Kapitel 14

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Kapitel 14

Misha saß am Küchentresen und trank Kaffee. Sie lächelte mich herzlich an, als ich näher kam.

„Setz dich zu mir Sophie", sie wies auf den Hocker gegenüber. Ich lächelte, nahm mir ebenfalls eine Tasse Kaffee und setzte mich zu ihr. „Ich wollte mich schon lange bei dir entschuldigen, dass ich dich so angefahren habe bei dem Verhör, aber ich hab dich nie zu Gesicht gekriegt" sie sah mich entschuldigend an.
„Ist schon okay, ich hätte wahrscheinlich genauso reagiert. Ich hab die Bilder gesehen"
„Furchtbar, nicht wahr?"
„Ja", ich umklammerte die Kaffeetasse und starrte darauf. Wir schwiegen eine Weile.
„Weißt du eigentlich, dass dich alle hier mögen?", ich sah sie überrascht an.
„Aber niemand kennt mich doch, wie kann jemand mich dann mögen? Zumal ich ein Mensch bin", fügte ich ausdruckslos hinzu.
„Es spricht sich einiges herum, vor allem bei den Älteren", meinte sie grinsend. „Ivy fand dich anscheinend sehr nett"
„Ist das die ältere Frau im Rollstuhl vom Altersheim?", Misha musste lachen.
„Altersheim?", meinte sie noch immer lachend. „Ja genau", dann wurde ihr Miene nachdenklich. „Ich hab aber auch bemerkt, dass Rhys sich sehr für dich interessiert", sie sah mich an und ich wurde blass.
„Nein, nein, das kann nicht sein", sie zog die Brauen zusammen.
„Oh doch, da bin ich mir ziemlich sicher. Er hat noch nie so viel Aufmerksamkeit einem weiblichen Wesen geschenkt wie dir", meinte sie schmunzelnd, sodass ich sie verwirrt ansah.
„Misha, ich werde ihn dir nicht wegnehmen. Bald bin ich sowieso wieder weg, du brauchst dir also keine Sorgen machen", sie sah mich verwirrt an.
„Wie meinst du das? Ich gebe ja zu, dass ich mich ungern für immer von ihm trennen würde, aber wenn mein Bruder jemanden findet, dann ist das schon in Ordnung Sophie", jetzt sah ich sie fassungslos an.
„Rhys ist dein Bruder? Ich hab gedacht ihr wärt zusammen", sie sah mich belustigt an, bevor sie anfing zu lachen.
„Oh Gott nein, er ist mein großer Bruder", ich musste jetzt ebenfalls grinsen. „Warst du deshalb so abweisend zu ihm? Das hat er mir nämlich erzählt", ich sah sie überrascht an. Er hatte mit ihr über mich gesprochen?
„Ja, ich wollte niemandem etwas wegnehmen, deshalb war ich so, ja, aber das ist nicht der einzige Grund", sie berührte meinen Arm.
„Ich mag dich Sophie, dass du das getan hast beweist, dass du ein guter Mensch bist. Viele hätte es nicht interessiert, ob er eine Freundin hat. Die denken nur an sich, die andere Frau an seiner Seite wird dabei ignoriert, aber was ist denn der andere Grund?", ich sah den Kaffee in meiner Tasse an.
„Darüber kann ich nicht so offen sprechen"
„Verstehe", nach kurzem Schweigen sah sie mich lächelnd an. „Komm ich zeig dir mal ein bisschen was vom Grundstück", sie hüpfte vom Hocker und zog mich mit sich. Nachdem sie mich in jedes erdenkliche Eck geführt, wir mit den Kindern gespielt, mit den alten Leuten geredet und sie mich allen möglichen Werwölfen zu meinem Leidwesen vorgestellt hatte, gab sie mich endlich frei, damit ich mich ausruhen konnte. Zu meiner Überraschung, gefiel es mir hier sehr gut und die Leute hier waren wirklich sehr nett. Keiner behandelte mich wie einen Eindringling, wie ich zunächst angenommen hatte. Misha hatte mir außerdem ein paar Dinge genannt, die ich machen konnte, wenn es mir langweilig sein sollte und einer davon ging ich jetzt nach. Nicht, dass mir langweilig war, aber ich war neugierig auf die Bibliothek. Entschlossen lief ich auf der Suche nach ihr, durch die Gänge und begegnete mal wieder keiner Seele. Dann endlich fand ich die Tür, die mir Misha beschrieben hatte und machte ganz leise auf. Drinnen hörte ich nichts, also war wohl niemand da, aber das war mir lieber. Staunend trat ich ein und sah mich um. Sie war so riesig, ich hatte noch niemals in meinem Leben so viele Bücher auf einmal gesehen. Die Bücherwände erstreckten sich bis in den zweiten Stock. Die Bücher konnte man durch Leitern erreichen, aber ich stellte mir das ziemlich gefährlich vor. Überall standen Regale und weiter hinten im Eck, sah ich eine Sitzgruppe, die ungefähr so aussah, wie wenn mitten in der Bibliothek ein Wohnzimmer wäre. Ich schlenderte Ziellos durch die Gänge und blieb hin und wieder stehen um mir Bücher mit interessanten Titeln oder Einbänden genauer anzusehen. Dann schlenderte ich zu einer langen Kommode, auf der feinsäuberlich ein paar Bücher aufgestellt und aneinandergereiht standen. Ein Titel sprach mich an und ich griff ohne zu überlegen danach, was eine Kettenreaktion in Gang setzte und somit alle Bücher auf der Kommode wie im Domino umschmiss.
„Scheiße", brachte ich noch heraus, dann beeilte ich mich und stellte sie schnell auf und prüfte, ob sie auch wirklich stehen blieben, dann drehte ich mich aufatmend schwungvoll herum und erstarrte. Ein Mann saß in einem Sessel genau vor mir und sah mich schmunzelnd an. Ich wurde rot wie eine Tomate. Da ich seinem Blick nicht länger standhalten konnte, sah ich zur Seite und bemerkte das Weinglas in seiner Hand. Die Flüssigkeit die dort drin war, konnte jedoch unmöglich Wein sein, dafür war sie zu dunkel und dann wurde mir mit einem Schlag klar was dort drin war. Meine Gesichtsfarbe wechselte von Rot zu Weiß. Er bemerkte meinen Stimmungswandel, aber da war ich schon los gerannt.

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