Kapitel 6

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Ich rannte auf die Bühne und suchte mir einen guten Platz ganz vorne aus, damit ich vielleicht eine bessere Chance hatte, gesehen zu werden. Dann setzte die Musik ein. Den Titel kannte ich noch nicht einmal. Dennoch wusste ich wann es losging, und nun tanzte ich als gäbe es kein Morgen mehr. Ich bemerkte erst, dass es vorbei war, als die Musik verstummte und die Lehrer, oder was sie auch immer sein mochten, klatschten. >>Danke, wir sehen uns nachher noch mal.<< Dann gingen wir alle von der Bühne und ich war sehr erleichtert, der schwerere Teil von beiden war geschafft. 

>>Ich bitte die Tänzer mit den Nummern 2500 bis 3000 auf die Bühne<< hörte ich den Mann auf der Bühne sagen. Ich war mittlerweile wieder auf mich alleine gestellt, da Niklas und Alex ja kein Ballett tanzten. Ich ging also wie die anderen Tänzer auf die Bühne. Dann ging es in der Reihenfolge der Nummern voran. Meine Nummer war die 2673, also würde ich wahrscheinlich wieder reichlich Zeit haben bis ich an der Reihe war. Ich ließ mich an einem ruhigen Ort hinter der Bühne nieder und betrachtete die Personen.Nach einer Weile wurde mir das aber zu langweilig und ich beschloss, mir die Hip Hop Aufführungen anzusehen.

Der Saal war nebenan, ich würde gerne wissen, wie viele die hatten. Zum ersten Mal hatte ich Zeit, mir alles ein bisschen genauer anzusehen. Die Wände waren in beige und weiß gehalten, der Boden war marmoriert. Die riesigen Flügeltüren führten im Erdgeschoss hauptsächlich zu Sälen und Unterrichts- und Proberäumen. Ich konnte noch nicht viel von dem restlichen Gelände sehen, das ja angeblich so groß sein sollte.

Als ich im Türrahmen stand, sah ich Niklas hinter der Bühne warten, anscheinend war er gleich dran. Ich beschloss, ihm nochmal viel Glück wünschen. Also schlich ich mich unbemerkt an der Security vorbei und rief: >>Niklas!>> Er drehte sich ruckartig um, als er meine Stimme hörte.

>>Elena! Wie bist du hier rein gekommen?<<

>>Ähm, egal. Ich wollte dir nur nochmal viel Glück wünschen.<< 

>>Danke. Werd ich gebrauchen können, bei den Tänzern hier.<<

Und schon wurde er von dem Moderator, oder wie ich ihn auch immer nennen mag, aufgerufen und betrat die Bühne. Ich sah mir noch einmal die anderen Tänzer an. Mein Blick blieb bei einem dunkelhaarigen Typen hängen, der seine Augen anscheinend schon die ganze Zeit bei mir hatte. Seine fast schwarzen Augen nahmen mich so gefangen, dass ich jegliches Zeitgefühl verlor. Sie durchdrangen die meinen ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Und doch schaffte ich es irgendwann meine Augen von ihm abzuwenden und ohne noch einmal zurück zu blicken den Saal zu verlassen.

Wieder bei meiner Gruppe angekommen, tanzte gerade die Nummer 2640. Oh mein Gott, wie lange war ich bitte weg? Schnell rannte ich in eine Garderobe, machte mir einen ordentlichen Dutt, damit mir die Haare beim tanzen nicht ins Gesicht fielen. Dann zog ich ein weißes Top und darüber mein Tutu an und schnürte meine Spitzenschuhe. Dann begann ich mich aufzuwärmen und die Choreografie noch einmal im Kopf durch zugehen. Ich stellte mich an den Bühnenrand und betrachtete meine Konkurrenz. >>Und nun die Nummer 2673.<< Ach du scheiße, das war ja ich! Jetzt schön selbstbewusst wirken, Elena, ganz ruhig bleiben. Ich rannte auf die Bühne und verbeugte mich elegant. Wir mussten alle zum gleichen Lied tanzen: Little by Little von Heinali. Also musste ich meinen Tanz darauf anpassen.

Die Musik setzte ein und ich begann zu tanzen. Meine Gedanken waren einzig und allein bei der Choreografie, denn wenn ich jetzt einen Fehler machen würde, wäre mein ganzer Traum dahin. Ich machte einen Spagatsprung, und als ich aufkam begab ich mich in ein Arabesque. Ich wirbelte auf der Bühne herum und merkte, wie sich mein Tutu hob und senkte. Als die Musik schneller wurde und in wenigen Sekunden ihren Höhepunkt erreichte, tanzte ich ein Fouett'e en tournant und streckte mein Bein anschließend in die Höhe bis zu meinem Kopf und drehte mich dabei weiter. Meine Endposition war ein Croisè und ich verbeugte mich mit so viel Eleganz und Anmut, wie ich nur konnte. Es war vorbei. Jetzt konnte ich nur noch hoffen.

*Zeitsprung*

Jetzt saß ich hier mit Niklas an meiner linken und Alex an meiner rechten Seite. Sie hatten vor dem riesigen Hauptgebäude, falls es überhaupt das Hauptgebäude war, eine Freilichtbühne aufgebaut, wo nun die zukünftigen Schüler nacheinander aufgerufen wurden. Bei insgesamt 1000 Schülern, die aufgenommen werden konnten, konnte ich natürlich lange auf meinen Namen warten. >>Der nächste junge Nachwuchstänzer an unserer Schule ist Niklas Collister.<< >>Aww!!<< Ich umarmte meinen Bruder stürmisch bevor er auf die Bühne ging und anschließend mit einem Brief zurückkam. >>Kann ich ihn mal angucken?<< fragte ich ihn mit einem Hundeblick. >>Nein, nachher.<< flüsterte er mir zu. Alex neben mir konnte seine Füße schon nicht mehr still halten, als auch er auf die Bühne gerufen wurde. Beide saßen überglücklich neben mir, ich musste noch immer auf meine Bestätigung hoffen. 

>>Wir sind mittlerweile bei den letzten 50 Schülern angekommen. Es wird spannend!<< 

Na geil, soll ich mich jetzt freuen oder was? Ich hörte die Namen an mir vorbei schweifen. Dann merkte ich wie jemand an meiner Schulter rüttelte. >>Los, geh vor!<< Wie jetzt? Ich sah ihn fragend an, um sicher zu gehen, dass er mich nicht auf den Arm nahm. Ihr wisst ja, Geschwisterliebe und so. >>Wo ist Elena Collister?<< fragte der Moderator auf der Bühne. Ich sprang von meinem Stuhl auf und ging mit schnellen Schritten auf die Bühne. Dann realisierte ich was das hieß: Ich war aufgenommen! In meiner Traumschule! Ich bekam den Brief in die Hand gedrückt und verließ die Bühne wieder. Wieder spürte ich Blicke auf mir. Als ich mich umsah, blickte ich geradewegs in ein mir bekanntes Paar braun-schwarze Augen. Der Junge von vorhin! Er war wirklich heiß in seinem weißen T-Shirt mit V-Ausschnitt und seiner schwarzen Röhrenjeans. Seine dunkelbraunen Haare hatte er hochgestylt, was wirklich sexy aussah. Er muss gemerkt haben, dass ich ihn durchgecheckt habe, denn er grinste mich mit einem dreckigen Lächeln an. Ich schenkte ihm mein strahlendstes Lächeln und setzte mich wieder auf meinen Platz. Als ich wieder zu ihm rüber sah, bemerkte ich, dass auch er bereits einen Brief in der Hand hielt. Mein Herz machte einen Sprung. Vielleicht konnte ich später mal mit ihm tanzen?

Beruhig dich Elena!  Was? Das ist ein typischer Macho, der will dich doch nur flachlegen! Na und? Wer sagt, dass ich das nicht will? Elena!? Ja ja, ist in Ordnung, ich will ja nicht nur flachgelegt werden, sondern auch geliebt. Aber er ist heiß. Ich weiß, aber jetzt guck wo anders hin!

>>Das war unsere Veranstaltung! Wir hoffen es hat ihnen gefallen, wir sehen unsere Schüler am 5. Juli hier wieder und halten dann unsere Eröffnungszeremonie. Den anderen Tänzern, die wir leider nicht aufnehmen konnten, wünschen wir viel Glück bei ihrer weiteren Entwicklung. Danke!<< verabschiedete sich der Mann auf der Bühne von uns. 

Ich fuhr mit Niklas, Leonie und meinen Eltern zurück zum Hotel. Davor wartete Alex auf uns. Ich sprang ihn förmlich an >>Wir sind alle angenommen!<< >>Ist mir klar, Süße.<< Er lächelte mich an und seine weißen Zähnekamen zum Vorschein. Mit dieser Vorstellung schlief ich auch ein, ich war angenommen! Am Morgen frühstückten wir alle gemeinsam, meine Familie und Alex. Dann mussten wir jedoch zurück fahren und ich umarmte Alex gefühlte 5 Minuten. Dann fuhren wir los, jedoch schlief ich die ganze Fahrt über. 

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So, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Ich kann leider die nächste Woche nichts posten, da ich unter anderem in Paris bin und da kein Internet habe. Tut mir echt Leid. ich geb mir Mühe heute noch eins zu schreiben, damit ich es morgen früh, eigentlich eher in der Nacht, bevor wir losfahren hochladen kann. Danke für die Reads und Votes <3 Aber hey, ihr dürft gerne auch kommentieren und Verbesserungsvorschläge geben. :)

Lots of Love - Sara

Lights Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt