Kapitel 6

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Pauls Sicht:

Der Rest des Tages verlief ruhig. Semir und ich machten eine Tour auf die Autobahn, aber auch dort war nichts los. Um 18 Uhr machten wir dann Feierabend und ich nahm Jenny mit zu mir nach Hause. Vorher holten wir noch ein paar Sachen aus ihrer Wohnung. Als wir vor meiner Wohnung ausstiegen war es schon leicht dunkel draußen. Sofort schaute ich auf die Straße um zu gucken, ob der Mann von vorhin immer noch dort stand, aber ich konnte ihn nicht entdecken. Wir gingen zu mir nach oben. Ich schloss die Tür auf und ließ Jenny den Vortritt. Hinter mir ließ ich die Tür ins Schloss fallen. Jenny sah erschöpft aus. „Du kannst in meinem Bett schlafen, dann schlafe ich auf der Coach", bot ich ihr an. „Nein ich werde auf dem Sofa schlafen", antwortete sie und drehte sich zu mir. „Ich werde gleich noch zum Club boxen gehen", hängte sie beiläufig hintendran und drehte sich schon zum in Richtung Tür. Doch ich hielt sie am Arm fest. „Jenny, dass ist zu gefährlich! Dort bietest du ihm die perfekte Gelegenheit!" „Man Paul, soll ich deswegen nur noch hier und auf der Arbeit rumhocken? Das Leben geht weiter, ob mit oder ohne den Typen!" Sie versuchte sich meinem Griff zu entwenden und ich ließ sie los. Demonstrativ griff ich mir meine Sporttasche und sagte: „Ok, dann komme ich eben mit!" Genervt verdrehte sie die Augen, aber sagte nichts mehr sondern ging aus der Tür. Ich lief ihr hinterher und wir fuhren mit meinem Auto zum Club.

Schon lange war ich nichtmehr dort gewesen, da ich momentan lieber ins Fitnessstudio gehe. Auf der Fahrt sagte niemand ein Wort und Jenny starrte die ganze Zeit aus dem Fenster. Ich wusste echt nicht mehr, wie ich sie aufheitern konnte und hoffte, dass ihr das boxen Spaß machte.

Als wir beim Club ankamen fiel mein Blick sofort auf das Auto mit den abgedunkelten Scheiben. Hatte ich den Wagen nicht gerade erst heute Morgen vor meiner Wohnung gesehen? Plötzlich schoss mir nur ein Gedanke in den Kopf. Was wäre passiert, wenn ich nicht mitgekommen wäre? Wenn ich sie alleine gehen hätte lassen? Stopp! Ich durfte mir nicht solche Vorwürfe machen. Es war nichts passiert und ich habe sie auch nicht alleine gelassen. Deutlich hörbar atmete ich aus. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Jenny mich anblickte. Wir stiegen aus und gingen rein. Dort mussten wir uns trennen, da ich ja schlecht mit in die Damenumkleide gehen konnte. Ich hatte kein gutes Gefühl, sagte aber nichts zu Jenny, da sie sonst sowieso wieder nur zicken würde.

Wir wärmten uns erstmal auf, bevor wir dann auf die nebeneinanderhängenden Boxsäcke einschlugen. „Wollen wir nochmal gegeneinander boxen, Jenny?", fragte ich sie nach einiger Zeit. „Hm ja, meinetwegen", antwortete sie abwesend. Ich merkte, dass sie nicht ganz bei der Sache war und passte deswegen beim Boxen etwas auf, da ich sie nicht verletzten wollte. „Paul, du schlägst nicht richtig zu!! Denkst du ich kann nicht boxen oder was?!", pampte sie mich wütend an. Das ließ ich mir nicht gefallen. Ich schlug einige Male härter zu. Dann traf ich sie den Rippen. Schmerzend verzog sie ihr Gesicht, nahm ihren Kopfschutz ab und drückte ihre Hand auf die Rippen. Schweratmend stand sie da. „Jenny, ich habe gemerkt, dass du nicht bei der Sache warst, deshalb habe ich nicht richtig zugeschlagen.", sagte ich ihr entschuldigend. Ich hatte mittlerweile auch meinen Kopfschutz abgenommen. Für mich war das Training beendet, da Jenny unmöglich in diesem Zustand weiterboxen konnte. Ich wollte gerade den Ring verlassen, als sie von hinten auf mich zustürmte und mich am Kopf traf. „Du hälst mich also für zu schwach?", schrie sie mich an. Ich wehrte mich und traf sie hart im Bauchraum. Ich konnte sehen wie sie ihren Schmerzen unterdrückte. Als sie wieder ausholte griff ich blitzschnell nach ihren Armen und hielt sie fest. „Jenny beruhige dich! Keiner kann etwas dafür!", redete ich auf sie ein. Sie versuchte sich loszureißen, doch ich hielt sie eiskalt fest. Nach einiger Zeit beruhigte sie sich und hielt still. Langsam öffnete ich meinen harten Griff. Ihre Handgelenke waren komplett rot. Eigentlich wollte ich ihr nicht wehtun, aber sie ließ mir keine andere Wahl. Ich sah, dass sich in ihren Augen tränen gebildet hatten. „Hey, was ist denn los mit dir?", fragte ich sie vorsichtig. Doch Jenny antwortete nicht, sondern lief einfach weg in die Umkleide.

Jennys Sicht:

Verzweifelt lehnte ich mich an die Wand. Was war mit mir los? Ich konnte einfach nicht mehr. Es machte mich fertig. Meine Nerven gingen mit mir durch. Einige Tränen liefen über mein Gesicht. Ich stellte mich vor den Spiegel bei den Duschen und blickte mich an. Wer war ich noch? Dieser Kerl machte mich verrückt. Wütend ballte ich die Faust und schlug mit voller Wucht in mein Spiegelbild. Ich merkte wie mein Körper vor Schmerz zusammenzuckte. Langsam floss das Blut über meine Knöchel an der Hand. Meine nassen Haare vielen mir strähnig ins Gesicht.

Da meine Hand nach dem Duschen immer noch blutete, beschloss ich meinen Pullover darüber zu ziehen, damit Paul es nicht sah. Ich wollte nicht, dass er mich darauf ansprach oder sich Sorgen machte. Niedergeschlagen ging ich in Richtung Auto. Paul lehnte an der Motorhaube und blickte mich an. Ich konnte seinen Blick nicht deuten, was mich etwas unsicher machte. Deswegen verlangsamte ich meine Schritte. Als ich am Auto ankam ging ich direkt an ihm vorbei zur Beifahrertür. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass Paul mich leicht am Arm festhält und mich zu ihm umdreht. Ich merkte, wie mein Ärmel hochrutschte und hoffte das er die Wunde, welche immer noch blutete nicht bemerkte. „Jenny, es tut mir leid ...", fing er langsam an, als sein Blick auf meine Hand viel. „Was ist das Jenny?", fragte er mich nun Ernst. Man, warum musste er auch immer alles sehen? Ich senkte meinen Blick nach unten und rechnete schon damit, dass er mir den nächsten Vorwurf machte und mir wieder einen Vortrag hielt. Doch dann geschah etwas, mit dem ich nicht gerechnet hätte ...

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The rogue One - A Panny Story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt