Kapitel 28

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Exakt 10 Minuten später stürmten Jacob und ich in den Proberaum, alle bis auf uns standen schon bereit. "Sie sollten das Training etwas ernster nehmen, Mrs. Collister und Mr. West."

Nick sah mich mit einem belustigtem Blick an. 

"Ich hätte mir keine zuverlässigere Trainingspartnerin wünschen können." bemerkte er mit hochgezogenen Augenbrauen. "Du warst definitiv auch nicht meine erste Wahl, keine Sorge."

"Mrs. Collister, würden sie nun bitte wenigstens aufmerksam sein?" fuhr Mademoiselle Leclerc mich an. Meine Gedanken mussten sich im Moment erst einmal ordnen, also schenkte ihr ihr bloß einen genervten Blick, was natürlich nicht förderlich für mich war, wenn man bedachte, dass ich das ganze Schuljahr mit ihr auskommen musste. Jedoch dachte ich im Moment wirklich nicht darüber nach. 

"Nun bitte an die Barre!" Die Stimme meiner Lehrerin duldete keinen Widerspruch, und somit begaben wir uns alle an die Stange, um uns aufzuwärmen. 

Anschließend gingen in in die Partnerübungen über und Nick legte seine Hände an meine Taille. Ich versuchte die Situation so gut wie möglich zu meistern, jedoch fiel es mir sichtlich schwer. 

"Croisé!" rief Mademoiselle Leclerc und ich richtete mich auf. "Arabesque!" Wir waren wortwörtlich Marionetten, doch dieses Gefühl war nicht so schlecht wie es sich anhörte. Jeder von uns genoss es in gewisser Weise, ansonsten wären wir nicht hier. 

"Baut Vertrauen zu euren Partner auf, wenn ihr das nicht tut, wird es sich in eurer Aufführung widerspiegeln. Und denkt daran, wir können euch jederzeit von eurem Dienst befreien." Sie hätte genauso gut sagen könne, dass sie uns rausschmeißen konnten, wann sie wollten. Wir waren unwichtig, unbedeutend für sie. Wir alle waren ersetzbar. Doch trotz meines Unbehagens versuchte ich mit aller Macht, Vertrauen zu Nick aufzubauen. 

Wir tanzten durch den kompletten Saal. Ich muss mir eingestehen, dass die Choreografie großartig war. Es sah so anmutig aus, wie wir alle durch den Raum schritten, als würden wir schweben. "Grand jeté!" Wir befolgten jeden ihrer Anweisungen, als hätten wir nie etwas anderes getan. 

Nun stand ich eben neben Nick. "Ich hoffe für dich, dass du dir nichts tust." flüsterte er mir ins Ohr. Ich zuckte unwillkürlich zusammen und sah ihm in die Augen, wobei ich meinen Kopf anheben musste da er etwa einen halben Kopf größer war als ich. So etwas würde er doch nicht tun, oder etwa doch? "Das wagst du dir nicht." gab ich so selbstsicher wie möglich zurück. "Du kennst mich wirklich zu wenig. Das sollten wir ändern." grinste er mich an. Ich schluckte und sah wieder nach vorne, um mich zu konzentrieren. 

Nach zwei Stunden Training ging ich mit Michelle völlig erledigt zum Abendessen, wo wir uns zu Jacob und meinem Bruder an den Tisch setzten. Dieser erzählte bereits, anscheinend schon etwas länger, da Jacob schon ziemlich genervt aussah, von seinem Training für die Hauptrolle. 

Ich signalisierte ihm, dass ich ihn verstehen konnte, indem ich die Augen verdrehte. Obwohl ich meinem Bruder die Rolle gönnte, war er doch zur Zeit sehr nervig.

Michelle fragte in die Runde, on wir heute Abend nochmal gemeinsam etwas unternehmen wollten, da wir lange nichts mehr zusammen gemacht hatten, jedoch erhob Niklas seine Stimme: "Wir üben heute Abend alle nochmal, also alle Hauptrollen. Sorry Leute, aber heute können wir nichts machen." "Tut uns Leid, das nächste Mal fragen wir dich nicht mehr okay?" fuhr ich ihn an. So langsam ging mir das ganze Getue auf die Nerven. Was wollte er uns und sich selber eigentlich beweisen? 

Ich stand auf uns brachte mein Geschirr zurück, als mich jemand am Arm festhielt. Als ich mich herumdrehte, sah ich geradewegs in Adrians braune Augen. "Hey." sagte er in einem fast schon schüchternen Ton. "Hey." Ich sah erst auf meine Schuhe und anschließend zurück in sein Gesicht. "Was gibts?" "Ähm .." Er fuhr sich mit seiner Hand durch die Haare uns stockte. "Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du heute nach unserer Probe in den Tanzsaal kommen willst. Ich dachte, dass wir vielleicht nochmal tanzen könnten." 

"Aber mein Bruder ist auch da, das weißt du doch." Ich sah ihn verzweifelt an. Wie gerne ich mit ihm tanzte .. Jedoch wollte ich ihm keine Schwierigkeiten bereiten. Doch seine Augen ließen nicht von meinen ab. "Okay." rutschte es mir heraus, bevor ich es verhindern konnte. Er flüsterte "Gut." und dann er er auch schon wieder verschwunden und ich kehrte in mein Zimmer zurück, ohne vorher nochmal nach den Anderen zu sehen, zuerst musste ich meine eigenen Gedanken ordnen. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 28, 2017 ⏰

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