Kapitel 30 - Emily

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Nach zwei Wochen voller Nachhilfe, Arbeit mit Dean und definitiv zu viel Freizeit fing endlich wieder die Schule an. Das hieß für mich: Endlich wieder meine Freunde sehen und so viel büffeln, dass ich keine Zeit haben würde, an meine Gefühle oder sonstiges zu denken, denn in den Ferien musste ich mich stetig ablenken, um nicht an die ganzen Vorfälle, die in den letzten Wochen stattfanden, zu denken.

...Zumindest glaubte ich das. Aber es war ziemlich schwer beim Frühstück am gleichen Tisch wie Isaac und Brittany zu sitzen und mir nicht ihren gemeinsamen Sex, in den ich hineingeplatzt war, in Erinnerung zu rufen. Also konzentrierte ich mich auf das Rührei vor mir und stocherte darin ununterbrochen herum. Dann schluckte ich gefühlt das ganze Ei mit einem Biss herunter und beeilte mich, aus der Mensa zu verschwinden, da wir sowieso relativ in der Nähe des Ausgangs saßen. Als ich gerade um die Ecke biegen wollte, berührte mich eine große Hand an der Schulter und ich atmete tief durch, bevor ich mich umdrehte. Wie erwartet stand Isaac hinter mir.

"Warum fängst du mich eigentlich immer nach dem Essen ab?",fragte ich mit einem leichten Lächeln. "Gibt es was?"
Ich tat so, als wäre ich überrascht, obwohl ich mir zu hundert Prozent sicher war, dass er mich wegen der Sache mit Brittany ansprechen wollte.

"Ja, es gibt da wirklich was, das ich sagen will. Können wir nachher unter vier Augen reden?"
Er fuhr sich durch seine dunklen Haare.

Wollte ich das?
Klar, ich war echt neugierig, ob die beiden jetzt sowas wie ein Pärchen waren; allerdings wurde auf unserer Schulwebsite noch nichts davon berichtet, also war es eher unwahrscheinlich. Aber was wollte er denn dann bereden? Sich rechtfertigen? Sich entschuldigen? Dazu hatte er gar keinen Grund.

Oder wollte er einen Dreier vorschlagen?!
Augenblicklich schlug ich mir diesen Gedanken aus dem Schädel. Das war nun wirklich zu absurd!

Ich setzte gerade zögerlich zu einer Antwort an, als plötzlich Brittany auf uns zugelaufen kam und Isaac am Arm packte: "Ich habe ganz vergessen, dir dein Mitbringsel von den Philippinen zu überreichen!"
Sie zerrte Isaac in Richtung der Wohnhäuser und mit einem entschuldigenden Blick ließ er sich mitziehen.

Ich seufzte und machte mich im Schneckentempo auf den Weg in die Aula, denn die Studienfahrt der 11. und 12. Klassen stand bevor. Es war eine langjährige Tradition der SPPBS, dass alle Oberstufenschüler ins Skilandheim fuhren, um mehr Eigenständigkeit zu erlangen. Ich hatte aus vertraulichen Quellen - na gut, es war nur Raphaels Fanpage - nämlich erfahren, dass wir dort selbst Essen zubereiten und das Haus putzen müssen. Ob das nun der "Untergang der Blüte des Lebens" war, so wie es in dem Post beschrieben wurde, darüber ließ sich streiten. Aber auf jeden Fall konnte ich mir vorstellen, dass die meisten Schüler wenig davon begeistert sein würden.

Als ich den riesigen Raum betrat, erblickte ich Dean, Dave und Aron, die mit ihren Armen auf den Stuhllehnen ausgebreitet in der letzten Reihe hocken und miteinander redeten. Ansonsten saßen bisher nur vereinzelt Schüler in den Stuhlreihen, von den Lehrern war weit und breit keine Spur.

Nach kurzer Überlegung, ob ich nicht meinem antisozialen Teil nachgeben und mich alleine in die Ecke gammeln sollte, um jegliche Interaktion mit anderen Menschen zu vermeiden, gesellte ich mich zu den drei pennerähnlichen Gestalten.

"Ist der Platz noch frei?", unterbrach ich ihr angeregtes Gespräch und warf mich auf den Stuhl, ohne auf eine Antwort zu warten. Die Jungs drehten sich um und sechs Augen richteten sich auf mich.

"Dean, du Kiffer!", zischte ich wütend und riss ihm den Joint aus der Hand, den er gerade zu seinem Mund führen wollte. Er gab einen schmerzvollen Laut von sich und sein Gesichtsausdruck glich dem von Maddy, wenn man ihre heißgeliebten Erdbeeren aß. Ich schaute Dean trocken in die Augen, während ich den Joint an seinem Stuhl ausdrückte, dann ließ ich ihn in seinen Schoß fallen.

McFlurry-Sweeter than ice creamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt