Kapitel 16

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Kapitel 16

„Sophie Kleines, komm her und drück mich. Ich hab dich so lange nicht gesehen!", lächelnd lief ich zu meiner Oma und umarmte sie lange, bevor ich sie wieder los ließ. Sie hob meine Hand fest, während sie mich von oben bis unten ansah.
„Eigentlich waren es ja nur ein paar Tage"
„Ein paar Tage, Wochen oder Monate das ist alles dasselbe", sie tätschelte liebevoll meine Hand. „Aber jetzt erzähl mal, wieso wir eigentlich hier sind", ihre Augen funkelten mich an.
„Ich glaube nicht das, dass so eine gute Idee ist, wenn ich dir das sage"
„Nichts da. Du erzählst mir sonst auch immer alles"
„Schon, aber...
„Sophie ich will sofort die Wahrheit wissen und deine Mutter auch!", ich sah in die Himmelblauen Augen meiner Oma und wusste in dem Moment, dass ich verloren hatte. Also erzählte ich ihnen knapp was vorgefallen war und sie hörten alle beide schweigend und konzentriert zu. „Ich verstehe", meinte meine Oma und strich mir behutsam über den Arm. „Du hast das Richtige getan Kleines", ich nickte.
„Ich muss euch aber noch etwas sagen. Ich...hab meinen Job verloren", meine Mutter sah entsetzt auf und meine Oma wirkte nur bedrückt und in ihren Augen sah ich Mitgefühl.
„Das kriegen wir schon hin", meinte meine Mutter zu meiner Überraschung und schlang ihre Arme um mich. „Weißt du, wir sind zwar erst ein paar Tage hier, aber diese Leute haben meine Sicht auf die Dinge geändert und mir wird langsam auch klar, dass ich dir viel zu viel zugemutet habe und das tut mir leid", mir standen die Tränen in den Augen und zum ersten Mal fühlte ich mich nicht, wie das einzige Zahnrad, dass die Familie noch in Gang hielt, ich fühlte mich als Teil von einem großen Ganzen. Als ich mit meiner Mutter zurück in das Hauptgebäude lief, kam es mir so vor, als könnte ich wieder besser atmen, als wäre eine riesige Last von meinem Schultern genommen worden und zum ersten Mal, seit dem Tod meines Vaters, fühlte ich eine innere Ruhe. Zum ersten Mal, erschien ich beim Abendessen und für einen kurzen Moment glaubte ich, das gesamte Rudel würde am Tisch sitzen. Von Überallher erklang Gelächter oder wurden anregende Diskussionen geführt. Ich wusste gar nicht wohin ich mich gesellen sollte. Misha stand ganz hinten bei einer Gruppe von Frauen und diese schienen sich über den Bauch der Schwangeren Frau zu unterhalten. Rhys stand bei Luke und noch ein paar anderen, die ich noch nie gesehen hatte. Darunter befand sich auch der Vampir. Er schien meinen Blick zu spüren, denn er hob seinen Kopf und sah zu mir hinüber. Sofort senkte ich meinen Blick und sah mich gehetzt um. Schnell holte ich mir ein Getränk, damit ich beschäftigt aussah. Bloß nicht hyperventilieren, dachte ich mir. Gerade als ich mich umdrehte, hörte ich Misha meinen Namen durch den ganzen Speisesaal rufen. Völlig schockiert stand ich dort und sah mich wie ertappt um, als wäre das Glas in meiner Hand oder meine Anwesenheit bis gerade eben noch streng geheim gewesen. Sie wedelte mit den Händen, als wollte sie einen Hund zu sich rufen. Ich konnte sie nur dümmlich grinsend ansehen und mich mit einem etwas eingerosteten Gang in Bewegung setzen.
„Hast du Sarah schon kennen gelernt? Sie ist jetzt schon im 9 Monat schwanger!", ich sah die Frau vor mir ganz baff an.
„Oh, äh herzlichen Glückwünsch", sagte ich zögerlich. Sarah zog mich ohne widerrede in eine Umarmung, sodass ich schon Angst hatte bei ihrer kräftigen Umarmung das Baby zu zerquetschen.
„Freut mich dich kennen zu lernen Sophie! Keine Sorge dem Baby passiert nichts", winkte sie leichthin und legte demonstrativ ihre Hand auf den Bauch, ich konnte nur schwach lächeln.
„Hast du auch Kinder?", fragte mich Sarah gleich.
„Nein"
„Das ist aber schade, aber ich kann dich auch gut verstehen, denn danach siehst du deinen Körper in einem ganz neuen Licht und das nicht nur zum besseren glaub mir und die Schmerzen erst"
„Aha", kam nur über meine Lippen und ich klammerte mich an mein Wasserglas. Sie plapperten alle fröhlich weiter und kamen in so heikle Themen in Punkto schwangerer Frauen, dass ich langsam schon ganz blass um die Nase wurde und ich mir in dem Moment gedanklich eine Notiz machte, niemals schwanger zu werden. Plötzlich spürte ich wie sich ein kräftiger Arm um meine Schulter legte.
„Was erzählt ihr denn der armen Sophie alles? Sie ist schon ganz weiß im Gesicht", ich warf einen scheuen Blick in Rhys Richtung und dieser sah mich nur amüsiert an. Anscheinend wusste er das ganz genau. Ich wurde knallrot im Gesicht. Sein Geruch drang in meine Nase ein und machte meine Beine ganz weich. Immer und immer wieder dachte ich mir, dass ich jetzt keine Ausrede mehr hatte, weshalb ich ihn zurückgewiesen hatte, denn Misha hatte mein gesponnenes Netz einfach zerstört und jetzt musste ich meinen Standpunkt wieder erneuern. Im einen Moment war er noch der unnahbare, an eine Frau gebundene Mann und nun war er ganz offensichtlich ein Mann, der eindeutig mit mir flirtete. „Sag bloß du willst keine Kinder!", meinte er gespielt entsetzt und an den Gesichtern der anderen Frauen sah ich, dass keine Kinder zu wollen genauso schlimm war, wie wenn ich gesagt hätt, ich würde eine Ein-Zimmer-Wohnung einer Villa vorziehen. Diese Blamage blieb mir glücklicherweise erspart, weil eine Köchin lautstark zum Essen rief. Aufatmend zwängte ich mich aus Rhys Arm und warf ihm einen bösen Blick zu, der ihn eigentlich zeigen sollte wie wütend ich war, aber der Idiot grinste bloß. Das Essen schmeckte einfach himmlisch, auch wenn ich mich die meiste Zeit mehr auf Rhys konzentrierte, als auf mein Essen. Als der Nachttisch kam, war es um mich geschehen. Mit einem leisen Aufseufzen schob ich einen Löffel von dem Tiramisu in meinen Mund, was Rhys mit einem unterdrückten Lachen vernahm.

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