PoV Sherlock:
"Wo ist er?! Wo ist er hin?!", war das erste, was ich hörte, als ich langsam blinzelnd die Augen aufschlug.
Ich versuchte mich aufzusetzen, doch etwas Schweres auf meiner Brust, verbat es mir.
"Ich fragte, wo er hin ist, Sie niederträchtigen, unnützen Idioten!" Die Stimme kam mir bekannt vor.
"Finden Sie ihn, oder ich verspreche Ihnen, dass Sie den Rest Ihres Lebens hinter Gittern verbringen können!" Ja, ich kannte diese Person... ein Bild von einem Mann im Anzug kam mir in den Sinn... Schwarze Haare, Hakennase, Regenschirm...
"Mycroft?" Ich bemühte mich laut zu sprechen, doch scheiterte wegen des Steins auf meiner Brust und hustete röchelnd...
Keine Reaktion. Nur Geschimpfe.
"Mycroft?", versuchte ich es erneut, diesmal etwas lauter, bevor ich wieder anfing zu husten.
Die Stimme hörte auf zu sprechen, stattdessen waren Schritte zu vernehmen.
Ich spürte, wie der Druck auf meiner Brust Stück für Stück nachließ, bis er schließlich mit einem letzten Ruck ganz verschwand.
Dafür machte sich nun der Schmerz in mir brei, welcher mich die Augen schließen ließ.
Zwei geprellte - nein, drei geprellte Rippen, verstauchte Hand und Quetschung des linken Lungenflügels, den Schmerzen beim Luftholen nach zu urteilen, diagnostizierte ich.
Mühsam versuchte ich aufzustehen, doch scheiterte, da ich mich mit meiner Hand nicht ordentlich abstützen konnte.
Kraftlos sank ich wieder zurück.
"Na, Bruderherz? Benötigst du etwas von mir?"
"Ich weiß, was du willst, Mycroft. Aber ich werde dich nicht um Hilfe bitten."
"Immer diese Kindeleien, Sherlock. Ich war schon immer der Vernünftigere von uns beiden."
"Du kannst 'Mummy' und 'Daddy' ja einen Brief schreiben und ihnen sagen, wie toll du bist. Oder aber, du bietest mir jetzt endlich deine Hand an, damit ich mich aufstellen kann."
Mit einem triumphierenden Lächeln reichte Mycroft mir die Bogenseite seines Schirmes, an der ich mich nun aufzog.
Kaum stand ich, fasste ich mir an die Schläfen, um mein Gleichgewicht in den Griff zu bekommen und nicht umzufallen.
Nach kurzem Schwanken stand ich wieder fest auf beiden Füßen und sah mich in der ehemals so großen Halle um.
Überall lagen Betonbrocken und auch von den ehemaligen Fenterscheiben zeugten nur noch die Glassplitter, auf dem Boden.
"Moriarty ist entkommen... er hat wohl versucht, mich in die Luft zu jagen." 'Und hätte es eventuell sogar geschafft, hätte John sich nicht vor mich geworfen', fügte ich in Gedanken hinzu.
Moment! Der Stein!
"Nun ja, Brude-"
"Wo ist John?! Was ist mit ihm?! Lebt er noch?"
"Dein 'Freund' ist noch am Leben, Sherlock. Ich habe nur einen sehr kurzen Blick auf ihn erhaschen können, als meine Männer ihn weggetragen haben und auch meine medizinischen Kenntnisse halten sich in Grenzen, deswegen kann ich dir nicht viel sagen. Nur, dass er eine leichte Ruptur und Arrhythmie zu haben schien. Auch eine Ischämie ist nicht ganz auszuschließen, allerdings habe ich dafür nur ganz leichte Symptome erkennen können. Die Läsion, des Plexus brachialis wird wohl das größte Problem werden. Ich bin kein Arzt, doch ich vermute, dass er nach etwa zwei Monaten Krankenhausaufenthalt und Operationen wieder auf den Beinen sein sollte. Natürlich wird es schwer für ihn..." Blick auf die Uhr "der Mann war Soldat. Die wollen immer rumdum funktionsfähig sein... allerdings ist er auch Arzt und mit der Behandlung seiner Verletzungen vertraut." Er hob den Blick mit einem Seufzen wieder.
"Er ist in der Krankenstation einer geheimen Staatszelle, welche ich leite.
Hätten wir ihn in ein normales Krankenhaus gebracht, wären zu viele Fragen aufgekommen, die wir nicht hätten beantworten können. Schließlich soll das heute hier Geschehene nicht offiziell gemacht werden.
Kein Wort zu niemanden, Brüderchen."
"Was ist überhaupt passiert? Ich kann mich nur noch verschwommen erinnern..." Mein Schädel schien zu platzen und auch die Verletzungen zehrten meine Kräfte...
"Ein ander Mal, Bruderherz, ein ander Mal. Draußen wartet ein Wagen, der fährt dich gleich zur Krankenstation, wenn du willst. Du solltest dich nämlich auch besser behandeln lassen." Mit einem Blick auf meine Hand und einem Nicken Richtung Rücken stand er da und wartete. Er würde die nächsten Tage nicht schlafen können, das wusste ich. Er hatte genug andere Dinge, um die er sich kümmern musste. Müde Schatten zeichneten langsam seine Augen und verliehen ihm ein noch älteres Aussehen.
"Danke, Mycroft.", sagte ich noch, bevor ich über ein paar Steine humpelte und durch ein großes Loch, wo vor einiger Zeit noch eine dicke Gibswand war, ins Freie lief.
Mycroft hatte Recht, natürlich.
Ein schwarzer Wagen stand geparkt da und als ich näher kam, stieg der Fahrer aus und öffnete mir dir Tür.
Schnell stieg' ich ein.
Ich wollte John wiedersehen.
Wissen, ob es ihm gut ging.
Da ich keine Uhr hatte, musste ich mich nach dem Stand der Sonne richten. Dieser sagte mir, dass wir ca. 1 Stunde fuhren, bis wir endlich vor einem unscheinbar aussehenden Bunker ankamen.
Wieder wurde die Tür geöffnet und ich krabbelte, so gut es mir mit drei geprellten Rippen möglich war, nach Draußen und lief dann auf die gepanzerte Tür zu.
Der Fahrer, und offenbar auch Agent, hielt sein Gesicht vor einen Augenscanner und ich rollte still die Augen. Mein Bruder hatte schon immer einen Hang zum Dramatischen - vor allem, was die neueste Technik anging, wie sich herausstellte:
Denn als die schwere Tür sich öffnete sprangen mir von überall her die neuesten Computer, Softwares und Kameraaufzeichnungen entgegen.
Ich wurde weitergeführt, an der Technik vorbei, hin zu einem Fahrstuhl, der uns hinunter, unter die Erde in einen dünnen Gang brachte, dem wir nun folgten. Sofort drang mir der beißende Geruch von Desinfektionsspray in die Nase, wie man ihn nur in einem Krankenhaus, oder eben, wie in diesem Fall: einer Krankenstation, finden konnte.
Johns Bett fiel mir sofort ins Auge und ich setzte mich in Bewegung, ging humpelnd darauf zu, konnte ihm schon fast ins Gesicht se-...
"Sie müssen Mister Holmes' Bruder sein! Setzten Sie sich! Er hat uns schon Bescheid gegeben, dass Sie bald hierherkommen und unsere Behandlung benötigen würden. Können Sie mich verstehen? Verstehen Sie, was ich sage?"
"Wie geht es John?"
"Sie hören mich aber schon, oder? Sie können mich hören?"
"Ja, natürlich höre ich Sie. Wäre ja auch unmöglich es nicht zu tun, so viel, wie Sie sprechen! Lassen Sie mich los, ich will zu meinem Partner!"
"Sie müssen Sich ausruhen, Mister Holmes. Dr Watson geht es gut. Er ist stabil. Er hat ein paar Steinsbrocken abbekommen, allerdings nichts, was man nicht wieder heilen könnte..."
Die nächsten paar Minuten verbrachte ich damit, mich von der der propperen Krankenschwester mit einer Haube und einem etwas altertümlichen, weißen Kleid verarzten zu lassen, wobei sie mir weiter von Johns Verletzungen berichtete. Allerdings erfuhr ich nichts, was Mycroft mir nicht schon gesagt hätte...
Nach etwa einer Viertelstunde war sie wohl zufrieden mit meiner Versorgung und ich durfte, theoretisch nur im Rollstuhl, was ich jedoch missachtete, zu John gehen.
Die Schwester meinte, er sollte bald aufwachen. Sie hatten ihm eine Narkose gegeben, um ihm Schmerzen beim Knochenrichten zu ersparen und seit dem schlief er.
Obwohl es vermutlich nur wenige Minuten waren, die ich an seinem Bett wartete, so kam es mir doch vor, wie eine Ewigkeit...
"Du Bastard...", hörte ich es plötzlich neben mir.
"John! Wie... wie geht es dir?" Das Duzen war ungewohnt, doch es gefiel mir.
"Gut." Er versuchte sich zwar an einem Lächeln, doch ich erkannte sofort, dass er log.
Allerdings beschloss ich, erstmal nicht darauf einzugehen:"Ich danke dir..."
[Ufff... Mycroft so voll "Holmes' Anatomy"-like😂😂
Und ja, ich weiß... in diesem Kapitel ist Sherlock nicht ganz so sherlockig (patentiert, biiiiiiiim), dessen war ich mir während des Schreibens bewusst (Piv heute mal wieder so formell ausgedrückt😌😌😌).
Aber keine Sorge:
Sherlock wird nicht weich!!! Natürlich ist und bleibt er, auch in Zukunft der Sherlock, wie wir ihn kennen und lieben. Dieses Kapitel ist nur 'mal 'ne Ausnahme...
Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem und ihr bleibt dran😏😏😏"I'd better be off..."
Piv]
(Hehe, ja... Piv hat jetzt 'nen epischen Schlusssatz gefunden und neeeein, der ist überhaupt nicht an Moriarty angelehnt, wie kommt ihr denn da drauf?😏😏😏)
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One More Miracle...
FanfictionMein Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von dem, mir gegenüber entfernt und ich wollte diesen ohnehin schon geringen Abstand zwischen uns komplett überbrücken. Ich sah, dass er, dieser perfekte Mann ohne den ich nicht leben könnte, wohl genauso...