Kapitel 6-Madeleine

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Ich stand an einem Stehtisch des Ballsaals gegenüber der Bühne. Nach dem Eröffnungstanz, dem ich leider patnerlos beiwohnte, stiefelte der olle Griffin wieder auf die Bühne. Mit gespieltem Enthusiasmus riss er das Mikrofon an sich: "Die SPPBS steht für die Saint-Peter-Private-Boarding-School. Der Gründer dieser Idee war mein Urgroßvater, der Vater meines Vaters Vater! Ich stellte meinem Vater die Frage, weshalb der Vater seines Vaters, also mein Urgroßvater die Schule Saint Peter nannte. Er antwortete mir bloß, dass er seinem Vater diese Frage auch stellte und dieser seinem Vater ebenfalls und dieser Vater, also der Vater meines Vaters Vater, mein Urgroßvater, erklärte, dass Saint Peter ein anderer Name für den biblischen Simon Petrus ist, welcher der erste Papst war und somit der Meilenstein der römisch-katholischen Kirche und so sollte er seine Hand auch über unsere Schule heben, auf dass sie lange bestehe! Und mit dieser kleinen Geschichte über mich, meinen Vater, meines Vaters Vater und den Vater meines Vaters Vater und auch über den Vater aller wünsche ich euch einen guten Start in das neue Schuljahr!"
Ab 'Der Vater meines Vaters Vater' kam ich persönlich nicht mehr mit.
Griffins Reden waren immer unverständlich und er schien das Wort 'Vater' überaus zu mögen!

"Du hörst da echt zu?" Eine Stimme näherte sich mir von hinten. Ich drehte mich um und starrte in das Gesicht des Psychologietyps. "Sind wir Freunde?", gab ich schnippisch zurück und hörte, dass der erste Walzer begann-Beethoven. Der Typ zog seine Mundwinkel nach oben und grinste: "Ich bin aber mit deiner Freundin Emily befreundet! Ich hab euch zwei gesehen, also lass mich mich mit dir anfreunden!" Ich schnaufte leicht. "Gewährst du mir diesen Tanz?", fragte er mit einem selbstsicheren Funkeln in den Augen, das irgendwie arrogant aussah. Augenverdrehen nickte ich und er schob mich direkt auf die Tanzfläche, wo gerade ein neues Lied begann. Da ich nicht gerade gut, also eher grottig, tanzen konnte, musste ich mich auf seine Führung verlassen, was ausgesprochen gut klappte. Mein Blick schweifte an ihm runter. Jetzt, da ich Zeit hatte ihn genauer zu mustern, fielen mir seine unnatürlich dunklen Augen auf, die in einem Blau funkelten. Ich hatte schon viele Augen gesehen, aber welche waren dunkelblau wie die Tiefsee? An seinem Körper lag ein weißer Anzug an. "Ist das BRIONI?", kreischte ich entsetzt. "Wow! Du kennst die Marke?", erwiderte er überrascht. Natürlich kannte ich Brioni, wer kannte sie nicht die teuerste Anzugmarke der Welt. Bei Brioni legte man 40 000 Dollar hin, um einen einzigen Anzug zu kaufen und sowas trug dieser Schnösel bei der Eröffnungsfeier!!!
Also wir reden hier von MINDESTENS 40 000 Dollar und ohne Diamanten, Gold oder sonst was. Ein einfacher Anzug aus Merinwolle. James Bond trug in sechs Filmen so einen Anzug und gehörte damit zu den bestbekleidetsten Männern der gesamten Welt!

Das Lied endete und glücklich, dass ich es überlebte ohne wegen Gehirnschäden wegen des Anzugs oder Dummheit beim Tanzen zusammenbrach, entfernte ich mich von ihm. Ich suchte schnell Abstand und fand mich in der Bibliothek wieder. Das schwarze Buch, das, wie ich herausfand, 'Black' hieß, hatte ich zuende gelesen und ich war auf der Suche nach dem Bibliotheksboy, aber seit er mir das Buch empfahl, hatte ich keinen Kontakt mehr mit ihm. Ich ließ mich auf einen Sitzsack fallen und schloss kurz die Augen. Plötzlich ließ sich jemand neben mir fallen. Ich riss meine Augen auf und erkannte die Brille- es war der Bibliotheksboy. "Hey! Hast du das Buch durch?", fragte er interessiert und ich nickte erfreut darüber ihn zu sehen. Auch wenn eine gewisse Ähnlichkeit zwischen ihm und dem Psychologietyp bestand, von welchem ich den Namen immer noch nicht kannte, so war der Charakter 500 mal so unterschiedlich. Dieser Boy war bescheiden und würde nie einen Anzug von Brioni auf einer Eröffnungsfeier tragen und er mochte Bücher- Pluspunkt für Bibliotheksboy! Eventuell waren sie ja Zwillinge! Der eine trug bloß eine Brille! "Hast du zufällig einen Zwilling?", fragte ich neugierig, weil die Ähnlichkeit schon auffällig war. Er lachte: "Nein! Du meinst besimmt Raphael, aber nein er sieht mir bloß ähnlich, aber er ist nicht mit mir Verwandt!"
Raphael.... Von so jemandem hatte Emily neulich erzählt!

McFlurry-Sweeter than ice creamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt