Kapitel 6

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Kapitel 6

Natürlich konnte ich nicht, nichts sagen, sonst würden wieder Kinder sterben und ich war nicht blöd. Die Pläne, die dieser Werwolf den Vampiren gegeben hatte, waren sicher weitere Schutzbunker gewesen. Würden sie meine Mutter und meine Oma herholen? Ich hatte sonst niemanden mehr in meinem Leben außer ein paar Freunden, aber da mussten sie sehr genau graben um herauszufinden wer diese waren. Ich seufzte schwer.
„Wenn du nicht in zehn Sekunden etwas gesagt hast, werde ich dich wieder Ohrfeigen und diesmal halte ich mich nicht zurück", sagte der Mann neben Rhys und ich sah ihn geschockt an. Wenn das sein leichter Schlag gewesen war, wie würde sich dann der Harte anfühlen? Ich dachte kurz an meine Mutter und meine Oma, an meine Freunde und das ich sie sehr enttäuschen würde, wenn ich ihnen sagen müsste, dass ich meinen Job verloren hatte. Ich senkte meinen Blick und erhielt prompt eine Antwort auf meine Reaktion. Ich flog vom Stuhl und landete hart auf dem Boden, dann spürte ich Hände an meinem Kragen und sah auf. Rhys hatte mich gepackt und schnürte mir die Luft zu.
„Rede jetzt verdammt noch mal! Die Schläge waren noch nichts zu dem, was wir sonst bei den Vampiren machen. Menschen kotzen mich einfach nur an!", ich schnaubte.
„Wer hat denn gesagt, dass ich euch nichts sage? Ich habe nur eine Bedingung", er sah mich ausdruckslos an.
„Du stehst nicht gerade in der Position um Bedingungen zu stellen!", schrie er mich an.
„Gut dann eben nicht. Tötet mich, dann habt ihr's hinter euch", er zog mich mit einem Ruck wieder auf den Stuhl. Zuerst dachte ich, er wollte mir eine Ohrfeige verpassen, tat es aber dann doch nicht und schlug stattdessen auf meine Stuhllehne.
„Was für eine Bedingung?", fragte er aggressiv und sah mich an.
„Ich will nur, dass meine Mutter und meine Oma in Sicherheit sind", er sah mich an, als hätte ich den Wunsch geäußert, den Mond auf die Erde zu holen. Ich reckte mein Kinn vor und sah ihn an. „Hab ich vielleicht irgendetwas Blödes gesagt?", fragte ich genervt.
„Du willst nur, dass deine Mutter und deine Oma in Sicherheit sind? Das ist alles?", ich nickte stumm und sah ihn unter Tränen an. Er richtete sich auf und sah den Mann neben ihn an. „Sie ist total unschuldig und nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen", er sah mich wieder an. „Wie heißt du mit vollem Namen? Dann werden wir deine Mutter und deine Oma hierher holen und sie beschützen, da gebe ich dir mein Wort drauf", ich sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an.
„Woher weiß ich, dass du meine Familie nicht als Druckmittel benutzt?", er sah genauso zurück.
„Du hast mir eben gesagt, dass du mir sagen wirst, was du weißt, wenn ich sie hierher bringe und sie beschütze. Wieso sollte ich sie also benutzen oder sogar töten? Ich habe schon einmal gesagt, dass wir es gerne vermeiden, Gewalt anzuwenden und wenn ich mich entscheiden soll, ob ich jemanden beschützen oder ihn als Druckmittel benutze, dann fällt meine Antwort einfach aus", ich war trotzdem nicht ganz überzeugt. Er seufzte. „Ich verspreche dir, das ihnen nichts passiert und jetzt sag schon wie du heißt", ich blieb ruhig auf meinem Stuhl sitzen und sah ihn dann an.
„Sophie Johnson"
„Freut mich dich kennen zulernen", meinte er mit einem Grinsen im Gesicht, bei dem ich ihn nur mit einer Grimasse angucken konnte, weil er gerade so attraktiv ausgesehen hatte. Er kam zu mir und schnitt meine Fesseln durch. Ich rieb mir die schmerzenden Stellen. Als ich halbwegs stand, sah er mich an. „Ich bin Rhys Nightingale, aber alle nennen mich hier Rhys, ich will nicht, dass mich jemand bei meinen Nachnamen nennt. Namen haben immer Macht und dieser Name schüchtert alle ein", meinte er gelassen und dann kam mir mit einem Schlag die Erinnerung zurück. Normalerweise war ich jemand, der sofort alle Zeitungen wegschmiss, wenn sie in meinen Briefkasten geworfen wurden, aber das Cover hatte mich so gefesselt, dass ich es nicht weggeschmissen hatte. Jetzt wusste ich wer das vor mir war. Zögernd streckte ich eine Hand aus und schüttelte seine leicht. Als er meinen Gesichtsausdruck bemerkte grinste er.
„Du weißt jetzt wer ich bin?", ich nickte. „Und genau wegen solchen Reaktionen lasse ich meinen Nachnamen meist weg", dann wurde er wieder ernst. „Ich bringe dich jetzt in ein Zimmer und das wirst du nicht verlassen, bis jemand vorbeikommt. Wir werden es aber auch abschließen. Dort wirst du aber alles haben was du brauchst. Wir sagen dir bescheid, wenn deine Mutter und deine Oma hier sind", ich nickte nur schweigend. Danach folgte ich ihm mit einem unangenehmen Gefühl im Magen. Ich hätte fast gestöhnt, als ich sah, dass es endlich nach oben ging, raus aus diesem verdammten Keller. Wir liefen bis wir an einer massiven Holztür halt machten. Er wies mit seiner Hand hinein und ich motzte nicht und ging hinein. Ich drehte mich nicht um, ich hörte nur noch wie die Tür zugemacht und der Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde. Ich konnte es kaum fassen, dass der mächtigste Rudelanführer der Gestaltwandler an meine Informationen wollte. In was war ich da nur wieder hineingeraten?

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