Kapitel 8

1.3K 79 1
                                    

Kapitel 8

Irgendwann wachte ich wieder auf und musste mich erst einmal daran erinnern, wo genau ich mich befand, aber die Erinnerung kam schnell zurück. Ich sah auf die Uhr. Es war gerade einmal 4 Uhr morgens. Ich stöhnte und wälzte mich herum, bis es mir irgendwann zu blöd wurde. Ich musste auf die Toilette und hatte durst. Ersteres erledigte ich gleich nachdem ich aufgestanden war und das zweite, naja, das musste ich erst einmal im Haus finden. Mein Ziel war die Küche. Ganz langsam schlich ich aus meinem Zimmer und machte mich auf die Suche. Lange Zeit irrte ich auf Zehenspitzen umher und dann fand ich endlich was ich gesucht hatte. Es war nur eine andere Küche als ich erwartet hatte. Diese Küche hätte ich vielmehr in einem fünf Sterne Restaurant erwartet. Das Haus musste ein Schloss sein. Bis jetzt hatte ich es nur von innen gesehen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass es entweder ein Schloss oder eine Villa war, was fand ich am Ende auf das Gleiche hinauslief. Ein Glas hatte ich schnell gefunden und den Kühlschrank ebenfalls. Ich sah die Milch und grinste glücklich. Genau das brauchte ich jetzt. Entschlossen schnappte ich mir die Milchpackung.
„Eigentlich hatte ich gedacht du versuchst dich aus dem Staub zu machen oder herumzuschnüffeln. An ein Glas Milch hätte ich niemals gedacht", hörte ich plötzlich jemanden hinter mir sagen. Ich erschrak fast zu Tode und presste die Milch fest auf meine Brust und quiekte erschrocken auf. Als ich denjenigen gefunden hatte klopfte mein Herz noch schneller als es sowieso schon tat. Rhys stand ein paar Meter entfernt von mir und sah mich grinsend an.
„Hab ich dich geweckt?", war das Erste was ich herausbekam.
„Nein, ich hab wache gehalten", ich sah ihn an und dachte nach.
„Du vertraust uns nicht", sein Gesichtsausdruck wurde ausdruckslos.
„Es ist schwer jemandem zu vertrauen bei der jetzigen Situation, ich hoffe, das verstehst du"
„Ja, das verstehe ich", ich senkte meinen Blick und konzentrierte mich nur darauf, die Milch in das Glas zu schütten. Ich vertraute ihnen schließlich auch nicht. Er kam näher und ich wich automatisch ein Stück zurück. Als er nur noch zwei Meter von mir entfernt stand, konnte ich ihn nur mit offenem Mund anstarren und das Glas in der Hand halten. Er sah so gut aus. Ein paar dunkle Strähnen seiner Haare waren ihm ins Gesicht gefallen. Und das Licht in der Küche, das aus einer Ecke des Raums kam, brachte seine hohen Wangenknochen und seine wunderschönen Augen perfekt zur Geltung.
„Luke hat mir erzählt, dass du dachtest, er würde dich töten", ich wurde blass, aber ich hoffte er konnte es durch das Licht nicht gut erkennen. Ich konnte in seinen Augen lesen, dass ihm das nicht gefiel. Ich senkte meinen Blick und schwenkte das Glas Milch in meinen Händen.
„Ich...ich dachte, da ihr jetzt die Informationen habt, bin ich für euch wertlos und mehr eine Bedrohung und eine zusätzliche Last", ich zuckte leichthin mit den Schultern um nicht so angespannt zu wirken, aber anscheinend nahm er mir das nicht ganz ab, denn er trat noch einen Schritt auf mich zu.
„Ich bin ehrlich und wenn ich jemandem etwas verspreche, halte ich das auch ein. Außerdem bist du unschuldig, wehrlos und noch dazu eine Frau", ich grinste und schüttelte den Kopf.
„Wenn ihr nicht mit euren Geländewagen aufgetaucht wärt, dann hätte er mich erwürgt. Die Vampire hat es nicht im geringsten interessiert, das ich eine Frau bin", ich sah ihm in die Augen, genauso, wie er es gerade tat.
„Vergleich uns nicht mit diesen Vampiren", gab er hart zurück.
„Für mich seid ihr alle gleich", ich musste wieder an diesen Vampir denken, was er von mir verlangt hatte und ich schloss meine Augen vor Scham und wendete mich ab. Als ich mich ein Stück von ihm entfernt hatte, sah ich wie er mich nachdenklich musterte.
„Nur weil wir übernatürliche Wesen sind, heißt das noch lange nicht, dass wir genau das Gleiche tun oder die gleichen Ziele verfolgen", ich sah ihn einfach nur an. Ich holte tief Luft und stieß mich von der Küchenanrichte ab.
„Wie auch immer, ich...danke dir, dass du mich nicht töten lassen hast und meine Mutter und meine Oma beschützt und gut behandelst", er nickte nur. Ich trank meine Milch aus und stellte sie in die Spülmaschine, als ich mich umdrehte, stand er vor mir und ich zog die Luft ein. Nur mühsam hatte ich mich davon abhalten können vor Schreck zu schreien.
„Wieso hasst du Werwölfe und Vampire?"
„Ich...", ich sah ihm in die Augen und kam mir doch sehr bedrängt vor und wurde prompt sauer. „...das geht dich gar nichts an!", gab ich schroff zurück. Als ich sah, dass sich sein Mund zu einem Lächeln verzog, konnte ich ihn nur umso wütender anfunkeln, was er anscheinend noch witziger fand.
„Es ist wirklich erfrischend, einmal keine Antwort auf meine Fragen zu erhalten. Jeder macht immer genau das, was ich sage und du widersetzt dich mir und bist auch noch frech", er brachte mich etwas aus der Bahn und ich sah ihn nur verdutzt an.
„Und jetzt?", ich zog eine Augenbraue hoch, als er nichts sagte, wurde ich unruhig. „Ich geh dann mal wieder ins Bett und versuche zu schlafen", ich fühlte mich mies. Schließlich hatte er gerade mit mir geflirtet, obwohl er eine Freundin hatte, die am Rande auch noch aussah, wie eine Gottheit. Ich dagegen war äußerlich die totale Durchschnittsfrau. „Lass mich vorbei", sagte ich und sah ihm dabei aber nicht in die Augen.
„Ich befolge keine Befehle", sagte er knapp und blieb wo er war. Ich sah zu ihm auf und musterte ihn. Er beugte sich ganz dicht zu mir herunter, sodass ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren konnte. Ich schluckte den Kloß hinunter, der sich vor Angst in meinem Hals gebildet hatte und sah ihn kalt an.
„Ich auch nicht", ich hatte oft genug, das getan was die verdammten Vampire in der Firma von mir gewollt hatten.

Zeiten ändern sich...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt