Der vierte Tag war angebrochen seit ich einen peinlichen Tod sterben musste. Noch peinlicher war wohl die Situation die nach diesem Tod folgte, denn die Tat allein war zwar peinlich, aber die Reaktion der Betroffenen übertraf dies bei Weitem. Nach der ersten Stunde, in der ich Mathe zu überleben versuchte, hatte ich zwei Stunden Sport. Sport allein war schon ein Akt des Grauens, doch da Mister Big auf Grund seines Tatendrangs im Schwimmteam einen Rückfall erlitten hatte, hauste er noch für eine Woche im Krankenhaus und wurde durch meinen Lieblingslehrer Mister Beckleburg-McFlurry ersetzt. Ich hatte immer gedacht, er wäre Lehrer für Physik und Mathematik, doch anscheinend gab er auch Vertretung in Sport. Wahrscheinlich um den Winkel des Rückens zu berechnen, den man beim Hochsprung machte. "Hallo, ich bin heute eure Vertretung. Ich unterrichte zwar kein Sport, aber eine Kollegin hat mir genauestens erklärt, was ich zu tun habe. Na gut, dann fangen wir an! Joggt erstmal zehn Runden!", begann Becky enthusiastisch und schenkte mir dabei ein erzwungenes Lächeln.
Ich verharrte an meiner Stelle und erstarrte zu Eis. Er dachte daran. An den Kuss! Er dachte daran, als er mich sah!
Peinlich berührt wandte ich meinen Blick von dem Physiklehrer ab und begann zu Joggen. Generell fand ich es unangenehm Sport zu betreiben und dabei betrachtet und eingestuft zu werden, noch unangenehmer war es jedoch von Beckleburg kritisch gemustert zu werden, während er über den Kuss philosophierte.
Um mich abzulenken dachte ich über die Runden nach. Eine Runde hatte 200 Meter, was schon zu Genüge anstrengend war, davon sollten wir zehn joggen, was zusammengerechnet zwei Kilometer wären. Wollte mich der Typ auf den Arm nehmen? Zwei Kilometer? Als ob ich so viel Sport mache!
Kurz sprintete ich los, nur um dann meinen Platz auf dem Boden zu finden. Mein Fall glich dem eines Kartoffelsacks. Mein Gewicht schmetterte zu Boden und dort lag ich dann. Natürlich hatte ich mich nicht verletzt, ich war einfach eine wahnsinnig gute Simulantin, wenn es darum ging, weniger Sport machen zu müssen.
Sofort eilte Beckleburg zu mir. Aus seiner Panik heraus packte er mich einfach, sodass meine rechte Hand sich an seinen starken Nacken bettete und er mich durch seine breiten Schultern stützte. In dieser Position brachte er mich bis zu einem Hocker. Ich sollte mich auf den Hocker setzten, ehe er meinen Fuß untersuchte, den ich fingierte verletzt zu haben. Mit seinen großen Händen tastete er behutsam meinen Fuß ab und legte ihm ein Kühl-Element auf. Minuten vergingen, bevor er registrierte, wen er gerade verarztet hatte. Ich hätte damit gewettet, dass er auf einmal nervös würde, doch er blieb sichtlich ruhig und raunte nur: "In erste Linie bin ich dein Lehrer und als dein Lehrer muss ich mich um dich kümmern!"
Ich nickte zögerlich und spürte die Schuld in mir aufsteigen. Wahrscheinlich war er vollkommen verwirrt von mir und machte sich Gedanken um die Zukunft, während ich ihn nur wegen einer Wette in diese Situation gebracht hatte. Langsam schaute ich nach oben in sein besorgtes Gesicht und ließ meinen Blick über seine weichen Gesichtszüge schweifen. "Um ehrlich zu sein, wie ich schon sagte, habe ich eine Freundin und ich kann deine Gefühle auch nicht erwidern, aber wir können Freunde werden! Natürlich können wir uns nicht öffentlich befreunden, aber-", plapperte er vor sich hin. Wir konnten Freunde sein. Mein Gehirn setzte für einen Moment aus. Automatisch nickte ich seinen Vorschlag ab. Freunde.Was hatte ich getan?!
Glücklich grinste mich Becky an und streckte mir seine Hand entgegen. "Freut mich dich kennenzulernen. Mein Name ist Jonathan! Nenn mich John", grinste er. Seine Hand. Ich durfte sie berühren. Unsicher und quälend langsam griff ich nach seiner Hand. Als ich mit meinem Finger frühzeitig seine Hand berührte kribbelte meine Fingerkuppe vor Aufregung. Becky. Nein, John. Er kam mir entgegen und umfasste meine zierliche Hand. Medusa hätte mich nicht besser versteinern können. Die Aufregung verbreitete sich durch meinen ganzen Körper. Mein Herz pochte in einer ungewöhnlichen Geschwindigkeit und ich bildete mir ein, dass es unregelmäßig schlug.
Langsam formte sich auch aus meinen Lippen ein kleines Grinsen. "Freut mich. Ich bin Kloë!", keuchte ich, da ich nicht atmen konnte. Meine Lunge fühlte sich wie zugeschnürt an und ich hatte aus meiner Aufregung heraus die Luft angehalten.
John ließ meine Hand los und ich war enttäuscht über den plötzlichen Wärmeverlust und die fehlende Geborgenheit. Moment, Geborgenheit?
Wahrscheinlich freute ich mich einfach, dass er ein guter Freund werden wollte. Das war alles. Natürlich.
DU LIEST GERADE
McFlurry-Sweeter than ice cream
Ficção Adolescente"You can close your eyes if you don't want to see something, but you can't close your heart if you don't want to feel something"-Johnny Depp Kloë, Emily, Madeleine und Brittany sind Schülerinnen an einer berühmten Eliteschule, doch das Leben mag nic...