Kapitel 3 - Jobsuche

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Als ich aufwache ist es bereits hell. Ich muss länger geschlafen haben als beabsichtigt. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es 10:21 Uhr ist. Oh man. Das war es wohl mit meinem schönen Plan, Jughead zum Frühstück einzuladen. Dabei fällt mir ein, dass heute Freitag ist und ich sowieso keine Ahnung habe, ob er arbeitet oder noch zur Schule geht. 

Ich beschließe, meine Suche nach Job und Unterkunft bei "Pop's" zu starten. Da ich Jughead nicht im Motel antreffe, hinterlasse ich eine kurze Notiz. Bin unterwegs um mir Job und Unterkunft zu suchen. Komme heute Abend wieder und würde dich gerne zum Essen einladen. Ich danke dir von ganzem Herzen. Carla

Bei Pop's angekommen, bemerke ich, dass es hier eine Pinnwand gibt. Ich gehe rüber und überfliege die Notizen. Katze entlaufen. Hundewelpen zu verkaufen. Pop's sucht Kellner/in. Babysitter... Warte, was? Ich gehe zurück und finde den roten Zettel. Tatsächlich, Pop's sucht Verstärkung. Die Suche beginnt vielversprechender als angenommen. Beschwingt wende ich mich an die Theke und bin ein bisschen enttäuscht, dass Pop selbst nicht da ist. Der alte Mann hatte die Spätschicht und ist bestimmt froh, wenn er ausschlafen kann. Ich wende mich anstatt dessen an eine Frau mit langen schwarzen Haaren, die im Licht wahnsinnig toll glänzen, und die darüber hinaus auch noch mit perfektem Make-Up aufwarten kann. 'Hermione' steht auf ihrem Schild. "Uhm.. Hermione? Kann ich Sie etwas fragen?" setze ich etwas unsicher an. Sie dreht sich zu mir um. "Aber sicher doch. Was kann ich für dich tun?" "Ich habe gerade gesehen, dass hier noch Verstärkung gesucht wird. Ich bin neu in der Stadt und auf der Suche nach einem Job. Ich habe früher auch schon mal gekellnert". Hermione schaut auf die Uhr. "Pop kommt in 6 Stunden zur nächsten Schicht wieder. Entweder du versuchst es dann noch mal oder hinterlässt deine Daten bei mir. Dann leite ich es an ihn weiter." "Danke, dann werde ich lieber persönlich noch mal vorbei kommen." Ich setze mich an einen der Tische, welche alle eine Tageszeitung haben, und durchforste die Speisekarte. 

Ich entscheide mich für ein großes Sandwich und einen warmen Kakao. Es ist Anfang Oktober und die Tage werden langsam kürzer und vor allem kälter. Auf der Titelseite ist ein orangener, grausig aussehender Kürbis zu sehen. Halloween beginnt hier scheinbar bereits Anfang des Monats mit einigen Events. Ich fühle mich in meine Lieblingsserie Gilmore Girls zurückversetzt. Dort gibt es im kleinen Stars Hollow viele sehr schöne Events, die vom eigensinnigen, aber wie ich finde, sehr liebenswürdigen, Bürgermeister Taylor Doose organisiert und mit viel Herzblut zelebriert werden. Wie schön. Ich wollte schon immer Teil einer so süßen Kleinstadt sein. 

Nachdem ich mir einen Überblick über die anstehenden Events gemacht habe, stecke ich die Seite ein und überfliege ein paar weitere Artikel, um ein bisschen mehr über die Stadt zu erfahren. Da ich bisher aber mit keinem Namen etwas anfangen kann, schlage ich die letzte Seite auf.

Die Zeitung hat eine kleine Sektion mit Jobangeboten. Meine Augen bleiben bei einer bestimmten Stelle hängen: Schulpsychologin, Teilzeit, Riverdale High, ab sofort besetzbar. Wow, so viel Glück kann ich doch gar nicht haben. Sollte ich in dieser winzigen Stadt tatsächlich eine Stelle mit meinem Studienabschluss finden? Überglücklich schreibe ich mir alle Daten auf und nehme mir vor, nach dem Frühstück dort vorbei zu gehen. 

Nachdem ich an meinem Laptop meine Bewerbungsunterlagen auf den neuesten Stand gebracht habe, ziehe ich mir etwas angemessenes und seriöses an und mache mich auf den Weg zur Schule. Die Riverdale High sieht von außen hell und freundlich aus. Obwohl es etwas windig ist, sehe ich noch einige Sportkurse auf dem Sportgelände. Mein unglaublich guter Orientierungssinn bringt mich zwar bis zum Haupteingang, aber das Sekretariat kann ich nicht finden. Nach ungefähr 20 Minuten habe ich mich gänzlich im Schulgebäude verlaufen. Es wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als einen Schüler nach dem Weg zu fragen. Wunderbar... 

Ich halte den nächstbesten Schüler an. "Hey.. uhm, tut mir Leid, aber ich habe mich ein wenig verirrt." Ich lache nervös. "Ich suche das Sekretariat." Der Junge mit den roten Haaren und der Jacke eines Sportclubs der Schule lächelt mich breit an. "Komm mit mir. Ich zeige dir den Weg. Bist du neu hier?" Er stellt unzählige Fragen auf einmal. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob er auch eine Antwort hören will. Also lächle ich nur und nicke ab und an. Als wir am Sekretariat ankommen, geht gerade die Tür auf... und Jughead kommt heraus. Hinter ihm läuft ein hübsches blondes Mädchen und greift nach seiner Hand. Okay, damit hätte sich meine Frage nach Schule oder Arbeit erledigt. Jughead sieht uns und bleibt vor uns stehen.

"Hey Archie, hast dir direkt die Neue in der Stadt an die Hand genommen, was?" Er lacht. Archie schaut zwischen uns hin und her. "Ihr kennt euch?" "Ja, flüchtig" antworte ich ausweichend. Ich will diesen beiden Teenagern nicht erklären, dass Jug mir sozusagen Asyl gewährt hat und ich bei weitem nicht so wohlhabend oder seriös bin wie ich gerade aussehe. "Nett, euch kennen zu lernen, aber ich muss jetzt etwas wichtiges erledigen" sage ich und verschwinde hinter der Tür. 

Eine streng aussehende Frau Mitte sechzig sitzt vor einem Computer und hält sich das Telefon an ein Ohr. "Hören Sie, es ist mir total egal wie Sie das anstellen, aber ich will das Ergebnis noch heute auf meinem Schreibtisch. Haben Sie das verstanden?" Das scheint ein nettes Gespräch zu werden denke ich ein wenig nervös. Hoffentlich ist sie nicht für die Bewerbungsgespräche zuständig oder hat Einfluss auf die Besetzung. Als sie auflegt, lege ich mein bestes und freundlichstes Lächeln auf, straffe die Schultern und gehe selbstbewusst auf sie zu. 

Wenn ich eines während meiner Studienzeit gelernt habe, dann, selbstbewusst auftreten obwohl man sich innerlich klein, schwach und super unwichtig vorkommt. "Entschuldigen Sie vielmals Frau... Nickels, ich habe die Stellenanzeige als Schulpsychologin gesehen und würde mich gerne persönlich für diese Stelle vorstellen."  Sie mustert mich von oben bis unten, kommt aber offensichtlich zu keinem eindeutigen Ergebnis. "Nunja... die Gespräche finden am Montag statt" sagt sie genervt und schaut in einen Terminkalender. "14:30 Uhr kann ich Ihnen anbieten. Wie ist denn Ihr Name?" "14:30 Uhr passt hervorragend. Meine Name ist Carla Hale. Könnte ich bereits jetzt meine Unterlagen bei Ihnen abgeben?" frage ich sie gewinnend. "Natürlich, ich werde Sie Dekan Weatherbee hinterlegen." Das Telefon klingelt erneut. "Vielen Dank für Ihre Mühen. Ich wünsche noch einen wunderschönen Tag."

Ich verabschiede mich, noch immer lächelnd. Puh, das war anstrengend, aber nicht so schlimm wie befürchtet. Dieser kleine Auftritt hat mir allerdings mehr Energie geraubt, als mir lieb ist und ich flüchte schnell in das Motel um mir etwas bequemeres anzuziehen. Da mir noch 3 Stunden bleiben, bis ich wieder zu "Pop's" muss, fange ich an, mir die Stadt genauer anzusehen.

Finding myselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt