The Truth

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PoV John:

Etwas orientierungslos wachte ich auf und musste mich erst einmal umsehen, um zu erkennen, dass ich nicht in meinem Bett, sondern auf der Couch, im Wohnzimmer lag.
Gleißend helles Licht schien zum Fenster herein und ich verfluchte mich selbst dafür, dass ich die Gardienen am Tag zuvor geöffnet hatte, denn die Helligkeit war schmerzhaft für meine, noch immer etwas müden Augen.
Glücklicherweiße waren meine Kopfschmerzen beinahe komplett verschwunden, denn sonst hätte ich sicherlich schlimmere Schmerzen ertragen müssen.
Auf dem Weg zur Küche viel mein Blick auf die Uhr, welche 10:03 Uhr anzeigte.
"Sherlock?", rief ich, "Sind Sie da?" Keine Antwort. Vielleicht war er ja schon wieder unterwegs, Leichen verdreschen oder neue Teile für Experimente aus der Pathologie "leihen".
Ich war gerade dabei Wasser für meinen morgendlichen Kaffee aufzusetzen, als mein Handy einen Piepton freigab, um mir zu zeigen, dass eine Nachricht eingekommen war.

"Stehen Sie auf und steigen Sie, ungeachtet dessen, was Sie gerade tragen oder machen, sofort in den Wagen, der vor der Tür steht. Er ist von Mycroft. Es ist wichtig!
SH", stand da und ich sah besorgt zum Fenster auf, wo ich tatsächlich einen schwarzen Wagen auf der Straße warten sah.
Sofort war ich in Alarmbereitschaft. Was ging hier vor sich? Was war passiert?
Auf dem Weg nach draußen, schnappte ich mir noch schnell meine Jacke vom Haken, bevor ich in Sekundenschnelle in meine Schuhe fuhr und dann zum Auto lief. Etwas skeptisch öffnete ich die Tür. Drinnen saß die hübsche Brünette, welche mich schon öfter begleitet hatte, als ihr Boss mich abholen ließ, und tippte etwas auf ihrem Handy. Der Wagen war also wirklich von Mycroft. Das ganze beruhigte mich ein wenig und ich ließ mich in den weichen Ledersitz fallen. Doch noch immer machte ich mir Sorgen.
"Was ist los?", fragte ich aufgeregt.
"Hm?" Fragend schaute Sie auf und lächelte etwas verwirrt
"Wieso will Mycroft mich jetzt schon wieder sehen?", fragte ich genervt. Egal wie hübsch sie war... sie war dennoch etwas dümmlich.
"Das weiß ich nicht. Mr Holmes hat mir nur den Auftrag gegeben Sie schnellstmöglich abzuholen." Damit schaute sie wieder auf ihr Mobiltelefon und das Gespräch war für sie beendet.
Wir fuhren mit schnellem Tempo, weshalb es nicht verwunderlich für mich war, als wir nur kurze Zeit später in einem anderen Teil Londons ankamen.
Kaum war der Wagen zum Stehen gekommen, wurde auch schon die Tür aufgerissen und Sherlock stand da. Sein Blick war starr und beinahe undefinierbar, doch ich hatte das Gefühl für den Bruchteil einer Sekunde so etwas wie Sorge in seinen Augen aufblitzen zu sehen.
"Kommen Sie. Es gibt etwas Neues.", sagte er schnell und lief dann auf die Tür zu, welche mir auch durchaus bekannt war. Ich stieg aus und folgte meinem Partner.
Drin angekommen wartete Mycroft bereits auf uns.
"Bitte folgen Sie mir, Dr Watson. Es gibt Neuigkeiten im Fall James Moriarty.", mit diesen Worten führte er mir den Weg zu seinem Büro, was etwas unnötig war, denn schließlich war ich schon einmal hier gewesen. Damals sollte ich etwas für Sherlock erledigen, welcher sich nicht selbst die Mühe machen und das Haus verlassen wollte.
Als wir kurz darauf zu dritt in seinem Büro ankamen begann Sherlock zu sprechen:
"Mein toller Bruder,", fing er an und ich konnte schon jetzt die Verachtung in seiner Stimme hören, "ist wie sich herausstellte auch in diese Moriarty-Sache verwickelt.", er verschränkte die Hände hinter dem Rücken miteinander und schien weitersprechen zu wollen, allerdings unterbrach ich ihn
"Moriarty?"
"Jim. Sein richtiger Name ist James Moriarty und er bezeichnet sich selbst als Consulting Criminal. Er bekommt Verbrechen in Auftrag, welche er dann entweder selbst erledigt, weitererteilt oder dem Klienten Tipps gibt, diese Verbrechen selbst auszuführen. Und anscheinend habe ich eine Vergangenheit mit ihm, an die ich mich nicht erinnern kann. Und offenbar ist mein Bruder für diesen Gedächtnisschwund verantwortlich." Mycroft schnaubte, doch Sherlock ging nicht weiter darauf ein.
"Es waren andere Zeiten, damals.", sprach nun Mycroft mit einen Lächeln an mich gewandt. "Sherlock war gelangweilt. Die Verbrechen waren zu leicht, die Täter zu schnell geschnappt. Er wollte neue Herausforderungen und die hat er in Moriarty gefunden. Dieser machte damals mit einem schwereren und raffinierteren Mord auf sich aufmerksam. Sherlock brauchte beinahe zwei Wochen, um den Fall zu lösen. Den Täter jedoch hat er nicht herausbekommen können. Es machte ihn fertig, nicht zu wissen, wer ihn beinahe hatte überlisten können."
Sherlocks Gesicht hatte einen etwas verbitterten Ausdruck angenommen. Ich wusste, dass es ihm nicht gefiehl, wenn jemand über ihn sprach, ohne ihn einzubeziehen.
"Und dann, als der zweite Mord dieser Art einkam und Sherlock wieder in Anspruch nahm, meldete er sich bei ihm. James Moriarty... Er war mehr, als nur genial. Er war der gefährlichste Mann, dem ich je begegnet war. Und das bis heute. Moriarty lieferte Sherlock Mordfälle, die dieser während eines vorgegebenen Zeitlimits lösen musste. Wenn er länger brauchte oder etwas schiefging, wurden Menschen getötet, mit denen er einmal etwas zu tun hatte und die einem Freund noch am nächsten kamen. Rupert Graves, Mik Stailfore, Paul Gustavson... Die Morde bekam er per SMS zugesendet. Sherlock und Moriarty hatten sich nie wirklich gesehen. Bis auf ein Mal." Ich sah, wie sein Blick finster wurde, als er an dieses Treffen zurückdachte.
"Sherlock hatte gerade einen Mord bekommen, dessen Lösung einige Informationen erforderte, welche er nur am echten Tatort erlangen konnte. Er ging hin. Es war eine Scheune, welche er durch die Mondeinstrahlung und des Schattenwurfes auf dem Bild, das ihm zugesendet worden war, schnell ausfindig machen konnte. Er hat wohl gerade einen ersten Blick auf die Leiche geworfen, als Jim Moriarty die Scheune betreten haben soll. Was in dieser Scheune passierte weiß ich bis heute nicht so genau. Sherlock wollte es mir nie erzählen. Ich weiß nur, dass Moriarty meinen Bruder komplett in der Hand hatte.", dann wendete er sich doch seinem kleinen Bruder zu "Du hast Dinge getan, Sherlock. Sie haben dich zerstört. Ich wollte dich nicht so leiden lassen, also habe ich beschlossen, dir die Erinnerungen an diese Zeit zu nehmen." Er lächelte beruhigend, was eher das genaue Gegenteil bei Sherlock bewirkte, denn dieser schrie:
"WAS HABE ICH GETAN, MYCROFT?"
Mycroft zuckte zusammen, gab aber letztendlich mit einem Seufzen nach:
"Du hast dich verändert. Du warst nicht mehr der selbe, seit dem Gespräch. Du hast viele Menschen damals verletzt und benutzt. Es ging dir noch noch um die Morde. Der Rest war dir egal." Er machte eine Pause, bevor er weitersprach "Und dann hast du alles, auch deine Menschlichkeit, geopfert, nur um an Moriarty ranzukommen. Du schienst so fest davon überzeugt zu sein, dass du es schaffen, dass du ihn alleine besiegen könntest. Moriarty bot dir einen Fall an. Er sagte, dass er einen Massenmord liefern würde, dessen Lösung dich zu ihm führte und ihn verwundbar machte. Du hättest einfach aufgeben sollen, Sherlock. Das hätte so vielen Menschen das Leben gerettet... Doch du sagtest zu und zwei Tage später fand man sie. Leichen. Viele von ihnen. Es war dir egal, dass sie wegen dir gestorben waren, dein einziges Ziel war es Moriarty auf die Schliche zu kommen.
Während du zu sehr mit der Vernichtung Moriartys beschäftigt warst, war es meine Aufgabe diesen Fall vor der Öffentlichkeit zu vertuschen. Den Familien der Opfer teilten wir mit, es wäre ein Zugunglück gewesen, die Presse erfuhr nie davon." Er stand auf und lief auf und ab, während sein Schirm, den er in der Hand hielt, bei jedem Schritt mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden auftraf. Dann sprach er wieder mit mir:
"Sherlock war kurz davor seinen Verstand zu verlieren. Er kam nicht an Moriarty heran und das beschäftigte ihn so sehr, dass er nichts mehr aß, trank und auch nicht mehr schlief. Seine Gesundheit ging rapide den Bach hinunter, aber noch immer machte er keine Anstalten von Moriarty abzulassen. Da beschloss ich einzuschreiten. Ich ließ angesehene Wissenschaftler kommen, welche sein Gedächtnis veränderten und die Erinnerungen an Moriarty und die Morde löschten. Was man nicht alles tut, wenn man sich sorgt, Brüderchen." Er lächelte Sherlock gezwungen an, welcher nur dastand, die Hände hinter dem Rücken gekreuzt, und nichts sagte.
"Und was hat das mit mir zutun? Warum haben Sie mich kommen lassen? Hätten Sie das nicht nur Sherlock sagen können?", sagte ich mit fragendem Blick und schaute von Mycroft zu Sherlock und wieder zurück.
"Damit kommen wir zum zweiten Teil dieser Geschichte", Mycroft blieb stehen und sah mich nun direkt an. "Nachdem ich Sherlocks Gedächtnis verändert hatte und er wieder anfing sich normal - sofern das bei Sherlock möglich ist - zu benehmen, nahm ich Kontakt zu Moriarty auf und er war noch schlimmer, als Sherlock es mir beschrieben hatte. Er hatte Spaß daran zu töten und zerstören. Und es reizte ihn, als ich ihn drohend darauf hinwies, meinem Bruder fernzubleiben. Er lachte nur und versicherte mir, dass er ihm das Herz herausbrennen würde. Ich ließ ihn in eine sichere Zelle bringen, wo er eingesperrt wurde. 2 Wochen später fand man seine vermeintliche Leiche. Er hatte sich mit dem Stromkabel der Glühlampe mehrere Stromschläge verpasst, bis er schließlich starb... So dachte ich zumindest. Ich glaubte, dass die Leiche wirklich Moriartys sei. Sie war durch die hohe Voltzahl etwas zugerichtet, aber man konnte ihn noch erkennen. Auch Fingerabdrücke stimmten überein. Die Bedrohung war für mich behoben und ich ging davon aus, dass Sherlock in Sicherheit sei... Bis mich vor einem Tag die Nachricht erreichte, dass Moriarty lebe und Kontakt zu Sherlock aufgenommen haben soll. Ich setzte Leute darauf an, diesen Gerüchten nachzugehen, als Sherlock mich netterweise besuchen kam und es bestätigte." Er wandte sich von mir ab und drehte seinen Kopf, ohne seinen Oberkörper zu bewegen Sherlock zu, wobei er den Kopf etwas schief legte. "Meine Sorge wird immer größer, Bruder, denn er kennt nun deine Schwäche. Du bist so verwundbar wie noch nie, er weiß, womit er dich aus der Reserve locken kann. Solange er John Watson hat, hat er auch dich."
Darum bin ich also hier...
"Sie glauben, er wird versuchen mich als Druckmittel für Sherlock zu verwenden?"
"In der Tat. Nur ist es mir ein Rätsel, wieso er Sie hat gehen lassen."
"Mir nicht.", fiel nun auch Sherlock mit ein. "Er wollte mich tanzen sehen. Er wollte sehen, wie ich ihn befreie, um meine Sorge um ihn zu erleben. Es macht ihm Spaß mich zu quälen." Sherlock taut langsam aus seiner Schockstarre auf und rauft sich die Haare, während er sich langsam, dann immer schneller werdend im Kreis dreht. "Er will sehen, wie ich ihn rette, nur um dann dabei zugucken zu können, wie er ihn mir wieder nimmt! Ich bin die Fliege in seinem Spinnennetz, die sich befreit, nur um kurz darauf in den nächsten tödlichen Faden zu geraten und gefangen zu sein! Und er ist die Spinne, die ruhig im Herzen des Netzes sitzt und nur dabei zusehen muss, wie ich mich von allein darin verfange. Ich bin die Fliege, er die Spinne, John das Netz! Und es gibt kaum einen Weg dieser tödlichen Falle zu entkommen, solange die Spinne das Netz hat!" Er schreit schon fast. So verzweifelt habe ich Sherlock selten gesehen. Vermutlich sogar noch nie...
"Gibt es einen Weg John zu beschützen, Mycroft?"
"Wir können ihn unter besonderen Schutz stellen, aber da ich vermute, dass du weder das Land verlassen, noch deine Identität ändern möchtest, vermute ich, dass er immer einen Weg finden wird, um an John heranzukommen. Moriarty kennt keine Skrupel, er ist der gefährlichste Mann ganz Englands, wenn nicht sogar mehr. Und dennoch zögert er, wenn es darum geht euch zu töten. Er sieht dich wirklich gerne 'tanzen', Sherlock.
"Es wäre zu einfach für ihn, wenn er mich einfch töten würde. Er will mich vernichten, zerstören, verletzen...", Sherlock setzte sich hin und nahm das Gesicht in die Hände. Offenbar suchte er in seinem Gedächtnispalast nach einem Weg Moriarty zu entgehen, sein leichtes Kopfschütteln zeigte mir allerding, dass er nichts fand. Warum ich? Warum nahm er nicht etwas anderes? Es gab bestimmt viele Dinge, die Sherlock mehr bedeuteten, als ich es tat. Oder...?
Vielleicht war ich mir dem Ernst der Lage nicht bewusst, denn die Tatsache dass der gefährlichste Mann Englands, wie Mycroft ihn nannte, mich als Druckmittel verwenden wollte beunruhigte mich nicht so sehr, wie ich mich mit einer anderen Frage beschäftigte:
"War ich Sherlock wirklich so wichtig?"

[Ich habe es geschafft! Über 2000 Worte (ohne diese Nachricht hier)!!!
*Schweiß von der Stirn wisch*
Puh... Ich dachte schon, ich schaffe es nicht mehr, dieses Wochenende, aber tadaaaa! Hier bin ich und ihr müsst mich ertragen! Muhahahahaha!
*böses Lachen*
In diesem Kapitel kam etwas über Sherlocks und Moriartys Vergangenheit heraus. Außerdem beschäftigt sich John nun etwas mit der Frage, was er Sherlock bedeutet, denn immerhin ist er sein (um es mit Magnussens Worten zu sagen) Druckpunkt.
Ich hoffe, dass das Kapitel annehmbar ist, denn einiges davon habe ich gestern Abend bzw heute morgen geschrieben und ich war so ultra müde xD.
P.s.: Herr Becker wäre stolz auf Sherlocks Spinnennetz-Metapher😏😏😏
P.p.s.: Wir haben die 200 reads geknackt. Ich werde langsam Wattpad fame (Nicht zu ernst nehmen😂)
Wie immer:
Danke fürs Lesen/Kommentieren/Voten (je nach dem😂) ich freue mich über jeden, der etwas davon tut und bis zum nächsten Kapitel😏😏
Piv]

One More Miracle...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt