Kapitel 7

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Kapitel 7

Nachdem ich eine gute Stunde Kreisrunden im Zimmer gedreht hatte, wurde die Türe aufgeschlossen und meine Mutter und meine Oma sahen mich schockiert an.
„Sophie. Was hat das alles zu bedeuten? Diese Männer", sie wies auf die Muskelpakete hinter sich „haben nur gefragt ob wir die Verwandten von dir sind und dann haben sie uns einfach mitgenommen! Ich war gerade bei meiner Mutter zu Besuch! Was soll das Sophie?"
„Ich...", begann ich zögerlich, aber dann erschien Rhys im Türrahmen.
„Das wird sie ihnen später erklären. Sophie?", ich sah ihn an und nickte. Meine Mutter und meine Oma starrten Rhys an, als wäre er ein Geist. Im Gegensatz zu mir wussten sie besser über die Werwölfe und Vampire Bescheid.
„Ich komme bald zurück und erkläre euch alles. Es wird alles gut", ich ging zu Rhys und folgte ihm anschließend in ein Zimmer weiter hinten im Gang. Der andere Mann, den ich schon kannte war auch wieder da.
„Das ist übrigens Luke", Rhys wies auf seinen Freund und setzte sich neben ihn. Ich sah ihn nur kurz an und nickte. „Also und jetzt erzähl mal was du weißt. Du hast die Vampire ja sicher belauscht oder?"
„Ja, aber es waren nicht nur Vampire. Informationen haben sie von einem Werwolf erhalten", ich sah wie Luke und Rhys blass wurden und dann plötzlich ihre Augen anfingen vor Wut zu funkeln. „Er hat ihnen Unterlagen gegeben auf denen alle Schutzbunker eingezeichnet waren. Außerdem haben sie darüber geredet ein Ablenkungsmanöver zu starten in einem der Bunker weit entfernt von dem Ursprungslager, also hier um dann ungehindert hier eindringen zu können. Alle Wachen würden schließlich in die Bunker eilen um den anderen zu helfen und währenddessen wäre das hier", ich machte eine Bewegung, die das ganze Gebäude erfassen sollte „schutzlos und sie könnten es zerstören", als ich fertig erzählt hatte lehnten sich beide zurück und sahen sich an. Luke sagte als erstes etwas.
„Ein Verräter in unseren eigenen Reihen, ich kann es kaum fassen, aber wir hätten früher darauf kommen können", Rhys nickte nachdenklich, dann sah er mich an.
„Würdest du den Werwolf wieder erkennen, wenn wir dir Fotos zeigen?"
„Nein, es war zu dunkel und er stand die ganze Zeit mit dem Rücken zu mir gewandt, tut mir Leid"
„Hast du gehört, welcher Bunker das sein sollte"
„Nein"
„Sonst noch irgendwelche Informationen?", ich schüttelte verneinend den Kopf.
„Ich wünschte ich hätte euch mehr erzählen können, aber sie hatten mich leider schon bemerkt", er musterte mich und sein Blick blieb an meiner Wange und meinen Knien hängen. Ich fragte mich jetzt unweigerlich, ob sie mich jetzt genauso töten wollten, wie die Vampire und senkte meinen Blick. Schließlich hatten sie jetzt alle Informationen und somit war ich jetzt nutzlos für sie. Ich fand es eine höhere Chance, dass meine Mutter und meine Oma überlebten, wenn sie hier waren, denn ich dachte, die Vampire hätten sie so oder so umgebracht. Hier hatten sie vielleicht wenigstens eine Chance gehen zu dürfen, weil die Werwölfe im Gegensatz zu den Vampiren wussten, dass ich ihnen nichts gesagt hatte. Sie waren also unschuldig und wussten von nichts, ich dagegen wusste eine Menge, was ich locker gegen sie verwenden konnte.
„Gut, dann war's das wohl, falls dir noch etwas einfallen sollte, kannst du es uns jederzeit mitteilen", ich grinste innerlich über seinen Satz. Sie standen beide gleichzeitig auf und Rhys flüsterte Luke etwas zu und verschwand dann. Luke sah mich kurz an, holte tief Luft, trat einen Schritt auf mich und dann machte ich schon die Augen zu.
„Wieso machst du deine Augen zu? Ich wollte nur sagen, dass ich dich jetzt in dein neues Zimmer bringe. Du, deine Mutter und deine Oma, werdet so lange bei uns bleiben, bis wir die Schuldigen gefasst haben", verblüfft machte ich meine Augen auf. Mich überkam unendliche Erleichterung. Gemeinsam verließen wir das Zimmer und er führte mich die Treppe hinauf in ein wunderschönes, hell beleuchtetes Zimmer mit Balkon. Ich konnte kaum den Mund zu machen. Luke stand im Türrahmen und sah mir dabei zu, wie ich mich im Kreis drehte.
„Du hast geglaubt ich würde dich umbringen, oder?", ich hielt mitten in meiner Bewegung inne und sah ihn zögernd an.
„Ja", flüsterte ich und seine Miene wirkte bedrückt.
„Das kann ich verstehen. Ich habe dich schließlich auch geschlagen, dafür will ich mich bei dir entschuldigen", ich sah ihm in die Augen, die mir verrieten, dass er es ehrlich meinte. „Ich habe einfach angenommen, dass du mit den Vampiren unter einer Decke steckst und uns nichts verraten willst. Ich war wütend, weil viele Frauen immer noch darunter leiden, was mit ihren Kindern passiert ist und das wird auch dauerhaft so bleiben. Das noch einmal mit ansehen zu müssen wäre grausam und den Gedanken konnte ich einfach nicht ertragen, dass so etwas Schreckliches wieder passiert", in meinen Augen bildeten sich Tränen.
„Ist schon in Ordnung, ich bin nicht nachtragend", er nickte dankbar. „Achso...inwieweit, darf meine Familie und ich uns bewegen?"
„Ihr könnt hingehen wohin ihr wollt, solange ihr in den Räumen bleibt wo auch alle anderen sind und nicht irgendwo etwas ausspioniert. Sobald ihr das Gelände verlasst, seid ihr selbst für euch verantwortlich. Der Schutz gilt also nur auf dem Grundstück", ich nickte.
„Klingt fair. Wo sind meine Mutter und meine Oma untergebracht?"
„Deine Mutter ist im gleichen Stock wie du und deine Oma in dem Trakt in dem auch alle anderen älteren Leute von uns sind, die allein nicht mehr zurrecht kommen", ich sah ihn verdutzt an.
„Ihr habt hier also so etwas wie ein Altersheim?"
„Ja, überrascht dich das?"
„Irgendwie schon...naja...ich hab aber auch nicht so wirklich drüber nachgedacht", meinte ich grinsend und er grinste zurück. Anscheinend war er nicht so grob und brutal, wie ich anfangs geglaubt hatte.
„Sonst noch irgendwelche Fragen?", ich schüttelte den Kopf „Okay, dann geh ich mal"
„Luke?", er sah mich abwartend an.
„Es tut mir Leid, dass ich dir auf den Rücken gehauen hab", er lächelte.
„Ich hab schon schlimmeres erlebt", meinte er grinsend. „Achso, falls du zu deiner Mutter oder deiner Oma willst, dann besser morgen, weil die schlafen schon, hab ich zumindest gehört, aber ich glaub die haben ein paar Beruhigungspillen bekommen", ich nickte.
„Okay, tut denen vielleicht auch mal ganz gut, in letzter Zeit war kaum mehr an schlafen zu denken", murmelte ich und drehte mich zum Bett um. Plötzlich merkte ich, wie müde ich wirklich war. „Gute Nacht", sagte ich noch und wartete bis er antwortete.
„Gute Nacht", die Türe wurde geschlossen. Ich sah kurz aus dem Fenster. Was würde wohl die Zukunft für mich bereithalten? Ab morgen früh, würde ich meinen Job los haben, die Miete für die Wohnung meiner Mutter und mir nicht mehr bezahlen können, ich könnte ebenfalls das Altersheim für meine Oma nicht mehr bezahlen können. Eine Träne rollte meine Wange hinab. Und jetzt stand ich auch noch auf der Abschussliste auf Platz eins bei den Vampiren, aber ich hatte es nicht nur geschafft mich zu gefährden, sondern auch meine Mutter, meine Oma und meine Freunde. Ich war für alle nur eine Last, die zu nichts taugte. Erschöpft ging ich ins Bett, es kümmerte mich nicht, dass ich meine Klamotten anhatte und versuchte einzuschlafen. Nachdem ich geweint hatte bis nichts mehr kam, konnte ich endlich einschlafen.

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