Es ist hell. So hell. Ich kann meine Augen nicht öffnen, merke aber bereits, dass es mir nicht gut geht. Mein Kopf tut weh und mir ist schlecht. Das ist einer der Gründe, wieso ich nicht trinke. Der Kater am morgen ist schrecklich. Ich drehe mich weg vom einfallenden Sonnenlicht, um wenigstens eins meiner Augen zu öffnen. Als mir das endlich gelingt, verschlägt es mir den Atem und ich reiße beide Augen auf. Neben mir liegt FP und schläft. Oh Gott, oh nein, nein, nein. Die Erinnerung an gestern Nacht bricht über mir zusammen.
FP und ich im Whyte Wyrm, FP und ich im Trailer, mein Rücken gegen die Tür. OH NEIN, was habe ich getan? Ich denke angestrengt nach, aber ich bin wirklich nicht sicher, was wir getan haben oder wie weit wir gegangen sind. Ganz leise lasse ich meinen Kopf auf das Kissen sinken und schließe die Augen. Okay, ganz ruhig. Ich muss hier raus. Und zwar ohne, dass er mich sieht.
Ich verweile einen Augenblick auf FP's Gesicht. Er sieht friedlich aus. Sanft. Gar nicht wie der prollige, harte Mann, der er oft vorgibt zu sein. Ich bin kurz davor, ihm über die Wange zu streichen, kann mich aber gerade noch bremsen. Ich setze mich auf und teste, wie schlimm der Kater ist. Nicht so schlimm, wie zunächst befürchtet. Langsam schiebe ich die Bettdecke von mir. Bitte lass ihn jetzt nicht aufwachen flehe ich stumm.
Ich suche das Badezimmer. Erleichtert schließe ich die Tür und richte mich vor dem Spiegel so weit wieder her, wie es eben ohne Bürste und Make-Up geht. Leise öffne ich die Tür und schleiche zur Trailertür. Meine Hand legt sich um den Türknauf... "So schlimm, dass du gehst, ohne dich zu verabschieden?" Ich zucke zusammen. FP steht direkt hinter mir. "Ähm.. also", stammele ich. "Ich wollte dich nicht wecken... und... ich dachte... ich dachte nicht, dass du Wert auf meine Anwesenheit heute morgen legst." Mein Gesicht ist noch immer der Tür zugewandt. Ich kann ihn nicht ansehen. Vermutlich kann ich weder ihm noch Jughead jemals wieder ins Gesicht sehen.
"Komm, trink erst mal einen Kaffee." FP geht in die Küche und setzt Wasser auf. Unsicher bleibe ich an der Tür stehen. Es wäre unhöflich, jetzt einfach zu verschwinden und wenn ich ehrlich bin, will ich auch nicht gehen. Aber die Scham über gestern Nacht und die Überzeugung, dass ich für FP nur eine von vielen Eroberungen bin, lassen mich zögern. "Baby, komm, setz dich bitte", versucht es FP erneut.
Ich gebe auf. Langsam drehe ich mich um und setze mich auf einen der Barhocker. Dabei vermeide ich es, auch nur in seine Richtung zu sehen. Als eine Tasse heißer Kaffee vor mir landet, schließe ich dankbar meine Hände darum. Es ist ganz schön kalt geworden. Und mit meiner Weste von gestern bin ich definitiv zu kalt angezogen. "Hier." Ich blicke auf und sehe, dass FP mir ein kariertes Flanellhemd reicht. Ganz kurz flackert mein Blick zu seinem Gesicht. "Danke", murmele ich und nehme das Hemd entgegen. Als ich es anziehe muss ich schlucken; es riecht nach ihm. Ich widerstehe dem Drang, es fest um mich zu wickeln.
Was soll ich nur sagen? Wir brauchen dringend ein unverfängliches Gesprächsthema bevor ich im Boden versinke. Mein Blick fällt auf eine Gitarre. Bingo. Ich deute darauf. "Spielst du?" FP schaut von seinem Kaffee auf. "Bitte?" "Die Gitarre. Spielst du?" "Ach so.. Ja, aber nicht mehr häufig. Früher war ich mit Fred Andrews in einer Highschool-Band." Als er anfängt, darüber zu reden, hellt sich sein Gesicht auf und ich sehe ihn das erste Mal glücklich und wirklich entspannt. Er spricht mit solcher Leidenschaft von seiner Musik, dass ich mich ihm um einiges näher fühle. Wer hätte gedacht, dass der schroffe Mann in der Lederjacke, der gerne in zwielichtigen Kneipen und mit fragwürdigen Leuten rumhängt, ein Musiker ist. "...aber ich schwafele hier nur langweiliges Zeug vor mich her," endet er seine Erzählung und das Lächeln verlässt sein Gesicht.
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Finding myself
FanfictionCarla lässt ihr altes Leben hinter sich und fährt ohne Ziel ins Unbekannte um ihr Leben wieder neu zu ordnen. Die Bewohner ihrer neuen Heimat sind größtenteils nett und zuvorkommend - zumindest auf der einen Seite der Stadt. Und obwohl Carla sich na...