und fragte schnippisch:"Ich denke, dass diese Kamera, die in der Mädchenumkleide lag, Ihnen gehört."
Seine Augen weiteten sich kurz, bevor er auf unschuldig tat:"Oh, stimmt, aber wie ist die da denn reingekommen?"
Ich lächelte hämisch.
"Ich kann dafür sorgen, dass Sie von der Schule fliegen."
Mister Dumbass seufzte auf und gab seine Tat zu:"Bitte, Miss Steward, ich tue auch alles, was Sie sagen! Ich kann mich auch für Sie ausziehen..."
Beim letzten Satz wackelte er anzüglich mit den Augenbrauen und ich hatte das Gefühl, gleich mein Frühstück auskotzen zu müssen.
Herablassend betrachtete ich ihn:"Iiih, so etwas hässliches wie Sie will ich doch nicht nackt sehen! Ich will eine eins in Sport, egal unter welchen Umständen."
Sofort stimmte er zu und kratzte sich verlegen am Kopf:"Könnte ich bitte die Kamera zurückhaben?"

Ha, was denkst du denn, du Zwerg?!

Zuckersüß lächelte ich und wog sie in meiner Hand:"Holen Sie sie doch!"
Dann warf ich die Kamera mit meiner ganzen Kraft gegen die Wand und beobachtete zufrieden, wie sie in winzige Einzelteile zersplitterte.
Spöttisch rauschte ich mit einem gekonnten Abgang davon, ging erstmal richtig gut shoppen und kam schließlich mit drei prallen Einkaufstüten wieder zurück; genau rechtzeitig für das letzte Fach dieses Tages: Eine Doppelstunde Kunst.
Miss Lithgow, die jüngste und einzig coole Lehrerin dieser dummen Schule, betrat strahlend den Raum und ließ ihre rotbraun gemusterte Aktentasche auf das Pult fallen.
Aus dem Nebenraum holte sie mehrere Din-A3-Blätter und bat Molly, die Tusche-Utensilien zu verteilen. Ohne viel unnötiges Gerede erklärte sie, dass wir zeichnen durften, was wir wollen und sofort beginnen sollten.
Ich war eigentlich miserabel in Kunst, doch durch jahrelange Übung beherrschte ich das Zeichnen des Porträts von niemand geringerem als Isaac perfekt.
Motiviert nahm ich den Pinsel in meine mit Glitzernagellack lackierte Hand und zeichnete zuerst seine Gesichtsform. Dann ging ich zu den Augen über und ein kratzendes Geräusch ertönte, als ich der Pupille Details gab. Nach etwa einer dreiviertel Stunde war ich selbst mit den winzigsten Merkmalen fertig und machte mich für meinen liebsten Part bereit: diese dunkelbraunen, weichen und fluffigen Haare.
Ich ließ mir dafür ganze zwanzig Minuten Zeit und vollendete mein Meisterwerk mit den Körperzügen oberhalb der Brust. Stolz klatschte ich das Blatt vor Miss Lithgow auf das Pult und verließ den Raum.

Das Bild von Isaac weckte in mir das Bedürfnis, ihn zu sehen und mir fiel die perfekte Ausrede ein, um Zeit mit ihm zu verbringen. Wegen meiner miserablen Kunstnoten im letzten Jahr kam meine Mutter auf die überaus geniale Idee, dass Isaac mir doch helfen könnte. Wie sich herausstellte, war er ein echtes Zeichentalent und ich konnte ihn anschmachten.
Ich kramte Isaacs Stundenplan, den ich heimlich ausgedruckt hatte, heraus und stellte grinsend fest, dass er gerade Sport hatte. Eilend bewegte ich mich zum Hallenbad und machte die obersten zwei Knöpfe meiner Bluse auf, sodass man gute Aussicht auf mein Dekolleté hatte.
Ich öffnete die dunkelbraune Tür und schritt zielstrebig geradeaus, da man durch diesen Gang direkt zum Schwimmbad gelang.
Mit einem lauten Knall flog die Tür auf und ich trat ein.

ICH WAR IM PARADIES.

Etwa dreizehn gut gebaute Jungs zogen ihre Runden beziehungsweise sie wollten ihre Runden ziehen, denn durch meinen Auftritt hörten sie auf und starrten mich schmachtend an (sogar der Coach-okay, es war Mister Big, was erwartet man schon von diesem Perversen).
Nur Isaac bedachte mich mit einem entgeisterten Blick und kam auf mich zu.

Ich glaube ich sabbere gleich.

Sein Körper war der Hammer!
Doch in diesem Moment stellte sich William, dieses hässliche Opfer, in mein freies Sichtfeld auf Isaac (!) und stotterte schüchtern:" Bri-Brittany, hier dür-dürfen keine Mädchen rein!"

Okay, ich gab es zu: Ich war FAST im Paradies!

"Geh mir aus dem Weg, Loser."
Ich schubste ihn leicht zur Seite und stolzierte zu Isaac.
"Hey Boo", zwinkerte ich und strich leicht seinen Bizeps hinunter.
"Was willst du hier?", wisperte er verwirrt und gab dem Coach ein Handzeichen, dass wir rausgehen.
In der Eingangshalle nahm ich seine Hände und fragte zuckersüß:"Kannst du mir heute schon Zeichenunterricht geben?"
"Na gut, ich wäre dann so um vier da."
Er schob mich sanft hinaus und verschwand wieder nach innen, während ich noch benommen von seinem Körper zu den Wohnheimen lief.

Ich wartete aufgeregt mit bereitgelegten Utensilien an unserem festgelegten Treffpunkt, nämlich in meinem Zimmer, auf ihn und um Punkt vier wurde an die Tür geklopft.
Lächelnd ließ ich Isaac hinein, welcher sich einen Stuhl schnappte und ihn links neben meinen stellte.
Er wollte sich gerade setzen, als sein Blick meinen Körper herunterglitt:"Warum hast du dich umgezogen?"
Unsicher betrachtete ich mein graues Designerkleid, welches meine Mutter, die international bekannte Modedesignerin Miriam Steward, persönlich für mich gemacht hatte und die passenden High Heels.

Extra ist unnötig, aber es muss einfach sein!

"Gefällt es dir nicht? Ich kann auch wieder meine Schuluniform anziehen-"
Er unterbrach mich und grinste kopfschüttelnd:"Nein, wir sind schließlich nicht wegen deiner Kleidung hier!"

Also begannen wir mit dem Zeichnen. Ich suchte mir ein Motiv, diesmal ein Portrait von mir selbst, aus und nahm den Bleistift in die Hand.
Wie immer zeichnete ich selbst drauf los und er verbesserte mich.

Als ich verzweifelt versuchte, meine hohen Wangenknochen nachzuzeichnen, erklärte mir Isaac geduldig:"Du darfst mit dem Bleistift nicht so fest und kantig darauf malen, der Stift muss leicht darüber streichen und deine Wangenknochen sollten weicher gemalt werden."

Er legte seinen rechten Arm um mich herum auf meine rechte Hand, welche er mitsamt dem Bleistift umfasste und auf das Blatt senkte.
Ich konnte, so sehr ich es auch wollte, mich nicht mehr konzentrieren und lehnte mich in seine Richtung, während er unbeirrt meine Hand führte.
Dann hielt ich es nicht mehr aus und wendete mein Gesicht seinem zu, welches nur etwa zehn Zentimeter von meinem entfernt war.
Mein Herz schlug schneller und ich nutzte seine komplette Verwirrtheit aus, um mich nach vorne zu beugen und ihn zu küssen, doch in diesem Moment scheiterte mein Plan durch leise Klavierlaute, die von draußen zu uns hereindrangen.
Isaac ließ mich los und richtete sich neugierig auf.
Er öffnete die Tür und uns beiden fiel die Kinnlade herunter: Emily saß am Klavier am Ende des Ganges und spielte ein mir unbekanntes Stück, ohne uns auch nur ein kleines bisschen wahrzunehmen, obwohl ich eine sehr auffallende Person bin!

Isaac stellte sich zu ihr und ich blieb in der Tür stehen.
Er tippte sie an und fragte schief grinsend:"Darf ich auch mal?"
"Klar."
Emily zuckte mit den Schultern und machte ihm Platz.
Er fing an, 'Alle meine Entchen' zu spielen und sie lachte-meiner Meinung nach wie ein röchelnder Elefant.
Dann drehte sie sich zu mir und ihr Lachen wich einer gleichgültigen Maske, während ich mit den Lippen ein lautloses "Ich werde dich fertigmachen" formte und wieder in meinem Zimmer verschwand.

Eins zu Null für dich, Fatily.
Vorerst.

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Hallo!
Erneut ein Kapitel von MissionLove789. Diesmal aus Brittanys Sicht. Nächstes Kapitel kommt dann wieder von mir. Habt viel Spaß in den Pfingstferien.
Out of sight, out of mind gilt hier nicht: Bitte denkt auch wenn ihr Wattpad geschlossen habt noch über unser Buch nach ¤*~*¤
Bis denne♡
L

McFlurry-Sweeter than ice creamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt