Open Flat

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PoV John:

Es war erst o7:oo Uhr morgens und schon klingelte es an der Tür.
Vielleicht sollte ich in Zukunft erwähnen, dass erst ab 11:oo Uhr offene Wohnung war?
Draußen, vor meinem Zimmer, hörte ich etwas poltern, gefolgt von Fluchen.
Sherlock.
Genervt schlug ich die Decke zurück und presste meine Hände auf die Augen, um die Müdigkeit zu vertreiben.
Nur wenig Erfolg.
Gähnend öffnete ich meine Tür und sah nach draußen, auf den Gang, wo eine Spur aus umgestoßenen Gegenständen nach unten führte.
Den Geräuschen nach zu urteilen, kümmerte Sherlock sich um den Klienten, weshalb ich beschloss, schnell duschen zu gehen, jetzt, wo ich schon einmal wach war.

~~~

Ordentlich angezogen lief ich zurück zum Wohnzimmer, wo Sherlock zusammen mit einer Klientin saß.
Mit fragendem Blick ließ ich mich auf einen der Sessel nieder und sah Sherlock an.
"Was habe ich verpasst?"
"Nichts Besonderes. Die Freundin dieser Frau hat eine Affäre und sie will es nicht wahrhaben, weshalb ich das Gegenteil beweisen soll. Langweilig.", bekomme ich eine überaus mitfühlende Antwort von meinem Mitbewohner.
"Vielleicht hat sie ja gar keine! Bestimmt hat Julius mich angelogen, als er meinte, dass sie ihn angemacht hätte...", schluchzte die junge Dame.
Sherlock holte tief Luft.
"Er ist offenkundig eifersüchtig. Vermutlich hegt er Gefühle für Sie und hat Ihnen diese Geschichte erzählt, um für eine Trennung zu sorgen. Sicherlich hat er Ihnen auch Trost gespendet und seine Hilfe angeboten, für schwierige Zeiten?"
"Äh, ja, richtig."
"Kommen wir zu Ihrer Kette. Von wem ist die? Julius?"
"Ja..."
"Ein Geburtstagsgeschenk, offenkundig. Allerdings ziemlich teuer, dafür, dass Sie sich nicht besonders nahe stehen und nur Kollegen sind, nicht?"
"Da hab' ich ehrlich gesagt noch nie drüber nachge-... Woher wissen Sie, dass er mein Kollege ist?"
"Von Ihrer Bräunungscreme. Damit ist der Fall doch geklärt. Alles nur, um bei Ihnen zu 'landen', wie die Menschen heutzutage zu sagen pflegen. Auch, wenn das für mich wenig Sinn zu machen scheint, da alle Zeichen darauf deuten, dass sie Homo- und nicht Bisexuell sind."
"Also... Also ist Jannice mir nicht fremdgegangen?", fragte sie und zerknüllte das Taschentuch in ihrer Hand.
"Oh doch, allerdings. Sie hat eine Affäre mit ihrem Bruder. Und jetzt raus, Sie sind nicht der einzige Klient." Mit diesen Worten nahm er die Tasche der Frau, die auf dem Boden lag und warf sie nach draußen, vor die Tür, was unsere Klientin nicht zu gefallen schien, denn sie schenkte Sherlock einen bitterbösen Blick, ehe sie wieder zu schluchzen anfing und zu ihrer Tasche lief.
"Mein Gott, muss sowas schlimm sein... der eigene Bruder...", sagte ich kopfschüttelnd.
"Genau genommen, war ich mir nur sicher, dass es ein männliches Familienmitglied ist, aber ich wollte nicht von ihrem Vater ausgehen."
"Das wäre ja noch schlimmer..."
Ein grausiger Gedanke.
"Mrs Hudson!", rief Sherlock nun "Bringen Sie den Nächsten rein!"
"Dir ist schon klar, dass sie vermutlich noch schläft? Und selbst wenn nicht, wäre es möglich, dass sie noch sauer ist.", klärte ich ihn auf.
"Mrs Hudson kann nicht länger als 2o Minuten sauer auf mich sein." Sherlock sah aus dem Fenster. Vermutlich, um nachzusehen, ob ein Klient da war.
"Ganz schön bescheiden, der gute Herr.", murmelte ich.
"Das habe ich gehört, John!", rief Sherlock mir noch zu, bevor er zur Tür lief. Offenbar gab es einen.
Das Klingeln, welches ich in jenem Moment vernahm, bestätigte es mir.
Langsam schlürfte ich zum Schreibtisch und nahm mir einen Block mit Stift, damit ich wärend der Erzählungen Notizen machen konnte.
Kaum saß ich wieder, kam auch schon Sherlock wieder nach oben gestürzt, gefolgt von einem sehr alten Mann, mit Rolator, welcher deutliche Schwierigkeiten zu haben schien.
"Sherlock?! Warum hast du dem Mann nicht geholfen?", fragte ich mit niederschmetterndem Blick zu "meinem Partner", während ich zu dem Herrn lief, um ihm zu helfen.
"Er hat doch schon eine Hilfe. Im Gegensatz zu ihm muss ich mich allein, ohne Stütze auf den Beinen halten, da ist es wohl nicht zu viel verlangt, wenn ich nicht auch noch Rolator spielen will.
Mittlerweile war auch ich mit dem Alten im Wohnzimmer angekommen und bat ihm freundlicherweise meinen Sessel an, damit er nicht auf dem harten Holzstuhl sitzen müsse.
Sherlock sah mich nur mit einem genervten Blick an und ich musste schmunzeln.
Sherlock konnte wirklich verdammt - süß? sein, wenn er bockig war.
Er erinnerte mich an ein kleines Kind... Glaubte ich zumindest.
Der Mann erzählte seine Erfahrung mit dem Nahtot und davon, dass seine Frau ihn seit dem nicht mehr sehen könne. Er meinte, er wäre wie Luft für sie, seit er im Schlaf beinahe gestorben wäre. Könne ihn weder hören, noch sehen.
Sherlock schien nicht viel von dem Mann zu halten, denn er hörte kaum zu und brachte nur ab und an verächtliche Kommentare.
Erst, als der Mann - Mr Smith - sich ohne zu fragen eine Zigarette anzündete, wurde Sherlock wieder aufmerksam. Seine Augen begannen glasig zu werden und er atmete tief durch.
Der penetrante Geruch nach Zigaretten war mir schon vorher, im Treppenhaus, aufgefallen.
"Tut mir leid, Mr Smith oder wie auch immer Sie heißen, aber wir können nichts für Sie tun, außer Ihnen zu sagen, dass Sie sich professionelle Hilfe suchen sollten. Sie bilden sich ihre Frau nur ein. Wohlmöglich ist sie sogar vor einiger Zeit gestorben oder sie hatten nie eine, ihrem nicht vorhanden Ring zufolge. Und nun auf nimmer wiedersehen." Und schon hatte Sherlock einen weiteren Klienten unfreundlich zur Tür hinaus geschoben, welche er dem Herrn nun mit einem lauten Knall vor der Nase zuschlug.
"Was ist denn jetzt los?", fragte ich sowohl besorgt, als auch verärgert nach.
"Nichts. Ich werde... spazieren gehen.", antwortete er mir jedoch nur steif und halbherzig. Und ehe ich mich versehen konnte, hatte Sherlock sich sein Handy oder sonst was aus seinen Zimmer geschnappt und war zur Tür hinaus verschwunden.
Vorsichtig sah ich aus dem Fenster, wo er jede Sekunde zu sehen sein sollte.
Erst kam der alte Mann langsam auf die Straße und setzte, gefühlt in Zeitlupe, einen Fuß vor den anderen. Ich beobachtete ihn kurz, bis Sherlock in seinem Mantel auf die Straße hinaus lief und Mr Smith beinahe umrannte. Dieser rief ihm mit den Fäusten drohend etwas hinterher, worauf Sherlock jedoch nicht einging.
Er lief einfach weiter. Weiter, weiter und weiter, bis ich ihn kaum noch erkennen konnte.
Und dann verschwand sein Schatten in einer Seitengasse.
Hoffentlich machte er keinen Scheiß...

[Piv ist sehr produktiv, im Moment...
Ich habe einen richtigen Schreibfluss... gibt es dieses Wort überhaupt?🤔😂
Naja, egal.😂
Und das war's auch schon. Ich will nämlich weiterschreiben!!!
Muhahaha, ich bin ja so bööööhöhöhöhöhöööööse!😏😏😏😏
"I'd better be off..."
Piv]

One More Miracle...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt