Dies ist meine allererste Geschichte und ich bin ziemlich nervös, sie für euch zu öffnen. Ich hoffe, sie gefällt wenigstens einer Person ;) Dies ist der erste Teil einer längeren Reihe. Viel Spaß beim Lesen :)
Nach einigen Problemen, ist dieser erste Teil hoffentlich öffentlich zu lesen.
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Da war ich also. Mitten in einer kleinen Stadt, in der - so lese ich es auf dem Ortseingangsschild - 546 Menschen leben. Wie können die das eigentlich so genau sagen? Wird das Schild bei jeder Geburt und jedem Todesfall neu bemalt? Es sieht ein bisschen so aus, als wäre dieser Ort in den 70er Jahren stehen geblieben. "Willkommen in Riverdale - die Stadt mit Pepp" kann ich auf dem Schild lesen. Ich würde zwar mit "Pepp" etwas anderes bezeichnen als das hier, aber gut, ich sollte mich nicht beschweren. Schließlich ist dies der erste Ort seit Tagen, an dem ich das Gefühl habe, nicht schreiend weiterfahren zu wollen. Außerdem ist mein Tank so gut wie leer und ich völlig übermüdet.
Zu meiner Rechten befindet sich ein Imbiss, welcher - zumindest laut Schild - 24 Stunden geöffnet hat und zu meiner Linken eine Wohnwagensiedlung. Ich kann mich nicht entscheiden, wo ich zuerst hin möchte.. Ich habe wahnsinnig Hunger. Der letzte Halt liegt eine Weile zurück und ich bin froh, dass mein Hungergefühl sich überhaupt wieder zeigt. Die letzten Monate waren nicht einfach. Familie, Freunde, das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit... Strömender Regen durchnässt meine Haut als ich hektisch ein paar meiner wichtigsten Habseligkeiten zusammenpacke und ins Auto schmeiße... Das Röhren des Motors... Mein Name, als der Mensch, den ich glaubte am besten zu kennen, mir hinterherruft... "Carla!!"...
Ich blinzele und schüttele die düsteren Gedanken ab. Von jetzt an schaue ich nur noch nach vorne. Die Vergangenheit habe ich weit hinter mir gelassen. 3588 Kilometer um genau zu sein. Ich sollte wirklich etwas essen. Seufzend drehe ich mich zu dem Imbiss um. "Pop's" steht in leuchtend roten Buchstaben quer über dem Eingang geschrieben. Als ich durch die Tür gehe umgibt mich ein seltenes und längst verloren geglaubtes Gefühl der inneren Ruhe. Dieser unscheinbare kleine Laden erinnert mich sehr an ein Restaurant aus einem meiner Lieblingsbücher. Ich lächle und suche mir einen Platz ganz hinten in der Ecke. Zum einen mag ich es, wenn ich überblicken kann, wer sich wo befindet und zum anderen werde ich nicht gerne beobachtet. Ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt. Leute zu beobachten gibt mir außerdem Inspiration für meine Charaktere. Ich schreibe. Leidenschaftlich gerne und mit einer doch recht beachtlichen Zahl an Lesern auf meinem Online-Blog. Aber das war es auch schon. Leben kann ich davon ganz sicher nicht. Was ziemlich frustrierend ist, da schreiben mich alles andere vergessen lässt und mir das Gefühl gibt, über etwas Kontrolle zu haben. Noch hat jedenfalls keiner meiner Charaktere ein Eigenleben entwickelt. Schließlich ist dies nicht "die unendliche Geschichte".
Es ist jetzt 23:27 Uhr. Ich bin froh, dass in einer so kleinen Stadt überhaupt etwas auf hat. Immerhin könnte ich hier auch den Rest der Nacht verbringen, denn ich habe absolut keine Ahnung, wo ich schlafen soll. Ich reibe mir den Nacken. Schlafen im Auto hat mir schon die zweite Verrenkung eingebracht. Da sitze ich lieber hier. "Miss, was möchten Sie bestellen?" fragt mich ein älterer Mann mit "Pop's"-Uniform. "Eine Cola wäre toll. Oder ein Milkshake. Ja, ein Milkshake ist jetzt das Richtige". Ich schaue schnell auf die Karte. "Der mit Mint bitte. Und was auch immer Sie um diese Uhrzeit noch zu essen anbieten". Meine Worte überschlagen sich beinahe. Ich war mir nicht bewusst, dass ich SOLCHEN Hunger hatte. Außerdem war es auch schon eine Weile her, dass ich mit jemandem gesprochen habe. Meine Stimme klingt fremd. Der ältere Mann schaut mich mit milden und freundlichen Augen an. "Normalerweise ist die Küche seit eine halben Stunde zu, aber Sie sehen aus als hätten Sie einen langen Weg hinter sich. Ich werde mal schauen, was ich noch zaubern kann". Ich lächle ihn dankbar an.
Als der Mann in der Küche verschwindet, schaue ich mich genauer um. Der Imbiss ist um diese Zeit recht spärlich besucht. Außer mir sitzen bloß zwei andere Leute hier. Ein Trucker, der sich gerade auf den Weg macht und ein Junge, der völlig versunken hinter seinem Laptop sitzt und eifrig vor sich hin schreibt und immer wieder etwas auf einen Notizblock kritzelt. Wieder muss ich lächeln. Ja, dieser Imbiss gefällt mir. Ich beobachte den Jungen ein wenig genauer: Schwarze lockige Haare, eine graue Mütze auf dem Kopf und ein einfacher schwarzer Pullover mit Jeans. Seine Augenfarbe kann ich nicht erkennen, aber er hat die Augen zusammengekniffen und zieht die Stirn kraus. Offensichtlich ein schwieriges Thema.
Der ältere Mann kommt wieder und hat neben meinem Milkshake auch zwei sehr verlockend riechende Taccos auf seinem Tablett. "Bitteschön, Miss. Ich hoffe, Sie mögen mexikanisch. Diese Woche ist hier die 'Fiesta Mexicana'. Mexikanische Wochen." Er lacht bei meinem verwirrten Blick. "Ja ich weiß, was Sie jetzt denken. Die Bürgermeisterin möchte diese Stadt etwas attraktiver machen. Vor allem für jüngere Menschen". "Ihr ein bisschen mehr 'Pepp' verleihen, was?" Wir lachen beide auf. Bei diesem Geräusch dreht sich der Junge am Laptop zu uns um. Ich könnte schwören, dass er diese Anspielung ebenfalls gehört hat, denn einer seiner Mundwinkel zieht sich leicht nach oben. Fast so, als wollte er lächeln, traut sich aber nicht so recht. Unsere Augen treffen sich für einen Augenblick und ich stelle fest, dass sie eine hübsche Mischung aus grün und braun sind. Ich blicke erneut zu dem Mann und bedanke mich. "Pop" zeigt sein kleines Schild an der Uniform. "Hey, sind Sie etwa der Besitzer hier?" "Richtig. Das hier ist mein Lebenswerk." Er breitet die Arme aus und zeigt um sich. "Wirklich nett hier. Es gibt einem das Gefühl von Behaglichkeit." Er verschwindet mit einem Lächeln auf den Lippen wieder in der Küche.
Das Essen ist - entgegen meiner Erwartung - hervorragend. Ich kenne einige mexikanische Restaurants und habe über die Jahre einen gewissen Standard aufgebaut. Nach beiden Taccos trinke ich von meinem Shake und seufze zufrieden. Jetzt, nachdem mein dringendstes Bedürfnis gestillt ist, kann ich meine Situation genauer überdenken. Ich bin Mitte zwanzig, habe einen guten Abschluss von der Universität und einen gut bezahlten Job. Okay, den Job habe ich möglicherweise nicht mehr nachdem ich vor drei Wochen ohne ein Wort weggefahren bin. Meine Sachen passen in mein Auto. Das einzige, was mir davon etwas bedeutet, sind mein Computer und mein Keyboard. Wow, ich habe es wirklich weit gebracht denke ich zynisch. Gestrandet mitten im Nirgendwo in einem 24-Stunden-Imbiss und nicht der leisesten Ahnung, wie ich mit meinem Leben weitermachen will. Was sind meine Möglichkeiten? Wo will ich hin?
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Finding myself
FanfictionCarla lässt ihr altes Leben hinter sich und fährt ohne Ziel ins Unbekannte um ihr Leben wieder neu zu ordnen. Die Bewohner ihrer neuen Heimat sind größtenteils nett und zuvorkommend - zumindest auf der einen Seite der Stadt. Und obwohl Carla sich na...