Kapitel 13 - Sehnsucht

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Dass ich normalerweise nicht so agieren würde wie jetzt und dass ich das sehr wahrscheinlich morgen in mehrerlei Hinsicht bereuen würde, wusste ich tief in mir drin bereits, aber es war mir egal. In diesem Augenblick, angenehm beflügelt vom Alkohol und befeuert durch die Musik, sehe ich FP im Dämmerlicht an und rücke näher. Er legt eine Hand auf mein Bein und die andere über die Lehne des Sofas. Meine Hand lege ich auf seine Brust. Wir brechen den Augenkontakt nicht. Auch als ich meine flache Hand zu einer Faust mache, ein Stück seines Shirts dabei zwischen die Finger nehme und ihn langsam zu mir herüber ziehe, schaut er mich aus diesen wundervollen braunen Augen an, die so ausdrucksstark sind und in letzter Zeit so unendlich traurig ausgesehen haben.

FP nimmt die Hand von der Lehne und legt sie mir um die Wange. Er streicht leicht mit dem Daumen über mein Kinn und ich schließe bei dieser Berührung unwillkürlich die Augen und atme tief ein und aus. Meine Augen flattern wieder auf und ich sehe FP's Gesicht nur wenige Millimeter von meinem entfernt. Seine Augen leuchten. 

Als seine Lippen meinen Mund berühren, entfährt mir ein leiser Seufzer. Seine Lippen fühlen sich so weich an, sanft. Ich lehne mich noch näher zu ihm und drücke dabei meine Lippen fester auf seine. FP nimmt seine Hand von meiner Wange und greift um mich. Jetzt ist kaum noch Platz zwischen uns. Unsere Münder bewegen sich synchron und FP fährt mit seiner Zunge über meine Unterlippe. Ich erschaudere und öffne den Mund. Sofort finden FP's Lippen meine wieder und unsere Zungen berühren sich. Wow. Einfach nur wow ist alles, was ich in diesem Moment denken kann. Zusammenhängende Gedanken sind unmöglich. 

Der Kuss fängt Feuer und von der anfänglichen Sanftheit ist kaum noch etwas übrig. Sein Mund wandert von meinen Lippen zu meinem Hals. Seine Bartstoppeln kratzen über meine empfindliche Haut, und als er anfängt  zu saugen, keuche ich auf. Gleichzeitig bewegt er seine andere Hand mein Bein entlang. Immer höher, bis er mir in die Innenseite meiner Oberschenkel kneift. Mein Keuchen wird zu einem Stöhnen. Vage nehme ich wahr, dass wir uns noch immer in einer Bar voller Menschen befinden, aber ich kann nichts dagegen tun. Mein Gehirn hat sich verabschiedet. Ich fühle nur noch.

FP's POV

Diese Frau macht mich wahnsinnig. Sie mag zwar angetrunken sein, aber das hier fühlt sich definitiv nicht so an, als ob sie es nicht wirklich wollen würde. Es mag egoistisch von mir sein, dass ich ihren Zustand etwas ausnutze, aber ich habe mir das hier so oft ausgemalt. Sie fühlt sich so warm an, so weich unter meinen Händen. So zerbrechlich. Ich kann ihren rasenden Puls an meinen Lippen fühlen und als sie unter meiner Berührung aufkeucht, merke ich, wie sich auch mein Puls deutlich erhöht. Da ich nicht will, dass jemand anderes außer mir dieses wundervolle Geschöpf so sieht oder hört, wende ich all meine Willenskraft auf und löse mich von ihr. "Darling, wir sollten das hier besser woanders hin verlegen. Komm", ich reiche ihr eine Hand und ziehe sie hoch. 

Carla's POV

Der abrupte Abbruch unserer Berührungen hinterlässt ein seltsames Gefühl der Leere in mir. FP will woanders mit mir hin. Besser ist das denke ich. Ich will diese Show nicht für ein Publikum abziehen. Ein Teil von mir ist neugierig, wo wir hingehen werden und was alles passieren wird. Ein anderer, durch den Alkohol betäubter Teil, ist nervös. Ich hatte noch nie einen One Night Stand. Ich bin noch nie zu einem fast fremden Mann nachts nach Hause gegangen. Aber es fühlt sich einfach zu gut an, um jetzt aufzuhören. Ich greife seine Hand und gehe hinter ihm her.

FP und ich verlassen die Bar und gehen auf einen grünen Truck zu. Ich lache. FP runzelt die Stirn? "Was habe ich verpasst, Süße?" "Es ist nur," kichere ich "dass Luke auch so ein Auto fährt." FP's Augen werden schmal und er dreht mich zu sich und greift meine Schultern. "Luke? Wer zum Teufel ist Luke? Wenn du jemanden triffst, hättest du das besser vorher mal erwähnt, bevor du... Gott Baby..." er fährt sich mit einer Hand frustriert durch die Haare. 

Seine Moral irritiert mich. Wieso sollte es ihn interessieren, ob ich jemanden treffe? Ist ja nicht so, als wäre ich die einzige, mit der er sich trifft. Diese Illusion mache ich mir nicht. Nicht bei seinem Aussehen und Stand. Ich habe mitbekommen, wie Caleb und der andere vor ihm gekuscht sind und wie uns niemand gestört hat. Offensichtlich hat FP Rang unter den Serpents. Auch, wenn er bisher nicht mit der Sprache herausgerückt ist, welchen genau.

Ich umfasse sein Gesicht mit beiden Händen. "FP, ich treffe niemanden. Luke ist ein Charakter aus meiner Lieblingsserie." Sofort werden seine Augen weicher. Er lockert seinen Griff und wendet sich ab. Er geht zum Auto und öffnet die Tür für mich. Ich steige neben ihn auf den Beifahrersitz. Das Auto rollt und wir beginnen unsere Fahrt. 

Finding myselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt