Bevor die fünf Freunde die Stadt tatsächlich verlassen würden, hieß es zunächst einmal Abschied nehmen und das tat jeder von ihnen auf seine Weise.
Das erste Ziel, welches sie ansteuerten war der Friedhof.
Boyd wollte nicht, dass die Anderen ihn begleiteten und er wollte auch nicht sagen, was er hier vorhatte, doch Stiles wusste es dennoch. Ein einziges Mal hatte Vernon in der Vergangenheit von seiner Schwester gesprochen; davon dass er glaubte, für ihren Tod verantwortlich zu sein und davon, wie sehr er sie vermisste. Es war nach dem Sex gewesen; die einzige Zeit, in welcher der große, schweigsame, ernste Kerl in der Lage war, sich ein klein wenig zu öffnen.
Derek, Allison, Scott und Stiles warteten im Wagen und blickten Boyd hinterher, wie er ein paar Wildblumen pflückte, sie dann auf einer der Grabstellen ablegte, sich dort niederkniete, ein wenig verweilte, scheinbar ein paar Worte sprach und dann zum Auto zurückkehrte:
„Ich bin dann hier fertig!" erklärte er bloß und der finstere Gesichtsausdruck, sowie die vor der Brust verschränkten Arme warnten die Anderen davor, irgendetwas zu sagen, oder zu fragen.
Als nächstes steuerte Derek mit dem Wagen Scotts und Stiles altes Zuhause an, wo sie die wenigen Habseligkeiten einsammeln wollten, welche die Zwei in ihr neues Leben mitzunehmen gedachten.
Auf dem Weg dorthin passierten sie jedoch einen Ort, der Stiles zusammenzucken ließ. Es gab wirklich keinen vernünftigen Grund, dort Station zu machen, dennoch bat Stiles Derek zu halten und stieg aus dem Wagen.
Er berührte das schwere, schmiedeeiserne Tor mit den Worten 'Eichen-Haus' darüber und warf einen Blick auf das große, hässliche, einschüchternde, düstere Gebäude dahinter, in welchem er und Scott hatten aufwachsen müssen.
Selbst die goldene Nachmittagssonne konnte diesem Ort nur wenig von ihrem Schrecken nehmen. Hier hatte alles angefangen, schoss es Stiles durch den Kopf: Schmerzen, Angst, Missbrauch und der Versuch, dennoch irgendwie zu überleben- Hier hatte es begonnen!
„Es ist vorbei, Bruder!"
Scott hatte sich Stiles leise genähert und die unerwartete Ansprache ließ ihn ein wenig erschrecken. Ohne sich darum zu sorgen, wer sie möglicherweise dabei beobachtete, legte Scott seinem besten Freund von hinten die Arme um die Taille, legte seinen Kopf auf dessen Schulter und wiederholte:
„Es ist vorbei! Lass' es los! Wir haben es überlebt und nun machen wir einfach weiter und leben unser Leben, in Ordnung?"
Stiles nickte leise und so stiegen sie wieder ins Auto zurück.
In ihrem alten Zimmer packten Scott und Stiles lediglich ein paar Kleidungsstücke und Erinnerungen zusammen, doch das meiste Zeug ließen sie zurück. Sollten sich ihre Nachmieter darüber freuen!
Sie verstauten die Sachen im Wagen und setzten ihren Weg fort.
Die Verfolger die sich in diesem Augenblick an ihre Fersen geheftet hatten, bemerkten sie nicht!
Doch auch die Verfolger bekamen ihrerseits nicht mit, dass es wiederum jemanden gab, der nun ihnen folgte.
Der Sheriff und seine Frau Melissa waren zuhause, als Scott klingelte und das Ehepaar staunte nicht schlecht, als sie das große Aufgebot vor ihrer Tür erblickten:
„Dürfen wir reinkommen?" fragte Stiles schüchtern.
John Stilinski nickte heftig, zog ihn in seine Arme und murmelte:
„Gott, Junge, ich bin so froh, dass es dir gut geht! Ich habe dich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen und nachdem du bei unserer letzten Begegnung in diesem schlechten Zustand gewesen bist, habe ich bereits das Schlimmste angenommen."

DU LIEST GERADE
Beacon Hills 1920
FanfictionDas Jahr 1920. Die Prohibition wurde kürzlich eingeführt. Stiles und Scott sind bereits ihr Leben lang wie Brüder. Kein Wunder: Sie leben in rauen Zeiten, betreiben ein gefährliches Geschäft, befinden sich in ständiger Angst vor ihrem sadistischen B...