Kapitel 21

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Kapitel 21

Ich hatte grottenschlecht geschlafen und meine Versuche krampfhaft meine Augen zu schließen um wieder ins Reich der Träume abzutauchen schlug jedes Mal fehl, also stand ich widerwillig auf. Seit gestern Abend fühlte ich mich hier irgendwie unwohl. Ich war zwar hier willkommen, aber ich würde nie dazu gehören und genau das würde ein dauerhaftes Problem sein. Seufzend ging ich ins Bad um zu duschen, das hatte ich nach der Schweißarbeit von gestern bitter nötig. Als ich aus der Dusche trat, fühlte ich mich wie ein neuer Mensch. Schnell zog ich mich an und lief leise hinunter, weil ich niemanden wecken wollte, schließlich war es gerade einmal 7 Uhr morgens. Die meisten würden nach dem gestrigen Tag also bestimmt noch schlafen. Meine Beine führten mich schon von ganz allein in den Wald. Ich brauchte heute diese angenehme und beruhigende Stille, die einem nur die Natur geben konnte. Wenn man die Augen schloss, sich auf die Geräusche, den Geruch von feuchtem Moos, den intensiven Duft von Tannen und den Wind konzentrierte, der einem sanft über das Gesicht strich, konnte ich mir nichts Schöneres vorstellen. Vorsichtig lief ich durch das Unterholz und versuchte meine Füße nicht um die nächstbeste Wurzel zu wickeln. Es dauerte eine Weile, bis ich endlich zu einer Lichtung kam, aber der lange Marsch hatte sich definitiv gelohnt. Seufzend setzte ich mich an einen Baumstamm, damit ich im Schatten war und sah auf den kleinen See direkt vor mir. Es war Traumhaft. Die Morgensonne ließ das Wasser wunderschön glitzern und der Wind trug kleine Wellen über das Wasser. Zufrieden schloss ich die Augen und musste wohl eingeschlafen sein, denn das Geräusch spritzenden Wassers weckte mich aus meinem schönen Schlaf. Ganz langsam lehnte ich mich nach vorne um ins Wasser gucken zu können. Ich sah etwas dunkelbraunes, doch dann wurde es plötzlich heller. Ich runzelte die Stirn und dann brach es aus dem Wasser in einiger Entfernung heraus. Mir blieb das Herz stehen, es war Rhys! Oh scheiße! Ich sah mich nach einem Versteck um, schnell schlüpfte ich hinter den Baumstamm und versuchte mein wild klopfendes Herz wieder zur Ruhe zu bringen. Okay Sophie beweg dich einfach ganz langsam rückwärts, du wirst nicht nochmal einen Blick riskieren. Mein Fuß bewegte sich schon in Richtung Rückzug, aber ich mein Unterbewusstsein wollte etwas anderes. Ganz langsam lugte ich hinter dem Baum hervor und mein Mund klappte bei dem Anblick auf. Er war vollkommen nackt in dem See und schwamm. Gut dass das Wasser so hoch war, denn wenn ich das unter der Wasseroberfläche auch noch gesehen hätte, wäre mein Herz wohl ganz zum Sillstand gekommen. Gut, ich hatte das gemacht, was ich nicht lassen konnte und trat einige Schritte zurück, dann drehte ich mich ganz um, blieb, der Teufel hatte es gesehen, an einer verdammten Wurzel hängen und fiel mit lautem Geknackse auf den Waldboden. Ich stöhnte auf, weil die Äste alles andere als gemütlich waren, setzte mich auf und schlug mir den Dreck von der Kleidung, als ich plötzlich zwei Füße in meinem Blickfeld sah. Oh nein.
„Sophie?"
„Ähm nein?", er lachte und zog mich nach oben. Meine Augen weiteten sich bei seinem nackten Körper und ich konnte nicht verhindern, dass ich einen kurzen Blick auf sein bestes Stück warf, aber das konnte mir bestimmt niemand übel nehmen, ich war auch nur eine Frau. Als ich endlich stand und zu ihm hochblickte, hatte mein Kopf wahrscheinlich schon einen Ton angenommen, der jede Tomate vor Neid erblassen lassen würde. Er musterte mich amüsiert.
„Was genau tust du hier?", er zog eine Augenbraue nach oben, aber ich sah, dass er sich ein Grinsen verkneifen musste.
„Ich...ich hab...", er sah mich fragend an, dann sah er an sich herunter und schien sich an etwas zu erinnern.
„Ich bin gleich wieder da, bleib genau dort stehen", er verschwand um den Baum herum. Ein paar Sekunden später stand er angezogen wieder vor mir. „Geht's jetzt wieder besser? Ich hab vergessen, dass du daran nicht gewöhnt bist, bei uns ist das halb so wild, nackt vor jemand anderen zu stehen"
„Ich hab einen Spaziergang gemacht und bin am See eingeschlafen, nicht dass du denkst, ich hab dich beobachtet", versuchte ich ernst zu sagen.
„Nein, natürlich nicht", meinte er grinsend, ich seufzte.
„Du glaubst mir nicht", stellte ich fest.
„Mir gefällt die Vorstellung, dass du mich heimlich beobachtet hast", er trat einen Schritt näher an mich heran und sah mich wieder mit diesem Blick an, der in meinem Gehirn alle Synapsen außer Kraft setzte. Ich konnte nur noch an ihn, an seinen Mund, an seinen Duft und seine schönen Augen denken. Ganz langsam hob er seine Hand, legte sie an meine Wange und strich sanft darüber. Mir fuhren Schauer über den ganzen Körper und meine Atmung geriet ins Stocken. Für einen kurzen Moment, schloss ich die Augen und genoss das Gefühl, dass er mich berührte. Als ich sie wieder öffnete, sah ich ihm genauso in die Augen, wie er mir immer. Intensiv und voller Emotionen. Er hatte mich blitzschnell im Nacken gepackt und an sich gepresst, dass ich mein Gleichgewicht verlor und auf ihn flog. Den Blickkontakt hatten wir kein einziges Mal unterbrochen und dann endlich nach so langer Zeit des Wartens, legte er seine Lippen auf meine. Seine Lippen waren genauso weich, wie ich sie mir immer vorgestellt hatte und so warm. Ich schmiegte mich enger an ihn und schlang meine Arme um seine Mitte. Ich spürte mein wild schlagendes Herz und in meinem Kopf drehte sich alles. Seine Lippen nahmen meine in Besitz und ich spürte seine Zunge, wie sie sanft über meine Lippen strich und um Einlass bat. Ganz langsam öffnete ich meine Lippen und sofort drang er in mich ein. Schlang seine heiße Zunge um meine, spielte mit ihr und trieb mich damit in den Wahnsinn. Es war der beste Kuss, den ich jemals hatte und das bei weitem. Ich konnte nicht genug bekommen und so küssten wir uns, bis ich mich irgendwann von ihm löste. Sein Blick, als ich zu ihm aufsah, verschlang mich mit Haut und Haaren und wieder hatte ich dieses unersättliche Verlangen ihn zu küssen. Er schlang grinsend seinen Arm um mich.
„Lass uns wieder zum Anwesen gehen und was essen, was hältst du davon?", ich lächelte.
„Das hört sich super an", ich lehnte mich mit dem Kopf an seine Brust und genoss zum ersten Mal das Gefühl glücklich zu sein. Hoffentlich war es nicht nur ein flüchtiges Gefühl. Mein Blick fiel auf Rhys, der genauso glücklich zu sein schien und so versuchte ich meine Zweifel in die hinterste Ecke meines Bewusstseins zu drängen. Denn, dass dort, das Thema mit seinen Ex-Freundinnen auch noch saß, war mir immer noch Bewusst.

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