Kapitel 25

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Ich stand in Misha's Zimmer oder sollte ich besser Wohnung sagen? Es war genau so eingerichtet, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es war sehr stylisch und modern und man konnte genau erkennen, welche Farben hier dominierten. Pink und lila. Nicht gerade meine Lieblingsfarben, aber zu Misha hätten keine anderen gepasst. Sie war eben doch eine Vollblutfrau. Kritisch beobachtete ich Misha nun, wie sie in ihrem Kleiderschrank nach dem perfekten Outfit für mich suchte, zumindest hatte sie das so gesagt, bevor sie vor zehn Minuten in ihren begehbaren Kleiderschrank gestürzt war. Nun sah ich die Kleider und Schuhe nur so durch die Gegend fliegen, begleitet von ein paar Flüchen ihrerseits. Wenige Sekunden später, kam sie mit einem Haufen Kleider über dem Arm auf mich zu und lächelte schon voller Freude. Ich zog nur die Augenbrauen nach oben und begutachtete was sie mir gerade hin hielt.
„Hast du auch etwas mit weniger Ausschnitt?", sie funkelte mich mich an.
„Ach komm schon Sophie, wir sind doch hier nicht im Kloster! Zieh das jetzt an. Du wirst sehen, dass es gar nicht so nuttig aussieht", ich seufzte und nahm ihr zweifelnd eins der Kleider ab. Schnell zog ich mich aus und schlüpfte in das Kleid. Ich kam hinter der Ecke hervor und Misha betrachtete mich wie ein Gemälde, legte den Kopf schief und tippte sich immer wieder auf die Lippen, als würde sie nachdenken.
„Und?"
„Hm, also blau ist nicht so deine Farbe. Versuch es mal mit dem hier", sie reichte mir ein knallgelbes, was mich eher daran erinnerte, dass ich lieber draußen in der Sonne sitzen würde, als hier drin zu sein und Modenschau zu spielen. Trotzdem zog ich es brav an und führte es vor. Sie schüttelte gleich den Kopf. „Nein, das ist auch nicht das Richtige für dich", und schon reichte sie mir das Nächste. Nach dem fünften, konnte ich meine miese Laune wegen der Anprobe nicht mehr verbergen. „Okay, okay, okay, ich glaub, ich hab jetzt das Richtige für dich", sie gab mir ein Olivgrünes, was mir von der Farbe her schon ziemlich zusagte. Es fühlte sich wunderbar auf der Haut an und als ich nun vor Misha trat hellte sich urplötzlich ihr Gesicht auf. „Das ist es!", na Gott sei Dank. Noch ein Kleid und ich wäre nackt gegangen. Zufrieden zog ich es aus und lief erleichtert zu ihr. „Und jetzt die Schuhe!", schrie sie erfreut. Oh nein.

Zwei Stunden später...

Mittlerweile waren wir bei meiner Frisur für morgen und ich hatte langsam mühe, meine Augen offen zu halten, so anstrengend fand ich das Ganze. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn ich Misha die Planung meiner Hochzeit überlassen würde, aber dazu musste es erst einmal kommen. Plötzlich klopfte es an der Tür. Kurz darauf lugte Rhys hinter der Tür hervor.
„Ich wollte nur mal sehen, was ihr so lange treibt", als er mich fand und meine Stimmung wahrnahm, musste er sich das Lachen verkneifen.
„Du wirst morgen deine Freundin nicht wiedererkennen!", meinte Misha stolz mit einem Funkeln in den Augen. Rhys und ich tauschten Blicke aus und ich wusste was er dachte. Hoffentlich übertrieb sie es nicht.
„Da bin ich ja mal gespannt, aber jetzt musst du dich leider von deinem Projekt trennen", Misha ließ seufzend die Bürste fallen und sah mich an.
„Bis morgen", meinte sie lächelnd und schon war ich aufgesprungen, schnappte mir Rhys und schob ihn nach draußen.
„Da hat es jemand aber eilig wegzukommen!", sagte er lachend und musterte mein Gesicht amüsiert.
„Du brauchst gar nicht so blöd lachen. Ich will dich sehen, wenn du Stundenlang irgendwelche Kleider und Schuhe anprobieren musst", er sah mich einfach nur an und strich mir dann über die Wange.
„Sobald die Zeremonie anfängt, wirst du an so etwas gar nicht mehr denken. Es wird dir bestimmt gefallen", jetzt lächelte ich auch und nur eine Sekunde später lagen seine weichen Lippen auf meinen. Oh Gott, dass hatte ich jetzt gebraucht. Ich schmiegte mich an ihn, wollte den Kuss noch weiter vertiefen, aber er ließ von mir ab und sah mich wieder so gierig an. „Wir sollten ein bisschen langsamer machen, sonst kann ich mich bald nicht mehr bremsen", ich sah ihn verwirrt an. Er fing meinen Blick auf und seufzte.
„Ach Sophie, wenn wir uns so intensiv küssen dann bekomme ich Lust auf mehr und kann mich eventuell nicht mehr zurückhalten. Wir Werwölfe werden mehr von Trieben gesteuert und ich will dich zu nichts zwingen oder dich vielleicht sogar dadurch verletzen", ich nickte, fand es aber dennoch schade, dass er auf Abstand ging. Wieso musste es auch immer so kompliziert sein?
Wir liefen den Gang weiter und ich griff nach seiner Hand, verflocht meine Finger mit seinen und sah ihn dann an. Er grinste natürlich und ich wurde rot. „Du bist so süß", Gott war das kitschig, aber ich war so glücklich, dass ich gar nicht anders konnte, als den Moment zu genießen und langsam freute ich mich sogar auf das Fest. Mit einem Mann wie Rhys an meiner Seite konnte ja kaum etwas schief gehen, oder?

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