Kapitel 10 - Essen zu dritt

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Die Zeit vergeht viel schneller als ich dachte. Als ich meinen Bauch laut knurren höre und auf die Uhr schaue, stelle ich fest, dass es schon Mittag ist. Ich schnappe mir meine Jacke und laufe zu der einzigen Nahrungsquelle die ich bisher kenne - Pop's. Es nieselt ein bisschen, ich habe Hunger und meine Hand tut weh. Ich habe schlechte Laune. 

Im Diner angekommen, stelle ich fest, dass alle Tische belegt sind. Wie ist das möglich? Frustriert schnaufe ich, drehe mich um und will gerade wieder aus der Tür gehen als ich gegen jemanden pralle. Auch das noch. Ich atme tief durch und schaue auf. "Oh Jug," sage ich verwundert. "Hey Carla. Tut mir leid, dass ich heute morgen einfach weg bin. Aber du sahst gestern so erschöpft aus, dass ich dich nicht wecken wollte." Ich winke ab. "Ach was. Kein Problem. Der Laden ist voll. Du weißt nicht zufällig, wo ich was zu Essen her bekomme?", frage ich ihn hoffnungsvoll. 

"Klar," grinst er mich an. "Ich habe bestellt und esse jetzt mit meinem Dad. Weißt du, er hat mich heute morgen angerufen. So früh ist er sonst nie wach und er wollte mit mir essen. Das schlägt er sonst auch nie vor. Mich wundert es sowieso, dass er dich gestern fahren konnte und nicht zu betrunken war... Naja, also.. was ist? Kommst du mit?" Du schaust ihn verwirrt an. Diese ganzen Informationen müssen erst mal in dein Hirn vordringen und entschlüsselt werden. Jughead scheint sich sehr darüber zu freuen, dass FP ihn angerufen und zum Essen eingeladen hat. Naja, zumindest sowas ähnliches. Und was war das mit betrunken sein? 

"Ähm.", stammele ich. "Wenn das so besonders ist, dann solltet ihr beiden vielleicht besser alleine essen." Ich würde mich zwar freuen, FP so schnell wieder zu sehen und ihm auch für seine Fürsorge gestern danken, aber mit Jug dazwischen könnte es auch etwas unbehaglich werden.

"Ach, quatsch.", sagt er in dem Moment. "Er freut sich bestimmt, wenn ich dich mitbringe. Ich habe nicht unbedingt viele Freunde.", lacht er mich an. "O-okay. Ich warte draußen. Bis gleich." Schnell gehe ich an die frische Luft und überlege fieberhaft, ob das eine gute Idee ist. Die Spannung zwischen FP und mir war immer wieder zu spüren und ich will mich auf keinen Fall aufdrängen. 

Zusammen mit dem Essen, was vermutlich gut für acht Personen reichen würde, gehen Jug und ich Richtung Trailerpark. Als er vor einem stehen bleibt sagt er: "Hier wohne ich eigentlich.. Es ist.. kompliziert. Aber das hast du ja sicherlich schon gemerkt." Ich lache nervös. "Wer hat schon eine leichte Beziehung zu seinen Eltern?" Bei dem Gedanken an meine Eltern wird mir ganz schlecht. Schnell schüttele ich den Gedanken ab.

"Hey, Dad.", ruft Jug als er die Tür aufschließt. "Ich bin wieder da und habe noch jemanden mitgebracht." "Was, lässt Alice ihre kleine Prinzessin etwa auf die dunkle Seite?" fragt er sarkastisch. "Das kann ich dir nicht sagen," beginne ich als ich eintrete "aber die Eltern dieser Prinzessin hier sind weit weg und ich kann mich so lange auf der dunklen Seite aufhalten wie ich will." Ich lächle FP nervös an, der etwas erstarrt stehen geblieben ist und jetzt eine Augenbraue hebt. "Mit dir hatte ich in meiner bescheidenen Unterkunft als Letztes gerechnet." Ich fühle mich unbehaglich. Scheinbar war das keine gute Idee. 

"Tut mir leid. Ich wollte mich nicht aufdrängen. Jughead hat mich zufällig getroffen und eingeladen und..." "Hey, hey. Nein, so war das nicht gemeint.", sagt FP schnell. "Du kannst gerne bleiben und mit uns essen. Hätte ich gewusst, dass du kommst, hätte ich nur aufgeräumt." Er lächelt mich entschuldigend an. "Wollt ihr jetzt weiter rumstehen und euch entschuldigen oder können wir endlich essen?", vernehme ich von Jug. FP lacht auf. "Du denkst auch immer ans Essen. Gleich noch vor Betty." "Das stimmt nicht.. Naja.. Ich esse eben gerne."

Ich nehme zwischen den beiden an dem kleinen Tisch platz. Wir essen eine Weile schweigend bis mein Handy die Stille durchbricht. Charles zeigt das Display. Ich seufze und drücke ihn weg. Als ich nichts sage, merke ich, dass mich beide Jones-Männer mit hochgezogener Augenbraue anschauen. Fast muss ich lachen. Sie sind sich so ähnlich. 

"Was? Ich rufe später zurück. War nicht so..."; mein Handy klingelt erneut. "Das ist doch nicht wahr.", fluche ich vor mich hin. Jap, wieder Charles. Ich schalte das Handy aus. "Also, mit wem willst du nicht sprechen?", versucht es FP. Ich überlege, ob ich lügen oder die Wahrheit sagen soll. Ich entscheide mich für die Wahrheit, da ich nicht gerne lüge.

"Mein Exfreund. Und ich will nicht mit ihm reden, weil er Mist gebaut hat. So einfach ist das. Und jetzt will ich nicht weiter darüber reden.", sage ich etwas schnippischer als gedacht. "Oh, da hat aber jemand noch nicht abgebaute Aggressionen in sich.", stichelt FP. Ich schüttele nur den Kopf und esse weiter. "Dad!", sagt Jug. "Das war nicht sehr nett. Wieso bist du nur immer so unsensibel?", fragt Jughead sichtlich genervt. 

"Wo finde ich denn die Toilette?", frage ich, um der Situation zu entkommen. "Hinter der Ecke einfach links die Tür.", sagt Jug. Ich stehe auf und schaue mich nach meiner Tasche um. Wo hatte ich sie noch gleich hingelegt? Dabei gleitet mein Blick durch den Trailer. Zwei Sofas, Fernseher, kleiner Tisch, jede Menge leere Flaschen.. Warte.. Ich schaue genauer hin. Die Flaschen waren alle einmal mit Bier gefüllt. Ich erinnere mich an Jugs seltsame Bemerkung über das Trinken und reime mir einiges zusammen. Als ich mich wieder umdrehe, treffe ich auf FP's Blick. Ich eile schnell an ihm vorbei, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll. Das ist auf jeden Fall verstörend. Wohnt Jug deswegen nicht bei ihm? Weil er ein Alkoholproblem hat und lieber seinen Sohn verliert als damit aufzuhören?

Ich beschließe, zu gehen. Der Tag hat schon nicht gut angefangen und entwickelt sich immer schlimmer. Als ich zurückkomme, ist Jughead weg. FP und ich sind alleine.

Finding myselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt