Es war ein sonniger Dienstag und in der Natur lag der glitzernde Schnee. Auch unter meinen Füßen lag das strahlende Weiß, während ich meine Aufwärmübungen machte.
"Und eins und zwei und drei und vier. Jetzt die andere Seite", wies uns Mister Big an. Wir standen alle in einem großen Kreis und verfolgten seine Bewegungen. Neben ihm stand Jonathan und führte zögerlich die Übungen aus. Es war ihm anzusehen, dass er sich dabei unwohl fühlte und genau diesen Anblick genoss ich in diesem Moment so sehr. Er gab nur Acht auf seine Übungen und das ließ mir die Möglichkeit, ihn in Ruhe zu beobachten. Jedenfalls die meiste Zeit, denn irgendwann rammte mir Emily ihren Ellbogen in die Seite. "Fang nicht an zu sabbern!", lachte sie. Mein Blick wich ihrem aus und leise gab ich Widerworte, die sie jedoch gekonnt überhörte.
"Ihr habt schon eure Ski-Sachen erhalten und es wurden auch schon Trockenübungen gemacht, das heißt, dass ihr jetzt auf die Bahnen losgelassen werdet! Vergesst nicht, dass ihr euch zu nichts drängen dürft. Schaut, was ihr euch selbst zutraut!", verkündete Misses Ricks noch, bevor wir offiziell auf die Pisten durften. Leider. Ich hätte gerne noch weitere Übungen gemacht, doch jetzt kam der Moment der Konfrontation. Ich war schon mal beim Ski fahren gestürzt und hatte mich verletzt - es war einfach nicht meine Disziplin - und doch sollte ich sie jetzt ausführen.
"Können wir erst auf die Anfängerpiste?", fragte mich Emily vorsichtig und ich nickte nur eifrig mit dem Kopf. Vielleicht übertrieb ich es auch mit dem Nicken, denn ich hatte wahnsinnige Angst vor schwierigeren Strecken. "Komm, nehmen wir den Lift", forderte ich die kleine Halbchinesin auf. Nach geschlagenen Minuten kamen wir oben an. Oben. Am Startpunkt der Ski-Piste. Zu weit oben. Das "oben" an sich versetzte mich eigentlich nicht in Angst. Viel eher fürchtete ich mich vor dem Weg nach unten.
Doch Emily hatte kein Erbarmen. Mit klopfendem Herzen wurde ich hinter ihr hergezogen und schon wenige Sekunden später ging es abwärts. "Emily, du A- Aaaahhhh!" Bevor ich meine Beleidigung aussprechen konnte, wurde ich schneller und rauschte mit Höchstgeschwindigkeiten den Berg hinab. Von Emily war keine Spur mehr. Ich hatte sie irgendwo hinter mir zurückgelassen. Wahrscheinlich noch an der Spitze der Piste, während ich aber schon am Fuße angelangte. Mehr schlecht als recht bremste ich ab. Dabei fiel ich fast vornüber, doch ich schaffte es mich auf meinen Beinen zu halten. Diese Standfestigkeit, die ich bewiesen hatte, löste in mir einen kleinen Funken Selbstvertrauen in meine Skileistungen aus, der meine Angst vor den Pisten langsam aber sicher versiegen ließ. Mein Mut währte jedoch nicht lange, denn Emily kam indessen auch sicher am Fuße der Piste an und hatte das Verlangen nach mehr - sie hatte nämlich ihr heimliches Talent fürs Ski fahren entdeckt. Keine paar Minuten später befand ich mich auf dem Weg zu einer schwierigeren Piste. Das unwohle Gefühl kehrte zurück. Laut Misses Ricks sollte ich mich zu nichts drängen, doch konnte man den flehenden Augen von Emily wiederstehen? Ja. Hatte ich aber Becky aka John auf der Bahn, auf die Emily zusteuerte, gesehen? Ebenfalls ja! Und das war ein triftiger Grund, mich auf diese Bahn zu zwingen. Vorsichtig schlitterte ich Meter für Meter in das Gefälle hinein und mit einem ordentlichen Ruck von Emily war das Desaster vorprogrammiert. Ich war unaufhaltsam. Ich zischte die Piste hinab, als wäre ich ein Champion, nur dass ich nicht kontrollierte, wo ich hinfuhr. Meine Richtung hing allein von der Pistenbeschaffenheit ab und unterdessen wurde ich immer schneller. Ich war schnell genug, dass ich sogar Angst davor bekam zu bremsen. Doch da hörte der Spaß noch längst micht auf. Neben mir erschien eine Silhouette. Ich konnte nicht erkennen, wer es war und der Wind drönte so in meinen Ohren, dass ich auch nicht verstand, was diese Person mir zurief.Was ich jedoch bemerkte war, dass die Person nach mir griff und uns zusammen lenkte. Wir wurden auch langsamer, doch das nützte nichts. Vor uns erschien eine kleine Familie bestehend aus Vater, Mutter und Kind. Zwar kein kleines Kind, aber 11 düfte es schon gewesen sein. Fern genug, um zu registrieren, was passiert, nah genug, um handlungsunfähig zu sein.
Auf einmal riss mich die Person, die mich noch immer führte, zur Seite. Das ruckartige Ausweichen hatte seine Folgen, denn es riss mich und die Person von den Füßen. Die nächsten Sekunden vergingen wie in Zeitlupe und doch waren sie in nur einem Wimpernschlag vorbei. Ich rollte in den Armen meines "Retters" den Berg hinab, drückte meinen Kopf tiefer in die Halsbeuge der Person und lag letztendlich unter meinem "Retter" im kalten Schnee. Ich traute mich noch nicht, meine Augen zu öffnen. Noch immer spürte ich die Gefahr unter meiner Haut. Doch dann streifte der Atem meines "Retters" über mein Ohr und hauchte: "Es ist alles gut, Kloë. Du bist in Sicherheit."
Daraufhin blinzelte ich leicht und ließ das Licht in meine Augen. Mit diesem Licht erkannte ich auch, wer mein "Retter" war.
Es war mein Physiklehrer. John.
Jonathan Beckleburg-McFlurry.
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McFlurry-Sweeter than ice cream
Genç Kurgu"You can close your eyes if you don't want to see something, but you can't close your heart if you don't want to feel something"-Johnny Depp Kloë, Emily, Madeleine und Brittany sind Schülerinnen an einer berühmten Eliteschule, doch das Leben mag nic...