9 Atemlos

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Vorwort:

Für dieses Kapitel gebe ich eine Triggerwarnung: Es geht unter anderem um Kindesmissbrauch und die lebenslangen Folgen für ein Opfer. Ich rate Euch davon ab, weiterzulesen, wenn ihr vorher schon wisst, dass dieses Thema schlechte Gefühle in Euch auslöst (auch wenn es hier keine detaillierten Beschreibungen geben wird).

Außerdem gibt es eine Beschreibung einer weniger konventionellen Sexualpraktik.



Wie versprochen machte sich Stiles am folgenden Tag bereits im Morgengrauen auf den Weg zum Anwesen der Argents. Er schlich sich sehr vorsichtig näher und dachte dabei mit Grauen an die berühmte Waffensammlung von Christopher Argent.

Er tröstete sich damit, dass er es für Scotts Glück tat.

Ein besserer Grund zum Sterben fiel ihm beim besten Willen nicht ein.

Dann sah er es; die Gitter vor Allisons Zimmerfenster!

Scott hatte sich also nicht umsonst gesorgt. Seine Liebste war tatsächlich ertappt worden, wie es aussah.

Zunächst spähte Stiles in sämtliche Fenster im Erdgeschoss, um sich zu vergewissern, dass noch niemand wach war, der ihn möglicherweise beim Landfriedensbruch erwischen könnte und dann kletterte er die Rosenleiter hinauf. Ein Blick in ihr Fenster verriet ihm, dass Allison noch schlief.

In einem komplett verwüsteten Zimmer!

Sehr vorsichtig und mit Herzrasen klopfte er an ihre Fensterscheibe. Zum Glück hatte Allison einen leichten Schlaf, erhob sich benommen und öffnete dann leise ihr Fenster. Sie sah aus, als habe sie zuvor stundenlang geweint und genau so war es wahrscheinlich auch gewesen:

„Was ist denn hier passiert?" erkundigte sich Stiles flüsternd und deutete auf die Müllkippe in Allisons Zimmer: „Waren das etwa deine Eltern?"

Allison schüttelte den Kopf:

„Nein, das war ich selbst!" bekannte sie.

Dann erzählte sie Stiles alles, was vorgefallen war und schloss damit, dass sie bestimmte:

„Sag' Scott, dass er mich vergessen muss! Er soll nicht versuchen, mich zu sehen, oder irgendetwas anderes Dummes anzustellen, sonst werden meine Eltern ihn vermutlich noch umbringen! Er soll sich ein anderes Mädchen suchen und sich neu verlieben. Das mit uns beiden wird niemals etwas; das haben meine Eltern mehr als deutlich gemacht, als sie mich hier eingesperrt haben wie Rapunzel im Turm!"

„Du weißt, dass Scott trotzdem kommen wird, oder?" fragte Stiles: „Niemals wird er dich einfach so aufgeben und weitermachen, als sei nichts geschehen. Er liebt dich nämlich wirklich! Und wenn es ihn am Ende sein Leben kostet!"

„Du bist sein Freund, also sorg' dafür, dass er es versteht! Er darf NICHT hierher kommen!" forderte Allison.

Dann lauschte sie und ihre Augen weiteten sich erschrocken:

„Meine Eltern wachen gerade auf." verkündete sie: „Sieh' zu, dass du ungesehen von hier wegkommst! Lauf!"

Stiles nickte und das Fenster wurde geschlossen.

Stiles kletterte in Windeseile wieder herunter und rannte los, so schnell seine Beine ihn trugen, während er halb befürchtete, dass man ihm jeden Moment eine Ladung Schrot in den Allerwertesten schießen würde.

Er kehrte nachhause zurück und erstattete Scott Bericht, woraufhin dieser sehr unruhig wurde und am liebsten sofort aus dem Bett springen wollte:

„Ich muss sie da rausholen!" rief er entsetzt: „Sie braucht mich! Ihre Eltern machen sie sonst kaputt!"

Beacon Hills 1920Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt